Ohne Holz geht es nicht

So wird Papier hergestellt


Beim Papierwerk in Plattling wird Magazinpapier hergestellt.

Beim Papierwerk in Plattling wird Magazinpapier hergestellt.

Jeder kennt es. Jeder braucht es. Ob am stillen Örtchen oder auf dem Schreibtisch: Papier. Doch wie wird es eigentlich hergestellt? Freistunde hat das Papierwerk UPM Plattling besucht.

Die Rohstoffe:

Zellstoff

Zellstoff wird gewonnen, indem Holzschnitzel mit Chemikalien gekocht werden. Die Ausbeute an Zellstoff beträgt rund 50 Prozent des Holzes. Daher ist er sehr teuer. Durch verschiedene Chemikalien erreichen die Fasern einen hohen Weißanteil. Das heißt: Der Zellstoff ist sehr rein. Zellstoff wird nicht selbst in Plattling hergestellt, sondern in großen Mengen zum Plattlinger Werk geliefert.

Altpapierfasern

Altpapierfasern entstehen, wenn Altpapier aufbereitet wird. Zum Altpapier wird Wasser gegeben und unter Zugabe von Chemikalien mechanisch in einzelne Papierfasern zerkleinert. Dabei löst sich die Druckfarbe ab. Diese Farbe wird oben von der Masse abgeschöpft. Die einzelnen Altpapierfasern bleiben übrig. Sie sind ein guter Ersatz für Zellstoff. "Sechs- bis siebenmal können Papierfasern durchschnittlich recycelt werden", erklärt Michael Holler. Er ist Prozessentwickler bei UPM Plattling. Danach sind die Fasern zu kurz. In Plattling bereitet eine Maschine seit 1995 Flaschenetiketten auf und gewinnt daraus die Altpapierfasern.

Holzschliff

Holzschliff entsteht, wenn Holz zerkleinert wird. Dafür wird dieses zuerst entrindet. Das passiert in einer großen Trommel, in der die Baumstämme gegeneinander stoßen und so die Rinde abschlagen. Anschließend wäscht eine Maschine die entrindeten Baumstämme, sortiert sie nach Größe und Dicke und füllt sie in Kammern. Darin befinden sich drehende Schleifsteine, gegen die die Baumstämme drücken. Es gibt verschiedene Schleifsteine, die unterschiedlich rau sind. Mit großem Druck zerkleinert der Schleifer die Stämme. "Das kann man sich so vorstellen, als würde man das Holz an einer Feile reiben und zu Spänen zerkleinern", erklärt Michael Holler. Bei diesem Vorgang kommt viel Wasser dazu, das die Baumstämme kühlt. Sonst würden sie anfangen zu brennen. Sortier- und Mahlmaschinen bereiten das Holz nach dem Schleifen weiter auf bis zu den einzelnen Holzfasern. 98 Prozent des Holzes werden dabei verarbeitet. Der Rest wird zum Heizen benutzt. Die Holzfasern haben nun einen Weißanteil von 60 bis 65 Prozent. Dann folgt die Bleiche. Wasserstoffperoxid erhöht den Weißanteil auf 80 Prozent.

So wird Papier hergestellt:

Vorbereitung: Die Bestandteile mischen

Für Papier braucht man Holz, Wasser und Energie. Im Plattlinger Papierwerk besteht der Rohstoff Holz aus Holzschliff, Altpapierfasern und Zellstoff. Diese Bestandteile mischen Maschinen am Anfang zu einem Brei zusammen.

Erster Schritt: Das Blatt bilden

Dieser Brei kommt im nächsten Schritt auf sehr feine Siebe. So fließt das Wasser aus dem Brei ab. Die Fasern, die auf dem Sieb übrig bleiben, verbinden sich nun zu einem Papierblatt.

Zweiter Schritt: Das Papier trocknen

Das Papierblatt läuft nun zusammen mit dem Sieb um viele Rollen. Weiteres Wasser verdampft, das Blatt trocknet und verfestigt sich. Aus dem Brei ist Papier geworden.

Dritter Schritt: Das Papier weiter bearbeiten

Nun kommt Streichfarbe auf das Papier. An vielen Stellen hat das neue Papier kleine Hohlräume. Diese schließt der Füllstoff. Dadurch wird die Oberfläche glatter. Danach wird das Papier kalandriert. "Das ist sozusagen das Bügeln des Papiers", erklärt Michael Holler. Beim Kalandrieren pressen mehrere Walzen das Papier zusammen. Wenn man Druck, Temperatur und Walzengeschwindigkeit verändert, lassen sich verschiedene Effekte erzielen - zum Beispiel eine glänzende Oberfläche. Als letztes schneiden Maschinen das Papier in die gewünschte Größe und wickeln es auf große Rollen. So ist das Papier fertig zum Verkauf.

Unterschiedliche Rezepte

Jede Papiersorte ist anders zusammengesetzt. "Für jedes gibt es ein anderes Rezept", erklärt Michael Holler. Je nach Rezept wird unterschiedlich viel der Bestandteile gemischt. Bei reinerem und hochwertigerem Papier verwenden die Mitarbeiter beispielsweise mehr Zellstoff. Grundsätzlich versuchen sie, so viel Altpapier, also Altpapierfasern, wie möglich zu nehmen.

45 Gramm für Freistunde

Unser Zeitungspapier, auf dem auch das Freistunde-Magazin gedruckt wird, kommt nicht aus Plattling, sondern aus einem Werk aus dem oberbayerischen Schongau. Die Stärke des Papiers beträgt 45 Gramm pro Quadratmeter. Es besteht zu 100 Prozent aus Altpapier.

Fakten, Daten und Zahlen rund um das Papierwerk Plattling

Das benötigte Wasser bezieht das Werk aus der nahegelegenen Isar. Bevor es wieder in den Fluss zurückläuft, wird es gründlich gereinigt.

62.000 Tonnen Altpapier werden pro Jahr in Plattling verarbeitet.

Viele bekannte Magazine verwenden unter anderem Papier aus Plattling: zum Beispiel "Der Spiegel", "Focus" und "GEO".

Um ein Kilogramm Papier zu produzieren, werden zehn bis zwölf Liter Wasser benötigt.

Jährlich können bis zu 790.000 Tonnen Papier in Plattling produziert werden. Pro Tag wären das zwischen 2.000 und 2.500 Tonnen Papier. Zum Vergleich: Ein mittelgroßes Auto bringt etwa 1,4 Tonnen auf die Waage.

Die Papiere in Plattling haben eine Papierstärke von 60 bis 100 Gramm pro Quadratmeter. Fachleute nennen die Papierstärke auch Grammatur. Zum Vergleich: Ein Schulheft hat eine Grammatur von 80 Gramm pro Quadratmeter.

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Einer der nötigen Rohstoffe für Papier ist Zellstoff.

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Altpapierfasern können auch aus Flaschenetiketten gewonnen werden.

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Aus zerkleinertem Holz entsteht Holzschliff.

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Das ist die Mischmaschine.

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Auf diese Siebe kommt der Papierbrei.

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Viele Rollen verfestigen den Brei langsam.

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An dieser Maschine kommt Streichfarbe auf das Papier, um die Hohlräume zu füllen.