Oberpfalz

Keyless Go: Ein Kinderspiel für jeden Autodieb


Symbolbild Keyless Go System

Symbolbild Keyless Go System

Von Matthias Jell und Redaktion idowa

Autos werden seit jeher gestohlen. Für die Diebe gilt natürlich: je teurer, desto reizvoller. Dennoch zeichnet sich ein neuer Trend ab. Immer häufiger haben es die Diebe auf Luxuskarossen abgesehen, die mit der sogenannten Keyless-Go-Technologie ausgestattet sind. Auch in der Region Ostbayern wird das immer mehr zum Problem.

Anfang dieser Woche war es einmal mehr so weit: in Thalmassing (Kreis Regensburg) wurde über Nacht ein BMW M6 im Wert von rund 160.000 Euro gestohlen. Auch dieser BMW war mit Keyless-Go ausgestattet. Sowohl von dem Auto, als auch von den Tätern fehlt bislang jede Spur. Es war bereits der 60. Autodiebstahl dieses Jahres im Bereich des Polizeipräsidiums Oberpfalz. 23 dieser Fahrzeuge waren mit Keyless Go ausgestattet. Bereits jetzt fast so viele, wie im kompletten Jahr 2016, als der Anteil an Keyless Go-Fahrzeugen auf insgesamt 28 Autos entfiel.

Auch im angrenzenden Niederbayern wird das immer mehr zum Problem. Dort ereignete sich der aktuellste Fall, indem ein Audi A6 gestohlen wurde.

Doch was bedeutet eigentlich "Keyless Go"? Wie der Name schon sagt, benötigt man durch diese Ausstattung keinen Schlüssel mehr im herkömmlichen Sinne. Die jeweiligen Fahrzeuge können also ohne aktive Benutzung eines Autoschlüssels entriegelt und dann durch das bloße Betätigen eines Startknopfes angelassen werden. An sich ein gewisser Komfort für den Autobesitzer. Allerdings ein Komfort, der offenkundig erhebliche Sicherheitslücken mit sich bringt. Denn für Autodiebe scheint dieses System ein Kinderspiel zu sein.

Das bestätigte auch ein entsprechender ADAC-Test. Das Ergebnis: sämtliche 100 getesteten Keyless Go-Fahrzeuge konnten sekundenschnell geöffnet und weggefahren werden. Laut ADAC brauchte es dazu lediglich eine selbstgebaute Funkverlängerung und schon öffnen sich den Dieben die Türen. Das geht nicht nur schnell, sondern auch geräuschlos. Was die Sache für die Autobesitzer noch tückischer macht: ein solcher Diebstahl weist keinerlei Aufbruchspuren auf. Allzu schnell gerät man hier in Verdacht eines Versicherungsbetruges, sollte das gestohlene Auto wieder gefunden werden.

Schaden in Millionenhöhe

Dabei ist die Schadenssumme enorm. Im Raum Oberpfalz entstand im Jahr 2016 bei Autodiebstählen ein Gesamtschaden von rund 3,4 Millionen Euro. Etwa die Hälfte dieser Schadenssumme entfällt auf gestohlene Keyless Go-Fahrzeuge. Diese Summe von rund 1,7 Millionen Euro wurde im Jahr 2017 in der Oberpfalz bereits im August erreicht.

Wie die Statistik zeigt, haben es die Diebe dabei vorrangig auf Luxusmodelle abgesehen. Insbesondere BMW, Audi und Mercedes stehen dabei hoch im Kurs. Enorm angestiegen ist dabei die Anzahl der gestohlenen Audi mit Keyless Go-Technologie. Waren es im Vorjahr lediglich drei gestohlene Audi, so waren es in den ersten sieben Monaten des Jahres 2017 bereits zwölf.

Gerade, weil es diese Keyless Go-Technologie den Tätern so unglaublich leicht macht, bleibt der Polizei hier oftmals nur die Suche nach der sprichwörtlichen Stecknadel im Heuhaufen. Von den 23 registrierten Autodiebstählen mit Keyless-Go konnte bis zum heutigen Tage noch kein einziger aufgeklärt werden. Meist bleibt nur der Verdacht. "Erkenntnisse aus anderen bayerischen Ermittlungsverfahren oder aus anderen Bundesländern deuten bei den Tätern auf vermehrt osteuropäische Gruppen, teils mit bandenmäßigen Strukturen, hin", berichtet Polizeisprecher Dietmar Winterberg auf idowa-Nachfrage.