Niederbayern

Rund-um-die-Uhr-Wachdienst an 36 Asylunterkünften


Unter anderem dafür, dass es auf den Zimmern der Asylunterkünfte nicht zu laut wird, sind die Mitarbeiter der Sicherheitsdienste zuständig. (Symbolbild)

Unter anderem dafür, dass es auf den Zimmern der Asylunterkünfte nicht zu laut wird, sind die Mitarbeiter der Sicherheitsdienste zuständig. (Symbolbild)

Von Stefan Karl

Manche Unterkünfte für Asylbewerber haben in der Vergangenheit den Anwohnern buchstäblich schlaflose Nächte bereitet. Immer wieder wurden Fälle von Ruhestörung gemeldet. Ein Rund-um-die-Uhr-Wachdienst soll das an 36 großen Gemeinschaftsunterkünften in der Region ändern.

Die großen Gemeinschaftsunterkünfte für Asylbewerber in der Region haben - größtenteils schon bevor sie in Betrieb gingen - Sorgen und Ängste bei zahlreichen Anwohnern in deren Nachbarschaft ausgelöst. Dass das Leben um die Einrichtungen herum unsicherer würde, geben die Zahlen der Polizei nicht her. Einziges Problem, das lange Zeit schwer in den Griff zu kriegen war: Die Ruhestörungen in der Nacht.

Den Effekt kennt jeder, der schon mal in einer größeren Gruppe unterwegs war: Wo 100 und mehr Leute gemeinsam untergebracht sind, ist nie wirklich Ruhe. Fenster gehen auf und zu, auf den Mehrbettzimmern werden Gespräche geführt, Bewohner gehen nach draußen, um zu rauchen, zu telefonieren oder frische Luft zu schnappen.

Wachdienste zuständig für zwei bis drei Unterkünfte

Bei Mallersdorf-Pfaffenbergs Bürgermeister Karl Wellenhofer stapelten sich zeitweise die Beschwerden der Bürger, die in der unmittelbaren Umgebung der Unterkunft im Ortsteil Pfaffenberg wohnen. Mit 120 Unterbringungsplätzen maximal ist sie eine der größeren Einrichtungen in der Region. Daher war sie bereits in den Modellversuch für den mobilen Sicherheitsdienst einbezogen. Der soll jetzt an über der Hälfte der 50 Gemeinschaftsunterkünften eingeführt werden: "Aufgrund der positiven Erfahrungen wurde der mobile Sicherheitsdienst zum 1. September dieses Jahres auf insgesamt 36 Gemeinschaftsunterkünfte ausgeweitet", erklärte die Regierung von Niederbayern auf Anfrage von idowa, "neben der örtlichen Erweiterung des mobilen Sicherheitsdienstes wurden gleichzeitig auch die Bewachungszeiten verlängert. Daneben gibt es an sechs weiteren Standorten einen fest installierten Sicherheitsdienst."

Von 17 Uhr bis fünf Uhr morgens am nächsten Tag - also immer dann, wenn Heimleitung und Unterkunftspersonal nicht vor Ort sind - sollen die Wachdienste jetzt die Unterkünfte im Auge behalten. An Feiertagen sind sie rund um die Uhr dafür zuständig, dass es nicht zu laut wird in der Nachbarschaft. "Durch das Konzept des mobilen Sicherheitsdienstes sollen mehrere Gemeinschaftsunterkünfte bestreift werden. Hierfür wurden mehrere Routen gebildet, die hierin enthaltenen Unterkünfte werden in regelmäßigen Abständen vom Sicherheitsdienst angefahren. Eine Route beinhaltet im Schnitt zwei bis drei Unterkünfte", sagte uns eine Sprecherin der Regierung.

Wellenhofer: "Es ist schon ein bisschen besser geworden"

Für den ersten Monat mit dem neuen Wachdienstmodell zieht die Regierung von Niederbayern ein positives Fazit: "Der Einsatz des mobilen Sicherheitsdienstes in der Gemeinschaftsunterkunft Mallersdorf-Pfaffenberg hat sich nach den bisher aus der Gemeinde und vom Heimpersonal erhaltenen Rückmeldungen bewährt." Auch Karl Wellenhofer ist zuversichtlich: "Es ist schon ein bisschen besser geworden." Letztlich müsse sich aber alles erst einspielen. "Wenn man so einen Fall von Ruhestörung hat, sucht man erst mal, aus welchem Zimmer der Lärm kommt. Dann muss man sich Zugang zu dem Raum verschaffen und mit den Leuten dort reden." Deshalb dauere es zuweilen ein wenig, bis für die Nachbarn Ruhe einkehrt.

Neben der Einhaltung der Nachtruhe sorgen die Security-Mitarbeiter für zusätzliche Sicherheit in den Gemeinschaftsunterkünften. Wo viele Menschen sich wenig Platz teilen, gibt es auch Konflikte: "Bei auftretenden Konflikten führen die Heimleiter und die Mitarbeiter der Sicherheitsdienste klärende Gespräche mit den Bewohnern, um zu einer Entspannung der Situation beizutragen", heißt es in der Antwort der Regierung von Niederbayern auf unsere Anfrage, daneben sei es ihre Aufgabe "Personen, die sich unberechtigt in der Unterkunft aufhalten, aus dieser zu verweisen und in den Nachtstunden als Ansprechpartner in der Unterkunft zur Verfügung zu stehen."

Lage am Ankerzentrum "meist problemlos"

Der Behauptung, dass Asylunterkünfte negative Auswirkungen auf die Sicherheit im jeweiligen Stadtviertel haben, widerspricht auch der Deggendorfer Landrat Christian Bernreiter. In seinen Zuständigkeitsbereich fällt das Ankerzentrum in Deggendorf. Vereinzelt habe es dort gewaltsame Auseinandersetzungen und Diebstähle gegeben - die Opfer waren dabei andere Bewohner des Zentrums. Nach außen allerdings gebe es keine negativen Auswirkungen. "Von Ruhestörungen abgesehen haben wir keine Probleme mit der Einrichtung. Mit den Ruhestörungen ist es in den bevorstehenden Monaten auch weniger kritisch - wenn es kalt ist, wird auch wenig draußen gefeiert, die Fenster sind die meiste Zeit zu", sagte Christian Bernreiter im Gespräch mit idowa.

Die verzerrte Wahrnehmung in der Öffentlichkeit rühre laut Bernreiter daher, dass über normale, unauffällige Bewohner eben auch nicht berichtet würde. "Die Mehrheit der Bewohner der Gemeinschaftsunterkünfte hält sich an die geltenden Regeln", unterstreicht in diesem Zusammenhang auch die Sprecherin der Regierung von Niederbayern nochmals.