Nicht nur "Muckibuden"

Fitnessstudios bereiten sich auf Öffnung vor


Ab kommenden Montag dürfen Fitnessstudios in Bayern ihre Mitglieder wieder trainieren lassen - allerdings müssen dafür einige Hygiene- und Schutzmaßnahmen beachtet werden.

Ab kommenden Montag dürfen Fitnessstudios in Bayern ihre Mitglieder wieder trainieren lassen - allerdings müssen dafür einige Hygiene- und Schutzmaßnahmen beachtet werden.

Runter vom Sofa, rauf auf den Stepper: Ab kommendem Montag dürfen die Fitnessstudios in Bayern wieder öffnen. Höchste Zeit, finden viele Clubbetreiber und Mitglieder. Denn für viele geht es beim Training nicht nur ums "Pumpen", sondern um die körperliche Gesundheit und das wirtschaftliche Überleben.

"Für uns waren die vergangenen Wochen eine riesige Belastung", sagt Markus Ebner, Geschäftsführer des BodyGym in Straubing. Per Mail, Telefon und über Facebook habe sein Team versucht, mit den Kunden in Kontakt zu bleiben und online Kurse anzubieten. Währenddessen durften in anderen Bundesländern die Studios bereits wieder öffnen. Das sei hart gewesen, so Ebner.

Die lange Pause ist für viele Besitzer von Fitnessstudios wirtschaftlich schwierig. "Für jeden Monat, in dem ein Fitnessstudio geschlossen war, kann man sagen, braucht der Unternehmer etwa ein Jahr, um den entstandenen Schaden regulieren zu können", sagt Birgit Schwarze vom Arbeitgeberverband deutscher Fitness- und Gesundheits-Anlagen (DSSV). Zwar können die Clubs demnächst wieder öffnen, doch wie sich die Situation weiterentwickelt, sei schwer abzusehen.

Studios stehen vor finanziellen Herausforderungen

Für viele der 1.700 Gewerbebetriebe ist die Lage derzeit trotz Soforthilfen und Kurzarbeitergeld angespannt. "Bei Fitnessstudios ist es ähnlich wie bei den Hotels: Das sind Betriebe, in denen ständig viele Investitionen getätigt werden müssen und da hilft das Kurzarbeitergeld wenig", sagt Schwarze. Auch dürften nicht alle Bereiche sofort wieder geöffnet werden. Neben Umkleiden und Duschen dürfen auch Saunen noch nicht wieder betrieben werden. Das bedeute für viele Betriebe einen Umsatzverlust.

Ein weiteres Problem, habe sich in der Krise herauskristallisiert. Der Kundenbestand der Fitnessstudios geht seit einigen Wochen zurück. Der Grund: Die regulären Kündigungen gebe es Schwarze zufolge weiterhin. Was den Clubs fehlt, sind neue Kunden, die die Kündigungen auffangen. Das bestätigt auch Markus Ebner auf Nachfrage: "Auch wir haben während der Krise deswegen Kunden verloren. Außerdem haben manche gekündigt, weil sie aufgrund der Situation Angst hatten, wie es weitergehen wird."

Es geht um Gesundheit, nicht nur um Muckis

Der Leiter der Fitness Lounge in Cham, Christian Hien, kritisiert, dass die Regierung Fitnessstudios mit Freizeiteinrichtungen in einen Topf geworfen hätten: "Fitnessstudios werden als Freizeiteinrichtungen geführt - genauso wie Bordelle, Casinos oder Freizeitparks. Dabei wurde der gesundheitliche Aspekt des Trainings überhaupt nicht berücksichtigt."

Über die Hälfte der Kunden, die in der Fitness Lounge trainieren, seien jedoch hauptsächlich aus gesundheitlichen Gründen Mitglied bei dem Club geworden. Und ihnen gehe das regelmäßige Training inzwischen ab. "Viele haben uns in den letzten Wochen gesagt, dass ihnen die Hüfte oder die Knie weh tun, weil sie nicht trainieren können", so der Leiter des Fitnessstudios.

Eine Erfahrung, die auch Markus Ebner gemacht hat. "Beim Einkaufen habe ich Mitglieder von uns mit Tränen in den Augen getroffen, die inzwischen wieder unter Rückenschmerzen oder Verspannungen leiden, weil sie nicht trainieren konnten." Beim Muskeltraining gehe es für ihn eben nicht nur um die Optik. Viele in der Politik hätten allerdings noch das Bild der "Muckibude" im Kopf, wenn sie an Fitness denken. "Für mich ist das Training der Muskeln dagegen als Gesundheitsaspekt fast systemrelevant. Die Fitnessbranche hat es in der Vergangenheit wohl verpasst, das nach außen zu tragen", sagt Ebner gegenüber idowa.

Hygienekonzept leicht umsetzbar

Mit der Umsetzung der Hygiene- und Schutzmaßnahmen habe man beim BodyGym in Straubing keine Probleme. Dort wurde unter anderem der Abstand zwischen den Geräten vergrößert und der Saunabereich vorübergehend geschlossen. Außerdem gibt es für alle Mitglieder am Eingang und im Trainingsbereich mehrere Desinfektionsständer, mit denen sie ihre Hände und ihre Geräte desinfizieren können. Auch die Lüftungsanlage sei optimal eingestellt, wie Ebner bestätigt.

"Es ist mit etwas Aufwand verbunden, das ist klar", sagt Christian Hien über die Umsetzung der Hygieneverordnung in seinem Fitnessstudio. In Cham habe man jedoch den Vorteil, dass die Räume sehr groß und die Decken sehr hoch seien. Auch das Belüftungssystem stelle keine Probleme da. "Da geht's uns besser als manch anderen."

Wenig geholfen hätten dagegen die staatlichen Soforthilfen, wie Hien gegenüber idowa bestätigt. Doch er blicke ab sofort bewusst nur nach vorne. "Wir lassen uns nicht unterkriegen. Klar, normaler Betrieb wäre besser gewesen. Aber wir haben die Zeit bis jetzt gut genutzt."

Das müssen Sie im Fitnessstudio beachten

Wer ab kommendem Montag im Fitnessstudio trainieren will, muss sich an bestimmte Hygieneregeln halten.

Wer ab kommendem Montag im Fitnessstudio trainieren will, muss sich an bestimmte Hygieneregeln halten.

Um am Montag wieder öffnen zu dürfen, mussten die Fitnessstudios in der Region einige Hygienemaßnahmen umsetzen. Dabei orientiert sich das Rahmenhygienekonzept in Bayern an den Vorgaben des DSSV. "Am wichtigsten ist, den Mindestabstand einzuhalten. Dazu kommt dann noch alle Bereiche, in denen trainiert wird, regelmäßig zu desinfizieren und sich zu notieren, wer gerade trainiert", fasst Birgit Schwarze zusammen. Vorschriften, die laut DSSV gut umzusetzen seien. "Wir hoffen jetzt, dass es für die Clubs möglichst positiv weitergeht"

Regeln für den Besuch im Fitnessstudio:

  • Umkleiden und Duschen dürfen derzeit noch nicht genutzt werden: Die Studios empfehlen, schon im Trainingsoutfit zu kommen und daheim zu duschen
  • Bei der Ankunft im Fitnessstudio muss der Name sowie die Erreichbarkeit angegeben werden, damit das Studio die Mitglieder im Notfall kontaktieren kann
  • Kunden werden gebeten, im Eingangsbereich, auf den Gängen und auf dem Weg zwischen zwei Geräten Mundschutz zu tragen. Beim Training selbst gibt es keine Maskenpflicht
  • Jeder, der das Fitnessstudio betritt, kann sich am Eingang und vor Betreten des Trainingsbereich die Hände desinfizieren
  • Beim Benutzen der Geräte ein ausreichend großes Handtuch unterlegen und die Geräte nach Benutzen desinfizieren
  • Mindestens eineinhalb Meter Abstand zu anderen Menschen im Fitnessstudio halten
  • Bei Kursen ist eine Anmeldung vorab nötig, für das freie Training entfällt diese meist