Nachwuchsfußball

Matthias Plötz: "Selbstkritik ist nicht mehr da wie früher"


Matthias Plötz hat zuletzt zwei Jahre im Nachwuchs des ASV Cham gearbeitet. Nun will er im Herrenbereich angreifen.

Matthias Plötz hat zuletzt zwei Jahre im Nachwuchs des ASV Cham gearbeitet. Nun will er im Herrenbereich angreifen.

Matthias Plötz hat in den vergangenen Jahren als Nachwuchstrainer gearbeitet, unter anderem beim ASV Cham. Hier spricht er über die Veränderungen im Nachwuchsbereich.

Miroslav Klose, Deutschlands WM-Toptorjäger, hat Ende Juli mit einem großen Interview im Fachmagazin "kicker” für Aufsehen gesorgt. Er bemängelte darin die Einstellung der heutigen Nachwuchsspieler. "Ich habe viel Kontakt zu Ex-Profis, die heute Trainer oder sonst im Fußball tätig sind”, sagte Klose, inzwischen U17-Trainer beim FC Bayern München. "Sie bestätigen, dass die heutige Generation diese Einstellung, die bei uns normal war, nicht mehr hat, bis auf wenige Ausnahmen. Diese Leidenschaft, dieses Herz vermisse ich. Sie gehört zum Gesamtpaket neben Talent, Physis, Athletik."

Der Kötztinger Matthias Plötz (35) hat in den vergangenen fünf Jahren in der Region im Nachwuchs gearbeitet - erst drei Jahre beim Heimatclub 1. FC Bad Kötzting, zuletzt zwei Saisons im Nachwuchsleistungszentrum des ASV Cham. Bei beiden Clubs gelangen Aufstieg und anschließender Klassenerhalt. Er kann diese Einschätzung Kloses durchaus nachvollziehen. "Diese Selbstzufriedenheit trifft sicher tendenziell zu, die Selbstkritik ist auch nicht mehr so da wie früher, die Schuld wird viel mehr bei anderen gesucht.” Er betont aber auch: "Das ist nur eine Tendez, denn es gibt nach wie vor sehr willige Spieler, die ehrgeizig sind und etwas bewegen wollen.” Ebenso seien die Spieler heute viel kritischer, weil durch die neuen Medien viele Sachen transparenter seien.

Die Entwicklung hat Plötz als Trainer auch selbst gespürt. "Da sagen Spieler schon auch mal aus nichtigen Gründen ein Training ab", erzählt er. Anders als zu seiner Jugendzeit, als es nach der Schule nur Fußball gab. Der B-Lizenz-Inhaber nimmt die jungen Talente aber auch ein Stück weit in Schutz: "In der Schule und im Beruf wird immer mehr abverlangt, dazu kommt ein viel breiter gefächertes Angebot. Da ist es logisch, dass Fußball nicht mehr bei jedem an oberster Stelle steht."

Plötz: "Du musst Vorbild sein"

Dagegen wirken könne man als Trainer zum Beispiel durch Einzelgespräche. Gerade in einem NLZ wie beim ASV Cham werde viel Wert darauf gelegt, gewisse Werte zu vermitteln. "Eine Rolle kommt aber auch dem Elternhaus und der Erziehung zu", sagt Plötz. Das Wichtigste sei aber die Eigenmotivation der Spieler. Er selbst habe auch immer versucht, Werte in seiner Arbeit als Trainer vorzuleben. "Du musst Vorbild sein. Man kann ja nichts einfordern, das man selbst nicht vorlebt."

Was man mit Charakter und Zusammenhalt erreichen kann, hat Plötz nicht zuletzt in seiner eigenen aktiven Karriere erfahren. Nachdem er in Bad Kötzting seine ersten Schritte im Herrenbereich gemacht und den Aufstieg in die Bayernliga miterlebt hatte, spielte er von 2006 bis 2012 beim 1. FC Miltach. "Da hat Geld nicht die große Rolle gespielt. Aber der Zusammenhalt hat uns immer stark gemacht, auch in sportlich schwierigeren Zeiten und in dieser Zeit sind viele Freundschaften entstanden", blickt er gerne auf diese Zeit zurück.

Nach seiner Spielerzeit machte Plötz zwei Jahre Pause und begann dann als Jugendtrainer. Zuletzt trainierte er zwei Spielzeiten die U19 des ASV Cham. Trotz großer Investitionen im Nachwuchsbereich hat in diesem Sommer kein Spieler aus der A-Jugend den Sprung in die erste Mannschaft geschafft. "Als Jugendtrainer, dessen oberstes Ziel es ist für die erste Mannschaft auszubilden, ist das natürlich nicht optimal", sagt Plötz. Zwei Spieler hätten es wohl geschafft, doch einer wechselte weg, der andere studiert nun in München.

Faktor Ungeduld

Er sieht dafür aber verschiedene Gründe. Zum einen seien in den vergangenen Jahren sehr viele Spieler integriert worden, sodass ohnehin sehr viele junge Akteure in der 1. Mannschaft spielen. Dazu ist der Sprung durch den Bayernliga-Aufstieg noch einmal größer geworden und in den vergangenen Jahren wurde die Mannschaft auch mit externen Kräften verstärkt. "Sicher ist aber auch eine gewisse Ungeduld bei den jungen Spielern ein Faktor. Wenn sie es nicht auf Anhieb packen, sind viele nicht bereit, sich dem Konkurrenzkampf zu stellen und noch mehr zu investieren. Voraussetzung ist hier aber auch, dass man eine faire Chance und Perspektive auf Einsatzzeiten bekommt. Wenn sie das nicht sehen, wechseln sie lieber zu einem anderen Verein, der ihnen sofort mehr Spielpraxis verspricht", so Plötz.

Der 35-Jährige selbst hat sich nach fünf Trainerjahren seit Sommer erst einmal eine Pause verordnet. "Zum einen war die Zeit sehr intensiv und auch privat gab es im vergangenen Jahr einen Schicksalsschlag", sagt Plötz. Bis nächsten Sommer, so sein Plan, will er nichts machen. Falls schon früher ein interessantes Angebot komme, müsse er darüber nachdenken, weil man im Fußball nichts kategorisch ausschließen kann. Danach würde er gerne im Herrenbereich angreifen. Ihn würde ein Verein reizen, der ähnliche Vorstellungen hat wie er. "Da ich jetzt einige Jahre im Nachwuchsbereich gearbeitet habe, ist es mir schon wichtig, dass man auf Talente setzt. Es sollte eine Mannschaft mit Zukunft sein, die punktuell verstärkt wird. Man braucht eine gesunde Mischung zwischen erfahrenen Führungsspielern und jungen Talenten."

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