Nach Unfall in Straubing gestorben

Dietrich Freiherr von Gumppenberg (†79) ist tot


Der ehemalige FDP-Landtagsabgeordnete Dietrich Freiherr von Gumppenberg ist nach einem Verkehrsunfall im Alter von 79 Jahren gestorben.

Der ehemalige FDP-Landtagsabgeordnete Dietrich Freiherr von Gumppenberg ist nach einem Verkehrsunfall im Alter von 79 Jahren gestorben.

Von dpa

Schlossherr, Politiker, PR-Experte, Exzentriker oder einfach "Gumppi" - auf Dietrich Freiherr von Gumppenberg traf vieles zu. Nun ist der traditionsbewusste Adelige tödlich verunglückt.

Er galt als der Exzentriker unter den Abgeordneten im Bayerischen Landtag: der frühere FDP-Politiker Dietrich Freiherr von Gumppenberg. Am Donnerstag starb der 79-Jährige in einer Klinik in Straubing, nachdem er tags zuvor bei einem Verkehrsunfall auf der Autobahn nahe Regensburg verunglückt war. Er hinterlässt seine Lebensgefährtin und drei Söhne. Weggefährten äußerten sich am Freitag bestürzt angesichts der Todesnachricht.

Der Vorsitzende der FDP-Fraktion im Bayerischen Landtag, Martin Hagen, bezeichnete von Gumppenberg als "ein Original". Der frühere Abgeordnete sei "einer, an den sich jeder erinnert, der mal mit ihm zu tun hatte". Eine wohl zutreffende Beschreibung, denn von Gumppenberg war alles andere als glattgebügelt. Eine Persönlichkeit, die polarisierte. Hartnäckig und streitbar, weltläufig, beruflich unabhängig und wortgewandt. Auch mit eher ungewöhnlichen Forderungen wie "Hitzefrei für alle" sorgte er für Aufsehen.

"Leute wie ihn bräuchten wir viel mehr"

Der frühere Verkehrsminister Martin Zeil, ein langjähriger Freund, nannte ihn "eine solide Unternehmerpersönlichkeit mit marktwirtschaftlichen Prinzipien" - einer, der sich für den Mittelstand, den ländlichen Raum und nach der Wiedervereinigung für die ehemaligen Grenzregionen stark gemacht habe. Zur "typisch Gumppenberg'schen Art" sagte Zeil: "Er war halt unabhängig. Leute wie ihn bräuchten wir viel mehr in der Politik."

In seiner niederbayerischen Heimatgemeinde Bayerbach bei Ergoldsbach (Landkreis Landshut) sei von Gumppenberg tief verwurzelt gewesen und habe soziale Verantwortung gelebt. Die Menschen seien ihm respektvoll begegnet. Zeil erinnerte an den politischen Aschermittwoch der FDP, den der Abgeordnete dort 15 Jahre lang veranstaltete. FDP-Größen wie der frühere Außenminister Hans-Dietrich Genscher hätten zu seinen Freunden gezählt.

Bayerbachs Bürgermeister Werner Klanikow sagte spürbar betroffen: "Er war eine Institution", und ergänzte: "Ich kenne ihn ja schon mein Leben lang". Von Gumppenberg habe sich für die Belange des Dorfes stark gemacht, seine Kontakte genutzt, Vereine unterstützt und sei für die Menschen ansprechbar gewesen.

Der 79-Jährige lebte auf dem jahrhundertealten Familiensitz Schloss Peuerbach. Von dort aus pendelte er nach München, wo er vor 40 Jahren eine Werbeagentur gegründet hatte. Der Stammbaum der Familie lässt sich 800 Jahre zurückverfolgen, unter den Ahnen sind Abgeordnete, Theologen und ein Kriegsminister.

Streit mit Bistum sorgte für Schlagzeilen

Auf seinem "wunderschönen Landsitz" sei von Gumppenberg ein toller Gastgeber gewesen, sagte Zeil. Erst kürzlich hätten sie telefoniert. Mit dem Wunsch "Jetzt wird es Zeit, dass wir mal wieder Weißwürste essen können" habe von Gumppenberg sich am Ende des Gespräches verabschiedet.

Zuletzt machte der 79-Jährige mit einem Streit mit dem Bistum Regensburg Schlagzeilen. Seiner Ansicht nach hatte die Kirche knapp 200 Jahre alte Verträge gebrochen. Seit 1830 habe eine Vereinbarung bestanden, nach der seine Vorfahren der Kirche Grundstücke, Baumaterial, Lebensmittel, Brennholz und Bier zur Verfügung stellten dafür, dass im Gegenzug "auf ewiglich" eine Pfarrstelle im Dorf aufrecht erhalten und das Pfarrhaus bestehen bleiben sollte.

Weil das Bistum das alte Pfarrhaus abreißen ließ und auch schon länger kein eigener Pfarrer mehr vor Ort ist, reichte von Gumppenberg Klage beim Landgericht Landshut ein. Die letzten Unterlagen reichte er vor Kurzem noch nach, wie er der Deutschen Presse-Agentur erst vor wenigen Tagen berichtete. Sein Freund Zeil sagte zu der Auseinandersetzung mit der Kirche: "In einer solchen Familie denkt man eben über Jahrhunderte und steht zu dem Wort der Vorfahren." Wie es mit der Klage nun weitergeht, sei noch unklar, sagte der Anwalt Sebastian Lommer.