Mangelnde Mundhygiene

Kinder wegen Corona-Pandemie seltener bei Zahnvorsorge


Ein neunjähriges Mädchen putzt sich ihre Zähne mit Zahncreme.

Ein neunjähriges Mädchen putzt sich ihre Zähne mit Zahncreme.

Von dpa

Bonbons, Softdrinks, Kuchen: Was lecker ist, kann den Zähnen schaden. Wie ein Zahn richtig sauber wird, haben Zahnärzte in den Zeiten vor Corona oft in Kitas und Schulen gezeigt. Doch seit der Pandemie ist die Mundhygiene aus dem Fokus geraten - mit teils fatalen Folgen.

Die Gesundheit der Zähne von Bayerns Kindern und Jugendlichen hat in der Corona-Pandemie nach Einschätzung von Zahnärzten zweifellos gelitten. "Um weiteren Schaden zu vermeiden, ist es dringend geboten, vor Ort in Präsenz wieder zu beginnen", appellierte die Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit Bayern (LAGZ) mit Sitz in München. "Wir müssen davon ausgehen, dass wir nicht einfach da anfangen können, wo wir vor über zwei Jahren aufgehört haben." Die Gruppen- und Individualprophylaxe stehe vor gewaltigen Aufgaben.

Laut LAGZ haben Wissenschaftler erste Hinweise darauf, dass die Häufigkeit von Milchzahnkaries in der Pandemie zugenommen hat. "Kinder konnten in der Pandemie nicht lernen, wie man Zähne putzt, es sei denn, die Erziehungsberechtigten haben zwischen der Homeoffice-Tätigkeit ihren Kindern das nötige Putzverhalten beigebracht", sagte die LAGZ-Vorsitzende Brigitte Hermann.

Im Schuljahr 2018/2019 hätten die Schulen der LAGZ noch mehr als 122.500 Grundschülerinnen und Grundschüler in Bayern gemeldet, die per Stempelkarten (Aktion Löwenzahn) ihre Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt belegten. Im Schuljahr 2020/21 seien es nur noch rund 93.500 gewesen. In den Kindertagesstätten (Aktion Seelöwe) sank im selben Zeitraum die Zahl von rund 76.000 Stempelkarten auf 58.750. Weniger Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt, keine Präventionsarbeit in den Einrichtungen - laut LAGZ ist das ein erhebliches Risiko für die Zahngesundheit.

"Verlust jeglicher Gruppendynamik"

"Schulschließungen, Homeschooling und Ausgangsverbote führten zum kompletten Verlust jeglicher Gruppendynamik", so das Fazit des Vereins, bei dem sich gesetzliche Krankenkassen, zahnärztliche Institutionen und ehrenamtliche Zahnärzte um die Prophylaxe in Kitas und Schulen kümmern. "Zahnarztbesuche wurden vermieden und nur schmerzbedingt durchgeführt." Präventiv habe weder in Gruppen noch individuell unterstützt werden können. "Eigenverantwortliches Gesundheitsverhalten war nur eingeschränkt zu beobachten."

Nach Erkenntnis des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung beeinflusste der Lockdown vor allem das Essverhalten von Kindern und Jugendlichen negativ - viele aßen mehr Süßes und kohlenhydratreiche Lebensmittel und tranken mehr zucker- und säurehaltige Getränke (Softdrinks). Abhängig vom sozialen Status sei die Mundhygiene vernachlässigt worden, Karies und Zahnfleischentzündung die Folgen.

Zur Aufklärung übers Zähneputzen und zahngesunde Ernährung möchte die Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit wieder Zahnärzte in Schulen und Kitas schicken. Pandemiebedingt war zudem das gemeinsame Zähneputzen etwa in Kitagruppen nach Angaben der Bayerischen Landeszahnärztekammer vielfach entfallen. "Die zahnmedizinische Gruppenprophylaxe trägt entscheidend dazu bei, dass sehr viele Kinder in Deutschland kariesfrei sind."