Mein Sporterlebnis

Zu Gast in der zweiten bosnischen Fußball-Liga


Die zweite bosnische Liga ist infrastrukturell und sportlich weit von deutschen Verhältnissen entfernt.

Die zweite bosnische Liga ist infrastrukturell und sportlich weit von deutschen Verhältnissen entfernt.

Von Martin Gaber und Florian Kronfeldner

Ich besuchte gerade für ein paar Tage meinen guten Freund Martin in Sarajevo. Der war in der bosnischen Hauptstadt seit 2016 beruflich tätig. Da wir beide gern auch mal das ein oder andere exotische Fußballspiel besuchen, war für uns klar, dass es während meines Besuchs in ein Stadion gehen musste.

Wir wurden fündig: An einem Samstag spielte der FK Slavija Sarajevo zuhause gegen den FK Kozara Gradiska. Nicht die klangvollsten Namen in der bosnischen Fußballwelt. Die großen Nummern in Sarajevo sind der FK und Željezničar, die beiden Erstligisten. Ihr Derby ist oft der Höhepunkt in Bosniens oberster Klasse.

Slavija ist wenig glamourös. Europäische Ambitionen hegt der Verein schon lange nicht mehr. Das Stadion liegt außerhalb der Stadtgrenzen im Vorort Lukavica. Eine unscheinbare Nebenstraße zweigt zum Gradski, also dem städtischen Stadion, in ein Waldstück ab.

Das Stadion hat seine besten Tage schon lange hinter sich: Die unverputzten Außenmauern mit blanken Ziegelsteinen bröckeln und manche Konstruktion weckt Zweifel an der Statik des Stadions. Die "Slavija Ultras"-Schriftzüge an den Außenmauern gehen wohl auch eher auf bessere Tage zurück. Das Ticket kaufen wir an einem kleinen Kiosk. Eine alte Dame scheint sich dort beim Ticketverkauf ihre Rente aufzustocken. Ticketpreis: 2 Mark. Bosnien-Herzegowina hatte nach den Balkankriegen in den 90er Jahren die Mark als Währung eingeführt. Der Umrechnungskurs von 1 zu 1,95 dürfte vielen von uns heute noch bekannt vorkommen.

Durch ein marodes Stadiontor gehen wir ins Innere. Dort erwarten uns drei weitgehend unüberdachte Tribünen, zwei davon ohnehin gesperrt. Mit uns waren geschätzt 300 Fußballbegeisterte an diesem Nachmittag im Stadion. Eine Mischung aus jungen Burschen und Rentnern. Einen Stadionkiosk sucht man vergebens. Die Einheimischen bringen Sonnenblumenkerne und selbst gebrannten Rakija, den berühmten Balkanschnaps, mit. Das Spiel ist fußballerisch keine Feinkost. Vielleicht lässt es der Schnaps für den ein oder anderen aber attraktiver wirken. Am Ende wird es eine klare Sache für die Heimmannschaft: Der FK Slavija gewinnt souverän mit 3:1 gegen den Konkurrenten aus dem Norden Bosniens.

Die zweite bosnische Liga ist infrastrukturell und sportlich weit von deutschen Verhältnissen entfernt. Doch was man dort bekommt, ist ein ehrlicher Einblick in die Mentalität der Einheimischen und ein Fußballspiel, das sich auf das Wesentliche beschränkt.