Mehr Gewalt gegen Kinder in Corona-Krise?

Das sagen bayerische Behörden zu den Entwicklungen


Kinderärzte schlagen Alarm: als Folge der Corona-Beschränkungen gebe es vermehrt Fälle von Gewalt gegen Kinder. Bayerische Behörden können dies jedoch nicht bestätigen. (Symbolbild)

Kinderärzte schlagen Alarm: als Folge der Corona-Beschränkungen gebe es vermehrt Fälle von Gewalt gegen Kinder. Bayerische Behörden können dies jedoch nicht bestätigen. (Symbolbild)

Von Redaktion idowa

Die Corona-Beschränkungen und ihre Auswirkungen. In diesem Zusammenhang hatte es in der vergangenen Woche Meldungen gegeben, wonach sich die Indizien für eine Zunahme von Gewalt gegen Kinder und Jugendliche häufen würden. Wie ist die aktuelle Situation in Bayern?

Noch am vergangenen Freitag schlug eine Sprecherin des Bundesfamilienministeriums Alarm: "Die Zunahme der Anrufe bei der Kinderschutzhotline weist darauf hin, dass sich Befürchtungen bestätigen, wonach im Zuge der Ausgehbeschränkungen und Quarantänemaßnahmen mit einer Zunahme an Gewalt gegen Kinder und Jugendliche zu rechnen ist." Nicht zuletzt deshalb hat die Regierung in Berlin das Thema nun auf ihrer Agenda.

"Knochenbrüche und Schütteltraumata"

Der Kinderarzt Oliver Berthold, gleichzeitig Teamleiter der vom Bundesfamilienministerium initiierten Kinderschutzhotline, sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Wir werden teilweise wegen Verletzungen kontaktiert, die sonst nur bei Zusammenstö­ßen mit Autos auftreten." Demnach gehe es vermehrt um Knochenbrüche oder Schütteltraumata bei Kleinstkindern. Kam es also im Zuge der Corona-Beschränkungen zu häufigeren Fällen von Gewaltausbrüchen in Familien?

In Bayern offenbar nicht. Das zumindest geht aus einer idowa-Anfrage beim Bayerischen Familienministerium hervor. "In Bayern gibt es bisher keine Bestätigungen für einen Anstieg von familiären Konflikten oder Gefährdungssituationen", heißt es von Seiten des Ministeriums. Gleichwohl gelte es aufgrund der aktuellen Situation, "sowohl einzelne Frühwarnsysteme (…) anzupassen, als auch für mögliche steigende Interventionsbedarfe vorbereitet zu sein." Klar ist aber auch, dass beileibe nicht alle Fälle von Gewalt gegen Kinder und Jugendliche auch gemeldet werden. Das Bayerische Familienministerium richtet deshalb einen Appell an die Öffentlichkeit: "Die gesamte Gesellschaft ist gefordert, Signale von Kindeswohlgefährdungen wahrzunehmen und an die zuständigen Stellen weiterzugeben."

Wie ist die Situation in Ostbayern?

Doch wie ist die aktuelle Situation auf regionaler Ebene? "Im Bereich der erzieherischen Hilfen und Kinderschutz ist im Landkreis Landshut keine signifikante Erhöhung der Anzahl der Gefährdungsmeldungen festzustellen", teilt Carina Weinzierl, Sprecherin des Landratsamtes Landshut, auf Anfrage mit. Ähnlich stellt sich die Situation auch im Landkreis Straubing-Bogen dar. "Vermehrte Gewaltübergriffe auf Kinder und Jugendliche konnten seit März nicht festgestellt werden. Auch insgesamt waren die Fälle zunächst nicht höher", berichtet Tobias Welck, Sprecher des Landratsamtes gegenüber idowa. Allerdings sei in den letzten zwei bis drei Wochen eine "leichte Steigerung im Bereich der Kindeswohlgefährdung" zu verzeichnen gewesen. Dies sei jedoch ein breit gefächertes Feld und betreffe nicht in erster Linie Gewaltübergriffe. "Dass mit zunehmender Dauer allgemeine Probleme im Familienbereich vermehrt auftreten - unabhängig von Gewaltübergriffen - lässt sich allerdings schon erkennen", so Welck weiter.