Landshuter Hochzeit

Die Zünfte können sich mit neuen Motiven schmücken


Mit viel Enthusiasmus stürzten sich Benedikt Schramm (re.) und Tobias Weger-Behl in die Aufgabe, neue Zunftfahnen entstehen zu l

Mit viel Enthusiasmus stürzten sich Benedikt Schramm (re.) und Tobias Weger-Behl in die Aufgabe, neue Zunftfahnen entstehen zu lassen. 

Es ist das Ergebnis einer jahrelangen Recherche: Benedikt Schramm, der im Vorstand der Förderer für historische Fragen zuständig ist, entwickelte bereits vor der letzten Aufführung der Landshuter Hochzeit im Jahr 2017 die Idee, für die Fahnen der Zünfte, die beim Umzug präsentiert werden, möglichst authentische Zeichen aus Landshut zu verwenden.

Die bisherigen Fahnen waren zwar schön und ihre Träger hielten sie mit Stolz hoch, mit ihren bunten Farben passten sie aber nach den Erkenntnissen des Historikers irgendwie nicht mehr ins Bild. „Es gibt belegte Landshuter Zunftzeichen“, sagt Schramm, „die sehr besonders und wirklich schön sind.“

In der Landshuter Martinskirche war Schramm auf drei Schlusssteine im Gewölbe gestoßen, die authentische Symbole aus der Zeit der Landshuter Hochzeit zeigen. Erkennbar handelte es sich dabei um die Zunftbruderschaft der Schneider, der Fischer und einer „Dreiviertelhammerlzech“ genannten Vereinigung. Gemeint war der Zusammenschluss von metallverarbeitendem Gewerbe wie der Plattner und der Goldschmiede.

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Die Bäckerzunft-Fahne. 

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Die Bäckerzunft-Fahne. 

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Das Zeichen der Schneiderzunft. 

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Der Dreiviertelhammerlzech war ein Zusammenschluss von Plattnern und Goldschmieden der Stadt. 

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Der Dreiviertelhammerlzech war ein Zusammenschluss von Plattnern und Goldschmieden der Stadt. 

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Die Fahne der Fischer. 

Alle drei Zünfte unterhielten im 15. Jahrhundert nachweislich Altäre und eigene Geistliche für ihre Andachten und Messen in St. Martin. Da traf es sich gut, dass die Förderer Ende 2018 zusätzlich zu Schramm auch noch einen Künstler in den Beirat des Vorstands beriefen. „Der Vorstand hat die Idee von Anfang an unterstützt“, erzählt Tobias Weger-Behl, der für die Umsetzung der Rechercheergebnisse sorgte.

Das war wichtig, denn das Projekt der neuen Zunftfahnen würde nicht nur viel Zeit und Arbeit kosten, sondern auch Geld. Deshalb ist man auch schon froh, dass man für die zehn bis zwölf Zünfte, die es einst gab, acht, vielleicht auch schon neun neue Fahnen präsentieren kann. Bei der akribischen Recherche nach Motiven aus der Zeit wurde Schramm nicht nur in St. Martin fündig, sondern auch in diversen Archiven, auf einem Altar der Stadtpfarrkirche von Braunau am Inn, in den Kirchenfenstern der Ingolstädter Liebfrauenkirche sowie auf einem alten Zunftschrank in der Münchner Frauenkirche.

„Wenn in Landshut für eine Zunft keine authentischen Symbole überliefert sind, haben wir uns an Zeichen aus Städten orientiert, die regional nahe liegen“, erklärt Schramm. Dann kam der Kunstlehrer Weger-Behl ins Spiel: Er fertigte ausgehend von den vorgelegten Motiven Entwürfe an, die möglichst detailgetreu am Original blieben. So wurden zum Beispiel auch Fehler in der Perspektive übernommen. „Das macht gerade den Charme aus“, sagt Weger- Behl.

Doch die beiden wägten auch ab. So zeigt das Motiv der Fischer aus St. Martin im Original einen Flusskrebs ohne Scheren, dafür mit Krebsfüßen. Auf der Skizze, die der Künstler dazu anfertigte, arbeitete er aber Scheren mit ein. „Aus heutiger Sicht muss das Motiv und die Zunft, für die es steht, plausibel und erkennbar sein“, meint Weger-Behl. „So funktionieren die Zeichen auch heute und tragen zur Wiedererkennung der Gruppe bei.“

Damit war die Arbeit aber noch nicht zu Ende: Aus dem ersten Entwurf mit zeittypischer Ausschmückung – bei den Brauern zum Beispiel mit Hopfenranken – fertigte Weger-Behl dann eine farbige Variante an. Erst wenn beide – der Historiker und der Künstler – zufrieden mit der Vorlage waren, schickte man sie an eine der beiden Fahnenstickereien in Schierling und Engelsberg. Wobei diese Manufakturen hier nicht etwa stickten – vielmehr malten sie die Fahnen auf Fahnenstoff, etwa auf altes Leinen.

Was dabei herauskam, ist beeindruckend: Bilder, die in ihren rot-braunen Farbtönen, ihren teils einfachen, teils äußerst detaillierten Objektdarstellungen wie historische Zeugnisse aus der Zeit des späten Mittelalters wirken. Auch kleine Details wie beabsichtigte Flickereien bis hin zu nur scheinbar angeschmutzten Rändern haben sich die Manufakturen einfallen lassen. Und was sagen die Mitglieder der Zünfte zu ihren neuen Bannern? „Die haben auch schon Feuer gefangen“, meint Weger-Behl. Traditionell trug der beste Lehrbub einer Zunft deren Zeichen bei Prozessionen – so wohl auch beim Einzug der Braut 1475. Dementsprechend sind es auch jetzt eher die jüngeren Mitglieder der Gruppe, die zu dieser Ehre kommen. Und werden sie sicher mit Würde hoch halten.