Landshut

Zwischenlager am KKI: Landrat Dreier gegen "Heiße Zelle"


Peter Dreier hat sich wegen der geplanten Zwischenlagerung von Atommüll am Kernkraftwerk Isar erneut an das Bundesumweltministerium gewandt.

Peter Dreier hat sich wegen der geplanten Zwischenlagerung von Atommüll am Kernkraftwerk Isar erneut an das Bundesumweltministerium gewandt.

Der Landshuter Landrat befürchtet, dass das Kernkraftwerk durch den Bau einer "Heißen Zelle" indirekt zu einem Endlager werden könnte.

Mittlerweile ist es fast ein Jahr her, dass die Pläne des Bundesumweltministeriums und der vier großen Energieversorger in Deutschland für eine langfristige Zwischenlagerung von Atommüll an vier bisherigen Atomkraftwerk-Standorten bekannt wurden. Einer dieser Standorte ist das Kernkraftwerk Isar (KKI) im Landkreis Landshut. In einer gemeinsamen Erklärung der Bayerischen Staatsregierung und des Bundesumweltministeriums wurde im Dezember letzten Jahres festgelegt, dass sieben Castoren aus der britischen Wiederaufbereitungsanlage in Sellafield am Standortzwischenlager des KKI gelagert werden, bis ein Endlager in Deutschland gefunden ist.

Auf Drängen von Landrat Peter Dreier und der beiden Bürgermeister Josef Klaus aus Niederaichbach und Dieter Neubauer aus Essenbach wurde damals in die Erklärung aufgenommen, dass der spätere Abtransport in ein Endlager möglich sein muss und ein entsprechendes Konzept Teil des Genehmigungsverfahrens sein wird. In einem Schreiben an das Bundesumweltministerium bekräftigt Landrat Dreier nun diese Forderung und spricht sich klar gegen die Errichtung einer sogenannte "Heißen Zelle" am Standortzwischenlager des KKI aus.

Wie das Bundesumweltministerium Landrat Dreier und den beiden Bürgermeistern Klaus und Neubauer im Nachgang zu dem Termin im Dezember in der Bayerischen Staatskanzlei mitteilte, verfügen die Castor-Behälter der Bauart HAW28M, die von Sellafield in den Landkreis Landshut kommen, derzeit nicht über die nötige verkehrsrechtliche Zulassung für den späteren Weitertransport in ein Endlager. Dreier fordert daher in seinem Schreiben an Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth, dass die Fragen der verkehrsrechtlichen Zulassung der Behälter bereits geklärt sind, bevor diese am Standortzwischenlager Isar ankommen. "Bei der Frage, ob der genannte Castor-Typ nach dem Transport zum Standortzwischenlager in ein späteres Endlager abtransportiert werden kann, handelt es sich um ein rein technisches Problem, das von den Verantwortlichen zu lösen ist", so Dreier in seinem Schreiben weiter.

In jedem Fall lehne der Landkreis und die betroffenen Gemeinden aber die Errichtung einer Primärdeckelwechselstation, auch "Heiße Zelle" genannt, am Standortzwischenlager Isar ab. Mit dieser Anlage könnten die Castoren am Zwischenlager Isar umgebaut werden und dann in jedem Fall die erforderliche verkehrsrechtliche Zulassung zum Abtransport in ein Endlager erhalten. Diese Möglichkeit werde laut Bundesumweltministerium als "Rückfalloption" geprüft. Für Landrat Dreier und Bürgermeister Klaus, der sich in der Arbeitsgemeinschaft der Standortgemeinden kerntechnischer Anlagen in Deutschland stark einsetzt, ist der Bau einer "Heißen Zelle" aber keine Option.

Bereits jetzt sei nämlich absehbar, dass bis zum Ablauf der Genehmigungen für die bestehenden Zwischenlager im Jahr 2047 kein geeignetes Endlager in Deutschland gefunden sein wird. Wenn nun das Zwischenlager Isar mit einem Investitionsaufwand von 50 bis 60 Millionen Euro mit einer Primärdeckelwechselstation ausgestattet würde, steht zu befürchten, dass nach 2047 noch weiterer Atommüll aus anderen Zwischenlagern im Landkreis Landshut eingelagert wird. "Damit würde das Standortzwischenlager Isar zu einer Art ‚Super-Zwischenlager' ausgebaut. Dies ist unseren Bürgerinnen und Bürgern auf keinen Fall zuzumuten und würde den Ausbau zu einem faktischen Endlager bedeuten", bekräftigt Dreier seinen Einsatz gegen eine "Heiße Zelle".

Als Lösungsvorschlag bringt der Landrat einen anderen Standort für die einstweilige Zwischenlagerung ins Spiel: "Wenn durch andere technische Mittel der Abtransport der Behälter nicht sichergestellt werden kann, müssen diese aus den Wiederaufbereitungsanlagen direkt in das Zwischenlager Gorleben verbracht werden. Neben ausreichend freien Plätzen gibt es dort auch mit der Pilotkonditionierungsanlage die einzige Möglichkeit in ganz Deutschland, um Atommüll aus undichten Behältern sicher umzuverpacken", schreibt Dreier an das Bundesumweltministerium. "Wir bleiben in der Sache auf jeden Fall wachsam, damit wir nicht durch die Hintertür ein faktisches Endlager aufs Auge gedrückt bekommen, das die nachfolgenden Generationen noch bis zur Jahrhundertwende und darüber hinaus belastet", so Landrat Dreier abschließend.