Landkreis Cham

Achtung vor dem Eichenprozessionsspinner


Die Raupen des Eichenprozessionsspinners.

Die Raupen des Eichenprozessionsspinners.

Von idowa/pm

Ein bestätigter Befall des Eichenprozessionsspinners (Thaumetopoea processionea L.) wurde im westlichen Landkreis Cham festgestellt. Die Raupenpopulation wurde vor Ort bereits entfernt.

Eichenprozessionsspinner haben ihren Namen erhalten, weil sich deren Raupen oft in Kolonien - "Prozessionen" - fortbewegen. Laut Informationen der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft besteht eine Gefährdung für Menschen beim direkten Kontakt (Berührung) mit den Raupen, insbesondere mit den Raupenhaaren. Von Mai bis Juni ist die Fraßzeit der Raupen. Aber auch die Häutungsnester und die verbleibenden Reste der Verpuppungsgespinste stellen eine Gefahrenquelle dar. Zu den Symptomen gehören Hautausschläge (Raupendermatitis), die sich in punktuellen Hautrötungen, leichten Schwellungen, starkem Juckreiz und Brennen äußern. Ebenso kann es zu Augenentzündungen, Reizungen der Mund- und Nasenschleimhaut durch Einatmen der Haare sowie Entzündungen, Hustenreiz und Brennen in den Atemwegen kommen. In Einzelfällen sind weitere Symptome wie z. B. Schwindel, Schüttelfrost, Fieber und anaphylakitische Reaktionen beobachtet worden. Bei Auftreten von allergischen Symptomen sollte der behandelnde Arzt oder Hautarzt aufgesucht werden. Der Patient sollte dabei von sich aus auf den Kontakt mit den Raupenhaaren hinweisen.

Ursprünglich trat der Eichenprozessionsspinner überwiegend in warm-trockenen Regionen Bayerns auf, in Unter- und Mittelfranken sowie im westlichen Oberfranken und bevorzugte lichte Eichenwälder. Seit einiger Zeit ist er in den Nachbarlandkreisen Regensburg und Schwandorf vorgekommen. Die Zuwanderung in den westlichen Landkreis Cham ist nun eingetreten. Der Eichenprozessionsspinner kann an allen Eichen-Arten vorkommen: Stieleiche, Traubeneiche und Roteiche, insbesondere in warmen und trockenen Lagen. In Trockenjahren, wie heuer, kann es auch zu einer Massenvermehrung kommen. Bei einem Befall mit Eichenprozessionsspinnerraupen sollten Absperrungen vorgenommen und Warnschilder aufgestellt werden.

Das Landratsamt Cham empfiehlt folgende Vorsichtsmaßnahmen:

• grundsätzlich Befallsareale meiden

• Raupen und Gespinste nicht berühren

• sofortiger Kleiderwechsel und Duschbad mit Haarreinigung nach Kontakt mit Raupenhaaren

• empfindliche Hautbereiche (z. B. Nacken, Hals, Unterarme) schützen, bei Bekämpfungsmaßnahmen Chemievollschutzanzug und Atemschutz tragen

• auf Holzernte- oder Pflegemaßnahmen verzichten, solange Raupennester des Eichenprozessionsspinners erkennbar sind

• Bekämpfungsmaßnahmen wegen gesundheitlicher Belastung und spezieller Arbeitstechnik sollten nur von Fachleuten durchgeführt werden

Auf keinen Fall sollte man die Raupen abflammen oder mit Wasserstrahl abspritzen, da diese Methoden die Problematik durch Verteilen der Brennhaare noch verschärfen.

Mit der Situation ist sorgsam umzugehen. Eichen deswegen zu fällen ist der falsche Weg. 200 verschiedene Raupenarten können sich von den Blättern der Eichen ernähren, darunter viele nützliche und schöne Falterarten. Die Früchte der Eichen dienen auch vielen Vögeln und anderen Tierarten als wichtige Nahrungsquelle. Zudem besitzen die majestätischen Bäume weitere wertvolle ökologische und landschaftsgestaltende Funktionen.

Der Eichenprozessionsspinner besitzt eine Vielzahl natürlicher Gegenspieler, hierzu gehören Vogelarten, wie Kuckuck oder Pirol sowie räuberische Käferarten. Auch Schlupfwespen und eine spezialisierte Raupenfliegenart ernähren sich von den Raupen.

Verwechslungsmöglichkeiten bestehen mit der häufig auftretenden Gespinstmotte, die für den Menschen harmlos ist. Die Raupen der Gespinstmotte ernähren sich von den Blättern des Pfaffenhütchens, Faulbaums, der Eberesche, Traubenkirsche, Weide und Erle. Weitere Informationen sind erhältlich unter - Eichenprozessionsspinner: http://www.lwf.bayern.de/waldschutz/monitoring/066204/index.php, https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/arbeitsplatz_umwelt/biologische_umweltfaktoren/eichenprozessionsspinner/index.htm ; Gespinstmotte: https://nrw.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/insekten/gespinstmotten/index.html

Befallene Eichen sollten dem Sachgebiet Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt Cham gemeldet werden, Tel. 09971-78395 oder renate.muehlbauer@lra.landkreis-cham.de. Bei Fragen rund um die Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners in Gärten, auf Öffentlichen Grünanlagen, Spielplätzen etc. sollte das Ordnungsamt der Gemeinde kontaktiert werden.