Landesliga Mitte

Rassismus-Vorfall beschäftigt Aiglsbach und Bogen


Hier gibt's nur eine Wahl: Rote Karte gegen Rassismus.

Hier gibt's nur eine Wahl: Rote Karte gegen Rassismus.

Beim Landesliga-Spiel in Aiglsbach gab es klar vernehmbare rassistische Äußerungen gegen Bogens Verteidiger Makamba Sidibe. Auch Aiglsbachs Trainer verurteilt dieses Verhalten.

Das Spiel beim TV Aiglsbach vom vergangenen Samstag beschäftigt den TSV Bogen auch noch Tage später. Nicht aufgrund der Niederlage, es war die dritte in dieser Saison. Sondern wegen des Verhaltens einzelner Aiglsbacher Zuschauer. Der Vorwurf: Bogens Verteidiger Makamba Sidibe soll nach seiner Einwechslung rassistisch beleidigt worden sein. Erstmals öffentlich erhoben hat diese Vorwürfe TSV-Vizepräsident Ignaz Hiendl am Dienstag in einem Beitrag im Straubinger Tagblatt. idowa ist den Vorwürfen in den vergangenen Tagen nachgegangen.

Videomaterial, das unserer Redaktion vorliegt, beweist rassistische Äußerungen bei der Partie. Die von Bogener Seite - auch Präsident Franz Hilmer und der Sportliche Leiter Helmut Muhr bestätigen die Sichtweise - angeführte Äußerung "Der Affe hat Tollwut" ist auf dem Material nicht eindeutig zu vernehmen. Sehr wohl aber eine Aussage, die zunächst unverständlich ist, dann aber mit dem Begriff "Tollwut" endet. An einer anderen Stelle ist nach einem Zweikampf Sidibes klar zu hören: "Sag amal, der had ja Tollwut." Und später, als Sidibe nach einem Foul im Mittelfeld die Gelbe Karte sieht, kommt aus dem Zuschauerraum: "A roude Kartn für den Affen da." Alle Aussagen fielen nach harmlosen Aktionen und in nur rund 30 Minuten nach Sidibes Einwechslung.

TVA-Trainer Flicker: "Auf dem Fußballplatz nichts zu suchen"

Es sind Äußerungen, die auch von Aiglsbacher Seite scharf verurteilt werden. "Solche Aussagen billigen und tolerieren wir in keinster Weise. Das hat auf dem Fußballplatz nichts zu suchen", sagt Trainer Benjamin Flicker in aller Deutlichkeit. Auch Vorstand Georg Schmidt stellt klar: "Zum Thema Rassismus gibt es auch von unserer Seite nur eine Meinung und zwar, dass dies nichts im Sport und in der Gesellschaft zu suchen hat. Leider können bei den zahlreichen Zuschauern, die sich jedes Wochenende aus Aiglsbach und der gesamten Region unter die Fans und Beobachter des gehobenen Amateursports mischen, nicht alle Zwischenrufe seitens des Vereins unterbunden oder gar im Vorfeld verhindert werden." Der Verein werde aber alles daran setzen, "den oder die Urheber der genannten Zitate ausfindig zu machen und diese mit dem angemessenen Strafmaß seitens des Vereins zu belegen." Der Vorgang werde gerade intern aufgearbeitet.

Schmidt sieht seinen Verein in der Öffentlichkeit allerdings auch falsch dargestellt, denn auch die Schiedsrichter-Leistung wurde von Bogener Seite kritisiert: "Wenn Mannschaften bei uns verlieren, dann wird gerne der Grund für die Niederlage an anderer Stelle gesucht. Das finde ich nicht in Ordnung, vor allem wenn die Schuld bei den Schiedsrichtern gesucht wird. Die Berichterstattung spiegelt da einfach nicht die Wahrheit wider und man kann aus dem Spielbericht des TSV Bogen schon eine sehr einseitige Betrachtungsweise des Spielverlaufs lesen."

Kenneder: "...dann wären wir vom Platz gegangen"

Bogens Co-Spielertrainer Marco Kenneder, der am Samstag den im Urlaub weilenden Cheftrainer Stefan Dykiert vertrat, hat laut eigener Aussage bewusst darauf verzichtet, Makamba Sidibe von Beginn an zu bringen. "Ich wusste schon von den Spielen mit Dingolfing, dass es in Aiglsbach relativ heiß wird. Deshalb habe ich Makamba aus der Startelf genommen, das war eine reine Vorsichtsmaßnahme", sagt er. Aufgrund der Vorkommnisse in der Schlussphase, als er Sidibe doch bringen musste, sieht er sich in dieser Entscheidung bestätigt. "Solche rassistischen Äußerungen gehen überhaupt nicht und haben auf keinem Fußballplatz etwas zu suchen", betont er. Kenneder hat aus seiner Position in der Innenverteidigung die Äußerungen nicht im Detail wahrnehmen können. "Wenn ich das auf dem Platz extremer wahrgenommen hätte, dann hätten wir aufgehört und wären vom Platz gegangen", sagt er.

Der Bayerische Fußball-Verband verweist in einer ausführlichen Mail auf seine Null-Toleranz-Politik in Sachen Rassismus und die "lückenlose Aufarbeitung" aller zur Anzeige gebrachten Fälle. Zudem führt er Zahlen an. Demnach sind in der vergangenen Saison von Schiedsrichtern in 210 Fällen Diskriminierungen gemeldet worden, also in 0,1 Prozent der Spiele. Welche Art von Diskriminierung - ob es sich um eine rassistische oder eine andere Beleidigung handelt - wird vom Verband im Übrigen überhaupt nicht unterschieden. Es handle sich bei der Gesamtzahl der Spiele also "eher um Einzelfälle", wie der Verband schreibt. Aber natürlich ist man der Meinung, "dass auch nur ein einzelner Fall einer zu viel ist."

Im nun aktuellen Fall aus Aiglsbach wurde vom Verbandsanwalt ein Sportgerichtsverfahren eingeleitet. Im Zuge der Vorermittlungen wurden sowohl der TV Aiglsbach als auch der Schiedsrichter der Partie bis Anfang kommender Woche zu Stellungnahmen aufgefordert.

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