Laberweinting

30 Jahre Harthalle: Brennende DJs und eine „Rutschparty“


Michaela Bauer und Andreas Bergmann im Alter von etwa 18 Jahre. Schon damals waren sie regelmäßige Partygänger in Hart.

Michaela Bauer und Andreas Bergmann im Alter von etwa 18 Jahre. Schon damals waren sie regelmäßige Partygänger in Hart.

Nicht nur im Landkreis Straubing-Bogen genießen sie seit langer Zeit Kultstatus: Die "Hartpartys" im gleichnamigen Ortsteil von Laberweinting. An diesem Wochenende feiert die Location 30-jähriges Jubiläum. Ein Veranstalter, ein Musiker und eine Besucherin erzählen von den wilden Anfängen, der besonderen "Hartmosphäre" und der Party, als plötzlich der DJ Feuer fing.

Einer der Männer der ersten Stunde ist Heinz Hort, besser bekannt unter seinem Künstlernamen: DJ Schoferl. Er war einer der "Gründerväter" der Hartpartys und jahrelang selbst als Organisator und DJ vor Ort. Er erinnert sich noch gut daran, als Hart als Partylocation völlig unbekannt war: "Es war eine Zeit, in der viele Dorfdiskotheken schließen mussten, denn plötzlich waren Großraum-Discos in den Städten angesagt. Für mich und meine Freunde war das aber eher nichts. Wir standen oft vor verschlossenen Türen, weil wir mit Turnschuhen nicht am Türsteher vorbei kamen."

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Andreas Bergmann hat seine Leidenschaft mittlerweile zum Beruf gemacht: Er ist Eventmanager und seit 2009 selbst Veranstalter in Hart.

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Heinz "DJ Schoferl" Hort in seiner Paraderolle als "Sir Quickly" bei einer der legendären "Irgendwie und Sowieso"-Mottopartys.

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Die bescheidenen Anfänge: Zu Beginn wurde die Lichtanlage noch auf einem Malergerüst abgestellt.

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Für Andreas Bergmann macht vor allem die ungezwungene Atmosphäre den Charme der Hartpartys aus: "Die Leute sollen sich fühlen wie bei sich zuhause im Wohnzimmer."

So kam in seinem Freundeskreis schließlich die Idee auf, eine eigene Party auf die Beine zu stellen. "Die Harthalle war dafür ideal", erzählt Hort. Dabei glich die Organisation der ersten Party mehr einem Experiment - mit unbekanntem Ausgang. "Niemand wusste, was auf uns zukommen würde und ob wir am Ende vielleicht alleine in der Halle stehen würden. Es gab noch kein Internet, keine Handys, kein Facebook. Um darauf aufmerksam zu machen, haben wir Flyer und Plakate in den Büros unserer Eltern kopiert und verteilt, wo wir nur konnten." Auch die Ausstattung vor Ort war nach heutigen Maßstäben spartanisch: "Die Bar bestand aus verkleideten Biertischen und -bänken, die CD-Player standen auf Fahrradschläuchen, die Lichtanlage auf einem Malergerüst." Und trotzdem war die erste Party ein großer Erfolg: "Unmittelbar davor war die Stimmung sehr angespannt. Dann kamen die ersten Gäste - und schließlich strömten die Besucher scharenweise herein", erinnert sich Hort. Er war damals 18 und als DJ dabei - eine unvergessliche Erfahrung.

Wenn der DJ Feuer fängt

Es sollte die erste von vielen werden: Hort blieb auch in den kommenden Jahren, übernahm schließlich selbst organisatorische Aufgaben. Gerade die Anfangszeiten waren relativ wild, es galt viele Herausforderungen zu meistern, ehe die Partys stattfinden konnten. "Die Organisatoren der ersten Stunde haben echte Pionierarbeit geleistet", sagt er heute. An ein Erlebnis kann er sich noch besonders gut erinnern: "Wir hatten keine Discogenehmigung, deswegen mussten die Partys jedes Mal aufs Neue angemeldet werden. Einmal stand sogar die Polizei vor der Halle und forderte mich auf, die Veranstaltung sofort zu beenden, weil sie auf 400 Sitzplätze beschränkt war. Es standen aber deutlich mehr Autos auf dem Parkplatz. Dann warf einer der Beamten einen Blick hinein und sah dort gerade mal zehn Biertischgarnituren. ‚De stenan ja olle', meinte er. ‚Guat, dann fahr ma' wieda', sagte daraufhin sein Kollege", erzählt Hort lachend. Auch an seine "gefährlichste" Party kann er sich noch gut erinnern: "Das war bei der Puder Rosa Mottoparty und ich war als Indianerhäuptling Abahatschi dort. Damals herrschte noch kein Rauchverbot und irgendwie fing mein Federschmuck während des Auftritts Feuer. Das hätte böse ausgehen können, zum Glück habe ich es noch rechtzeitig bemerkt. So blieb es bei einer unfreiwilligen Pyroshow."

Neue Ära nach dem Umbau

Ende der Neunziger begann schließlich der Umbau der Halle, verbunden mit einer langen Pause. Währenddessen wurden Brandschutzverordnungen umgesetzt, Parkplätze befestigt und zusätzliche sanitäre Anlagen geschaffen. Danach begann in Hart eine neue Ära. Ungefähr zu dieser Zeit machten Michaela Bauer und Andreas Bergmann dort ihre ersten Erfahrungen. "Es war damals schon eine große Sache, wenn man endlich alt genug war, um nach Hart zu gehen", berichtet Michaela Bauer. "Ich kannte die Partys zwar schon aus Erzählungen der Landjugend oder von meinem Onkel, trotzdem war ich beim ersten Mal überrascht, wie groß das alles war und wie viele Menschen da waren." Andreas Bergmann ging es ähnlich: "Hart hatte damals schon den Ruf als Party-Hotspot. Und tatsächlich war ich beim ersten Mal schwer beeindruckt: Eine so große Party mitten im Nirgendwo aufzuziehen… Respekt." Auch nach über 18 Jahren sind beide den Hartpartys nach wie vor treu ergeben. Bergmann hat die Leidenschaft sogar zum Beruf gemacht und ist mittlerweile auch hauptberuflich im Eventmanagement tätig: Seit 2009 ist er zudem selbst Veranstalter und einer der Geschäftsführer der Hart Event GmbH. Auf die Entwicklung der Hart-Partys blickt er nicht ohne Stolz: "Wir haben mittlerweile ein viel größeres Einzugsgebiet als früher. Damals kamen die meisten Leute aus dem Landkreis, heute aus ganz Ostbayern." Das kann auch Michaela Bauer bestätigen: "Ich bin immer wieder erstaunt, woher die Gäste kommen. Das fällt mir besonders auf, wenn Getränke in den verschiedensten bayerischen Dialekten bestellt werden."

Vor allem junges Publikum

Das Grundprinzip der Feiern habe sich über die Jahre aber nicht geändert: "Wir wollen Partys mit Wohlfühl-Charakter. Die Leute sollen sich fühlen wie bei sich zuhause im Wohnzimmer", so Bergmann. Heute wie damals seien die Hart-Partys eine Art "Einstiegsparty" für viele Jugendliche, der Großteil der Gäste ist zwischen 16 und 25. An diesem Wochenende, zum 30-jährigen Jubiläum, soll das allerdings anders sein. "Wir haben uns bewusst für eine Ü25-Jubiläumsparty entschieden. Es soll eine Art großes Klassentreffen für alle früheren Fans der Hart-Partys werden, die sich eigentlich schon ‚zu alt dafür' fühlen", sagt Andreas Bergmann. Dementsprechend wird sich auch die Musikauswahl an den 90er und 2000er Jahren orientieren. Auflegen wird - natürlich - Heinz "DJ Schoferl" Hort. "Ich war ja jetzt einige Jahre nicht mehr in Hart, es hat sich seitdem einiges verändert. Die Auflagen sind strenger geworden - zu Recht, wenn es um die Sicherheit und den Jugendschutz geht." Spielen will er am Samstag "so ziemlich alles, was Stimmung macht." Andreas Bergmann hofft auf einen "Abend voller Nostalgie-Momente und schöner Erinnerungen". Welche Party ihm selbst am besten im Gedächtnis geblieben ist? "Das war eine Mottoparty im Winter, ich glaube es war Januar. Am Abend gab es extremes Blitzeis, man konnte keinen Fuß vor die Tür setzen. Das wirkte sich natürlich auch auf die Besucherzahlen aus. Wir hatten gerade mal 15 Gäste in unserer Halle, die für etwas mehr als 1.000 Menschen ausgelegt ist." Und dann? "Das war natürlich sehr schade - gefeiert haben wir aber trotzdem", sagt Bergmann und lacht.

Info:

Die Hart Ü25-Jubiläumsparty findet am 12 Oktober von 21 bis 3 Uhr statt. Alle Infos auf www.hart-ue25-party.de