Kriminalstatistik

2022 wieder mehr Straftaten in Bayern


Joachim Herrmann (CSU), Innenminister von Bayern, spricht bei einer Pressekonferenz zur Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik 2022 im bayerischen Innenministerium.

Joachim Herrmann (CSU), Innenminister von Bayern, spricht bei einer Pressekonferenz zur Vorstellung der polizeilichen Kriminalstatistik 2022 im bayerischen Innenministerium.

Von idowa und dpa

In Bayern sind 2022 wieder mehr Straftaten begangen worden - im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 ist die Kriminalität gesunken. Besonders gering ist die Zahl der Verbrechen in Niederbayern, ganz im Gegensatz zur Aufklärungsquote.

Die Straftaten ohne ausländerrechtliche Delikte blieben 2022 mit 561.400 Fällen um 1,2 Prozent unter dem Niveau des Jahres 2019, wie Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Mittwoch bei der Vorstellung der Kriminalstatistik in München erläuterte. Die bereinigte Aufklärungsquote lag mit 64,4 Prozent demnach knapp unter dem Wert von 2019.

Im Vergleich zum Jahr 2021 nahm die Zahl der Straftaten um 10,4 Prozent zu. Ein erwartbarer Effekt, wie Herrmann betonte. Denn während der Pandemie war die Zahl der Straftaten in vielen Bereichen teils stark gesunken - was die Polizei in erster Linie auf die Corona-Maßnahmen zurückführte. Im vergangenen Jahr wurden die meisten Beschränkungen wieder aufgehoben.

Die Zahl der Diebstähle und Wohnungseinbrüche sank 2022 auch im Vergleich zu 2019 weiter. Zugleich hielt der starke Anstieg bei Internetkriminalität und Kinderpornografie an. Erpressung und Betrug im Netz oder Cybermobbing legten gegenüber 2019 um knapp 52 Prozent zu. Bei Herstellung, Verbreitung und Besitz kinderpornografischer Inhalte war der Anstieg im Vergleich zu 2019 mit 272 Prozent deutlich größer. Ebenfalls zugelegt haben den Angaben zufolge die Fälle von Gewaltkriminalität wie Mord, Totschlag, Vergewaltigung oder schwere Körperverletzung mit einem Plus von 3,3 Prozent im Vergleich zum Jahr 2019.

Niederbayern ist Spitzenreiter bei Aufklärung

Ebenfalls am Mittwoch veröffentlichte das Polizeipräsidium Niederbayern seinen Sicherheitsbericht für 2022. Für Polizeipräsident Manfred Jahn ein freudiger Anlass, denn Niederbayern belege mit der landesweit geringsten Kriminalitätsbelastung und gleichzeitig der höchsten Aufklärungsquote den bayerischen "Spitzenplatz bei beiden zentralen Sicherheitskenngrößen", so das Präsidium in einer Pressemitteilung. Zwar sei die Zahl der Straftaten in Niederbayern nach dem Ende der Corona-Restriktionen erwartbar angestiegen. Dennoch liege die Zahl stabil unter dem Niveau des letzten Jahrs vor der Pandemie, 2019. "Damit verzeichnet das Polizeipräsidium Niederbayern für 2022, abgesehen von den beiden zurückliegenden Pandemie-Jahren, das geringste Straftaten-Aufkommen der letzten zehn Jahre", so die Mitteilung weiter.

"Die geringste Kriminalitätsbelastung und die höchste Aufklärungsquote im bayernweiten Vergleich belegen das hohe Sicherheitsniveau für die Bürgerinnen und Bürger unserer Heimatregion. Die Gefahr, Opfer einer Straftat zu werden, ist in Niederbayern am geringsten. Gleichzeitig ist hier das Entdeckungsrisiko für Täter am höchsten," bilanziert Polizeipräsident Jahn die Kriminalstatistik. 2022 habe das Präsidium in Niederbayern insgesamt 42.308 Straftaten verzeichnet, elf Prozent mehr als 2021. Im Vergleich zu 2019 sei das aber ein Rückgang um 1.221 Fälle. 71,2 Prozent der Fälle hätte die Polizei in Niederbayern aufklären können. Bayernweit liegt die Aufklärungsquote bei 64,4 Prozent.

Bei der Gewaltkriminalität (Delikte wie gefährliche und schwere Körperverletzung, Raubdelikte, Totschlag und Mord) registrierte die Polizei in Niederbayern im vergangenen Jahr 1.577 Taten (Aufklärungsquote: 87,6 Prozent). Bei der sogenannten Straßenkriminalität, also allen Delikten, die auf öffentlichen Straßen, Wegen oder Plätzen begangen werden (6.367 Fälle), ist die Aufklärungsquote mit 26,1 Prozent die höchste der vergangenen zehn Jahre.

Zehn-Jahres-Rekord bei Diebstahl-Aufklärung

Der größte Anteil der Straftaten fällt auch 2022 wieder auf die Diebstahlkriminalität (9.773 Delikte). Die Aufklärungsquote stelle mit 42 Prozent den höchsten Wert der letzten zehn Jahre dar, so das Polizeipräsidium. Obwohl sowohl Gewalt-, Straßen- wie Diebstahldelikte rückläufig sein, sei der Trend der sinkenden Straftaten besonders bei den Diebstählen auffällig, so die Polizei in ihrer Bilanz. Trotz des bayernweiten Anstiegs der Wohnungseinbrüche ist auch diese Zahl im Bezirk Niederbayern (203 Fälle) gefallen und auf dem Zehn-Jahres-Tiefststand. Bei knapp der Hälfte aller Einbrüche blieb es beim Versuch. Die Aufklärungsquote konnte in 2022 auf 28,6 Prozent gesteigert werden.

Einen drastischen Anstieg der Straftaten gab es beim Callcenter-Betrug beziehungsweise beim Enkeltrick-/Schockbetrug. Der fällt 2022 um 67,3 Prozent höher aus als im Vorjahr. Die Polizei erklärt: "Dies ist im Wesentlichen dem Phänomenbereich "Kontaktaufnahme per Messenger" zuzurechnen. Die Täter verschicken dabei eine Nachricht und geben darin an, dass ein vermeintlich enger Verwandter aufgrund eines Defektes ein neues Handy beziehungsweise eine neue Telefonnummer benutzen muss. Sie bitten den Geschädigten eine dringende "Überweisung" vorzunehmen. Zu einer entsprechenden Rückzahlung kommt es aber nicht mehr. Das Schadensvolumen in diesem Deliktsfeld steigt seit Jahren kontinuierlich an. Für das Jahr 2022 musste im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums Niederbayern ein Vermögensschaden von über zwei Millionen Euro beziffert werden."

Die Fälle von Rauschgiftkriminalität seien in Niederbayern im Vergleich zum Vorjahr um 2,4 Prozent auf 4.030 Fälle gesunken. Dennoch hätten die niederbayerischen Dienststellen, insbesondere die Fahndungseinheiten im Rahmen der Schleierfahndung, mehr Rauschgift als noch im Vorjahr sichergestellt, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Einen Anstieg stelle die Polizei vor allem im Bereich der Cannabis, bei Heroin, Kokain und Ecstasy fest.

Weniger Straftaten in der Oberpfalz als vor Corona

Zufrieden mit seiner Kriminalbilanz war auch das Präsidium der Oberpfälzer Polizei bei seiner Vorstellung am Donnerstag. 41.989 Straftaten habe das Polizeipräsidium Oberpfalz 2022 registriert, erklärte Polizeipräsident Norbert Zink. Vor der Pandemie waren es noch 43.055 Delikten. So sank die Zahl der Straftaten auch hier im Bezirk im Vergleich zur Zeit vor Corona. Polizeipräsident Norbert Zink dazu: "Nach der Pandemie hat sich das Kriminalitätsgeschehen wieder normalisiert. Dennoch ist die Sicherheitslage in der Oberpfalz sehr zufriedenstellend. Es stimmt mich äußerst positiv, dass wir, mit Ausnahme beiden Corona-Jahre, den niedrigsten Stand der Gesamtstraftaten, die höchste Aufklärungsquote (70,8 Prozent) und eine sehr niedrige Kriminalitätsbelastung im Langzeitvergleich registrieren konnten."

Etwa ein Viertel (25,9 Prozent) aller Straftaten waren Diebstahlsdelikte. Kein anderer Straftatbestand kam häufiger vor. 10.873 Diebstähle wurden 2022 registriert, gut zweitausend Delikte weniger also 2019. Auch die Zahl der Rohheitsdelikte (17,4 Prozent mit 7.316 Straftaten) wie Körperverletzung, Nötigung oder Bedrohung ging im Vergleich zu 2019 um gut 400 Taten zurück.

Kinderporno-Fälle steigen drastisch an

Einen massiven Anstieg (22,77 Prozent) gibt es bei der Verbreitung pornografischer Inhalte im Netz von 549 auf 674 Fälle. Der Anteil der kinderpornografischen Inhalte beträgt 81,6 Prozent (550 Taten). Gut 20 Prozent der Tatverdächtigen war unter 14 Jahren, weitere 30 Prozent sind zwischen 14 und 17 Jahren. In keinem anderen Straftatbereich spielen junge Altersgruppen so eine Rolle.