Konjunktur

Unternehmensumfragen: Kriegsangst folgt auf Existenzangst


Produktion in einer Gießerei in Mecklenburg-Vorpommern (Symbolfoto). Viele Mittelständler in Deutschland sind wegen Nachschubproblemen und steigender Energiepreise zu Preiserhöhungen gezwungen.

Produktion in einer Gießerei in Mecklenburg-Vorpommern (Symbolfoto). Viele Mittelständler in Deutschland sind wegen Nachschubproblemen und steigender Energiepreise zu Preiserhöhungen gezwungen.

Von Von den dpa-Korrespondenten Carsten Hoefer, Christoph Dernbach, Jörn Bender, Andreas Hoenig

Eine Krise folgt der nächsten, die wirtschaftlichen Aussichten sind nicht gut. Zwar schwinden die von der Corona-Krise ausgelösten Existenzängste in vielen Betrieben - aber von Optimismus ist nicht die Rede.

Ungeachtet ungewisser wirtschaftlicher Aussichten schwindet in vielen deutschen Firmen die Existenzangst.

Einhergehend mit dem weitgehenden Ende der Corona-Beschränkungen machen sich mittlerweile sehr viel weniger Unternehmen Sorgen um den eigenen Fortbestand als noch zu Jahresbeginn, wie das Münchner Ifo-Institut am Montag mitteilte. Auch andere Umfragen deuten darauf, dass Corona in den Hintergrund tritt und der pandemiebedingten Existenzangst nun die Sorge um Kriege und andauernd schwere Zeiten für die Wirtschaft folgen.

Seit Jahresbeginn ist laut Ifo die Zahl der Firmen zurückgegangen, die um das eigene Überleben fürchten. Demnach sehen derzeit im Schnitt 7,1 Prozent der Firmen ihre Existenz bedroht, im Januar waren es mit 13,7 Prozent noch fast doppelt so viele. Allerdings gibt es nach wie vor coronabedingt große Unterschiede je nach Branche. Im Gastgewerbe und der Veranstaltungsbranche etwa hätten noch knapp 25 Prozent der Unternehmen existenzielle Sorgen, sagte Ifo-Umfragenleiter Klaus Wohlrabe. Das Ifo-Institut befragt für seine Konjunkturprognosen regelmäßig eine vierstellige Zahl deutscher Unternehmen.

Mögliche Wirtschaftskrise und Ukraine-Krieg machen Sorgen

Ohnehin kann keine Rede davon sein, dass mit dem weitgehenden Ende der Corona-Beschränkungen die Welt aus Sicht der Firmen nun wieder in Ordnung wäre: Bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag des Hamburger B2B-Marktplatzes Visable nannten 25 Prozent eine Wirtschaftskrise und 24 Prozent den Krieg als größte Bedrohung für die Geschäftstätigkeit ihres Unternehmens.

Mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der Befragten fürchten, dass es Krisen dieser Größenordnung in den nächsten drei Jahren noch häufiger (44 Prozent) oder sogar viel häufiger (24 Prozent) geben werde.

Visable-CEO Peter F. Schmid betonte: "Auf eine Krise folgt die nächste. Zentrales Thema für die nächsten Jahre wird sein, unseren Mittelstand krisenfest zu machen." Sonst sei der Wohlstand in ganz Deutschland und in Europa bedroht.

35 Prozent der von Yougov in Deutschland befragten 508 Manager sagten, dass ihr Unternehmen seit Anfang 2021 bis zu einem Viertel des Umsatzes durch die großen Krisen eingebüßt hat. Fast jedes fünfte Unternehmen (18 Prozent) hat nach eigenen Angaben sogar noch höhere Umsatzverluste erlitten.

Weltweite Lieferengpässe

Eine ganz konkrete Sorge bleiben die weltweiten Lieferengpässe. Laut staatlicher KfW-Förderbank sehen sich viele Mittelständler in Deutschland wegen knappen oder fehlenden Nachschubs und steigender Energiepreise zu Preiserhöhungen gezwungen. Jedes vierte mittelständische Unternehmen (24 Prozent) hat demnach seine Produkte oder Dienstleistungen bereits verteuert, teilte die KfW am Montag mit. "Der Mittelstand ist mit voller Wucht getroffen", sagte KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. Die Verunsicherung habe zugenommen: Inzwischen gingen deutlich mehr Unternehmen als noch im Herbst davon aus, dass die Lieferengpässe mehr als ein Jahr anhalten werden.

Nach Angaben der Förderbank bezieht etwa ein Drittel (29 Prozent) aller 3,8 Millionen Mittelständler in Deutschland Rohstoffe, Vorprodukte oder Dienstleistungen aus dem Ausland. Sie sind laut KfW von den Störungen der weltweiten Lieferketten besonders betroffen. Auch gehen demnach die kleinen und mittelständischen Unternehmen mehrheitlich davon aus, dass ihre Geschäftstätigkeit künftig öfter durch Krisen beeinträchtigt wird.

Habeck: Müssen weiter mit höheren Energiepreisen rechnen

Dass Gas, Öl und Strom in näherer Zukunft wieder billiger werden, ist nach Worten von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) nicht in Sicht. "Wir werden weiter mit höheren Preisen rechnen müssen", sagte Habeck in Berlin nach einem Treffen mit Verbänden der mittelständischen Wirtschaft. Der Staat könne nicht alle Energiepreissteigerungen auffangen, weder für Firmen noch für Verbraucher. "Das ist die bittere und die harte Wahrheit."

Die meisten Unternehmen hätten langfristige Verträge. Eine Reihe von Unternehmen spüre die hohen Preise in einer großen Wucht erst ab 2023, die Preise für Produkte würden dann erst nach oben gehen. Man müsse damit rechnen, dass die Phase von günstigen fossilen Energien vorbei sei.

Nach Habecks Worten steht die Wirtschaft unter hohem Druck, der Grünen-Politiker nannte neben den hohen Energiepreisen und den Lieferproblemen auch noch den großen Fachkräftemangel in Deutschland.

"Die bittere und die harte Wahrheit": Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck.

"Die bittere und die harte Wahrheit": Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck.

Dieser Artikel ist Teil eines automatisierten Angebots der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er wird von der idowa-Redaktion nicht bearbeitet oder geprüft.