Krieg in der Ukraine

Ukrainer flüchten - bisher wenige Ankünfte in Deutschland


Frauen aus der Ukraine warten am Bahnhof von Przemysl in Polen auf ihren Weitertransport.

Frauen aus der Ukraine warten am Bahnhof von Przemysl in Polen auf ihren Weitertransport.

Von mit Material der dpa

Der Krieg, die Gewalt schlagen die Menschen in der Ukraine in die Flucht. Viele fliehen in das Nachbarland Polen. Deutschland bereitet sich ebenfalls auf Aufnahmen vor.

Wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine sind nach Schätzungen des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR) bisher weit mehr als 100.000 Menschen in Nachbarländer geflüchtet.

Allein nach Polen seien an den ersten beiden Tagen der Invasion etwa 75.000 Menschen geflüchtet, sagte der deutsche UNHCR-Sprecher Chris Melzer am Samstag der Deutschen Presse-Agentur. Russland hatte die Ukraine am Donnerstagmorgen angegriffen.

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Die polnische Regierung spricht von 100.000 Flüchtlingen, die seit Beginn der russischen Invasion aus der Ukraine allein nach Polen gekommen seien. Wegen der langen Staus auf der ukrainischen Seite der Grenze habe man sich entschieden, an allen Grenzpunkten auch einen Übergang für Fußgänger zu öffnen, sagte Polens Vize-Innenminister Pawel Szefernaker am Grenzübergang Medyka-Schehyni.

Viele Frauen und Kinder

Nach seinen Angaben handelt es sich hauptsächlich um Frauen mit Kindern sowie Männer im nichtwehrfähigen Alter. Polen sei in der Lage, täglich bis zu 50.000 Flüchtlinge aus der Ukraine an der Grenze abzufertigen. Flüchtlinge am Grenzübergang Medyka-Schehyni berichteten laut einer Reporterin der Deutschen Presse-Agentur von stundenlangen Wartezeiten auf der ukrainischen Seite auch für Menschen, die die Grenze zu Fuß überqueren wollen.

UNHCR-Sprecher Melzer betonte: "Wir gehen davon aus, dass die größte Fluchtbewegung im Land stattfindet." Schätzungen zufolge waren bereits vor Beginn der russischen Invasion etwa 860.000 Binnenflüchtlinge in der Ukraine unterwegs, vor allem aus den ostukrainischen Separatistengebieten sowie der von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim. Die Zahl sei nun natürlich gestiegen, sagte Melzer. Seriöse Schätzungen zur Zahl der Binnenflüchtlinge seit Kriegsbeginn seien aber bisher nicht möglich.

Das UNHCR habe auf der ukrainischen Seite bereits vor Tagen seine Vorräte aufgestockt. Dazu zählten Zelte, Decken und Kanister ebenso wie Hygieneartikel, Windeln oder Seife. Der Notfallplan der polnischen Regierung funktioniere zudem bisher sehr gut. "Was unglaublich beeindruckend ist, ist die Solidarität der Menschen", sagte Melzer. Er beklagte fehlende finanzielle Mittel. "Das erschwert unsere Hilfe, die dringend benötigt wird."

Flüchtlinge auch in Deuschland angekommen

Erste Kriegsflüchtlinge sind auch in Deutschland eingetroffen. Ihre Zahl war aber zunächst noch relativ gering. An der sächsisch-polnischen Grenze bei Görlitz sei seit Freitag eine einstellige Zahl von Menschen aus der Ukraine angekommen, sagte ein Sprecher der Bundespolizei in Pirna am Samstag. In Brandenburg nahm die Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt bis zum Samstagmittag nach eigenen Angaben sechs Geflüchtete auf. Eine ukrainische Familie traf in Brandenburg/Havel ein. Die Stadt Hamburg hatte bereits am Freitag drei bis vier Flüchtlinge im Ankunftszentrum der Hansestadt registriert.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und die Ministerpräsidenten der Länder hatten am Freitag über die mögliche Aufnahme von Flüchtlingen beraten. Allein Brandenburg macht sich nach den Worten von Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) bereit für mindestens 10 000 Ukraine-Flüchtlinge in den nächsten Tagen. Schon dieses Wochenende hält Brandenburg nach offiziellen Angaben 800 Plätze bereit.

Auch Niedersachsen bereitet sich auf die Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine vor und wird seine Kapazitäten noch erweitern, wie Innenminister Boris Pistorius (SPD) im NDR sagte. Völlig offen ist, wie viele Flüchtlinge von dort kommen könnten - laut Pistorius könnten es ein paar Hunderttausend, aber auch eine Million oder zwei Millionen Menschen sein. Thüringen kann nach Angaben von Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke) und Migrationsminister Dirk Adams (Grüne) sofort etwa 3000 Menschen aus der Ukraine aufnehmen.

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Helfer verteilen Lebensmittel und Süßigkeiten an Geflüchtete am Bahnhof von Przemysl.

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Eine ukrainische Familie geht durch den Grenzübergang nach Polen.