Krieg in der Ukraine

Russischer Rubel rollt trotz Sanktionen wieder


Rubel-Banknoten: Die russische Notenbank senkt den Leitzins.

Rubel-Banknoten: Die russische Notenbank senkt den Leitzins.

Von Von Jürgen Krämer, dpa-AFX

Kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine stürzte der Rubel ab - nicht zuletzt wegen der Sanktionen des Westens. Doch die russische Landeswährung berappelt sich wieder. Warum eigentlich?

Russlands Währung hat den deutlichen Kurseinbruch nach Beginn des Ukraine-Kriegs trotz zahlreicher harter Wirtschaftssanktionen wettmachen können. Am Devisenmarkt wurden im Verlauf der Woche zeitweise 78 Rubel für einen US-Dollar gezahlt.

Damit erreichte der Wechselkurs wieder das Niveau, das er zuletzt beim Ausbruch des Krieges Ende Februar hatte. Als wesentliche Gründe für die Kurserholung des Rubel gelten strenge Kapitalkontrollen, Überschüsse in der russischen Handelsbilanz durch Energieexporte sowie das hohe Zinsniveau in Russland.

Erholung des Rubel seit Mitte März

Unmittelbar nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs am 24. Februar war der Kurs des Rubel zunächst deutlich eingebrochen. Anfang März mussten zeitweise bis zu 177 Rubel für einen Dollar gezahlt werden. Seit Mitte März setzte dann aber eine Erholung ein.

Der Rubel gilt allerdings seit Beginn des Krieges nicht mehr als eine frei handelbare Währung. Der Wechselkurs kann also nur bedingt mit dem Handelsgeschehen anderer Währungen wie zum Beispiel dem Euro verglichen werden. Die russische Währung wird am Devisenmarkt aber weiterhin mit Einschränkungen getauscht, was die Feststellung eines Rubel-Wechselkurses ermöglicht.

Strenge Kapitalkontrollen

Ein wichtiger Grund für die Kurserholung des Rubel sind strenge Kapitalkontrollen, mit denen sich Russland gegen einen Finanzkollaps gestemmt hat. In den ersten Kriegstagen waren in Moskau lange Menschenschlangen vor Bankautomaten zu sehen, als sich der Kurs des Rubel im freiem Fall befunden hatte. Die Notenbank des Landes reagierte schnell und hat unter anderem die Ausfuhr von Devisen begrenzt.

Ein weiterer Grund für die Kurserholung sind die hohen Zinsen in Russland. Die Notenbank des Landes hatte als weitere Maßnahme gegen den drohenden Kollaps den Leitzins Ende Februar auf einen Schlag auf 20 Prozent verdoppelt. Mittlerweile ist die Kurserholung des Rubel so weit fortgeschritten, dass die Zentralbank sogar in der Lage ist, diesen extremen Zinsschritt ein Stück weit zurückzunehmen.

Am Freitag hat Russlands Notenbank den Leitzins wieder gesenkt - um 3,0 Prozentpunkte auf 17 Prozent. Darüber hinaus wurden den Finanzmärkten weitere Zinssenkungen in Aussicht gestellt. "Die externen Bedingungen für die russische Wirtschaft sind nach wie vor schwierig und schränken die Wirtschaftstätigkeit erheblich ein", kommentierten die russischen Währungshüter die Zinssenkung. "Die Risiken für die Finanzstabilität sind nach wie vor vorhanden, haben aber vorerst nicht mehr zugenommen, auch dank der beschlossenen Kapitalkontrollmaßnahmen", hieß es in der Stellungnahme der Notenbank.

Handelsbilanz

Der Analyst Tatha Ghose von der Commerzbank verweist darüber hinaus auch auf die russische Handelsbilanz als wesentliche Ursache für die Kurserholung des Rubel. "Die Handelsbilanz dürfte sich nach den Sanktionen verbessern", sagte Ghose. Denn während der Export von russischer Energie wie Erdöl oder Gas weiterhin möglich ist, wurde gleichzeitig der Import westlicher Waren durch die Sanktionen stark eingeschränkt.

Eine von Russland verfügte Umstellung der Gaszahlungen auf Rubel hat nach Einschätzung von Ghose keine größeren Auswirkungen auf den Wechselkurs. Westliche Staaten müssen ihr russisches Gas künftig über Rubel-Konten bei der Gazprombank bezahlen.

Zwar hat sich die Lage am Devisenmarkt aus Sicht der Führung im Kreml entspannt. Die Frage einer drohenden Zahlungsunfähigkeit des russischen Staates bleibt aber nach wie vor akut. Denn bei russischen Staatsanleihen drohen weiterhin Zahlungsausfälle. Zuletzt hat Russland seine Auslandsschulden erstmals nur in Rubel statt in US-Dollar beglichen. Hintergrund sind die Sanktionen des Westens.

Dieser Artikel ist Teil eines automatisierten Angebots der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er wird von der idowa-Redaktion nicht bearbeitet oder geprüft.