Kostenexplosion

Wohnungsunternehmen legen Baupläne auf Eis


Eine Baugerüst an einem Wohnhaus.

Eine Baugerüst an einem Wohnhaus.

Von dpa

Bauunternehmen kämpfen mit Materialmangel und unkalkulierbaren Preissteigerungen. Zu den unmittelbaren Leidtragenden zählen gemeinwohlorientierte Wohnungsgesellschaften.

Der rasante Anstieg der Baukosten bremst den Wohnungsbau in Bayern: Die Mehrheit der genossenschaftlichen und kommunalen Wohnungsunternehmen will neue Bauprojekte auf Eis legen. Auch Sanierungen bestehender Wohnungen werden sich nach einer Umfrage des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen (VdW) unter seinen knapp 500 Mitgliedsunternehmen verzögern. Falls der Preisanstieg nicht gestoppt wird, wollen demnach 60 Prozent der Mitglieder des Verbands Neubau- und Modernisierungsprojekte zurückstellen, wie der Verband am Mittwoch mitteilte. Betroffen wären rund 3.500 Wohnungen ab 2023.

"Die Wohnungswirtschaft kämpft schon lange mit den steigenden Baukosten", sagte Verbandsdirektor Hans Maier. "Doch die jüngsten Kostensteigerungen sind für unsere Mitgliedsunternehmen kaum noch zu tragen." Aktuelle Bauvorhaben werden laut VdW im Vergleich zur ursprünglichen Kostenkalkulation um über 20 Prozent teurer. Dem VdW gehören 493 bayerische Wohnungsunternehmen an, der Großteil davon am Gemeinwohl orientierte Genossenschaften und kommunale Gesellschaften.

Staatlicher Wohnungsbau gewinnt an Bedeutung

Bauminister Christian Bernreiter kommentierte: "Diese Meldung ist ein Warnschuss an alle, die glauben, man könnte die staatlichen Wohnungsbauunternehmen auflösen", sagte der CSU-Politiker. "Wenn genossenschaftliche und kommunale Wohnungsunternehmen Projekte auf Eis legen, gewinnt der staatliche Wohnungsbau an Bedeutung."

Das bezieht sich auf Kritik der Opposition im Landtag an der 2018 von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gegründeten staatlichen Wohnungsgesellschaft Bayernheim, die bis Januar lediglich 234 Wohnungen gekauft und noch keine selbst gebaut hat. Die FDP hatte deswegen die Auflösung des Unternehmens gefordert.

Bauminister Bernreiter argumentierte, dass die Bayernheim und die zwei weiteren staatlichen Gesellschaften Stadibau und Siedlungswerk Nürnberg zusammen aktuell 22 526 Wohnungen in Bestand, Bau, Planung oder Vorbereitung hätten. Die drei Unternehmen erfüllten ihren Auftrag, in ganz Bayern bezahlbaren Wohnraum zu schaffen. "Wir brauchen daher keine weiteren Querschüsse, sondern eine gemeinsame Kraftanstrengung", sagte Bernreiter.