Meinung

Bauerntag

Zeitenwende in der Landwirtschaft


Auf dem Deutschen Bauerntag wurde deutlich, dass der Krieg in der Ukraine eine Zeitenwende in der Landwirtschaft fordert.

Auf dem Deutschen Bauerntag wurde deutlich, dass der Krieg in der Ukraine eine Zeitenwende in der Landwirtschaft fordert.

Über viele Jahre hat sich die Politik, egal ob in Berlin oder in Brüssel, eine Menge einfallen lassen, um Bauern das Leben schwer zu machen. Es ging um Klima-, Umwelt, Tier-, Arten-, Verbraucher-und Gewässerschutz. Die Landwirtschaft wurde als Bürde gesehen, der Bauer allzu oft als ahnungsloser Trottel abgestempelt, der ohne Sinn und Verstand und vor allem ohne Rücksicht auf Flora und Fauna Pflanzenschutzmittel und Gülle auf seinen Feldern ausbringt, oder der seine Tiere ausbeutet. Allein der Biolandbau wurde als Ideal glorifiziert, gerade von den Grünen, die in der Ampel die Minister für Landwirtschaft und Umwelt stellen.

Doch der Krieg in der Ukraine, das wird nicht zuletzt auf dem Deutschen Bauerntag deutlich, zwingt auch in der Landwirtschaft zur Zeitenwende. Denn plötzlich geht es wieder um existenzielle Themen wie die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln. Und die ist von Ökobauern allein nicht zu gewährleisten.

Putin setzt Hunger als Waffe ein

Deshalb sind in der Landwirtschaft Realpolitik und Pragmatismus nötig, zu denen sich die Grünen in anderen Bereichen wie der Energiepolitik schon durchgerungen haben. Putin setzt Hunger als Waffe ein, um einzelne Länder oder den Westen zu erpressen. Darum muss die Produktion von Lebensmitteln erhöht werden. Auch auf den Brachflächen, die Agrarminister Cem Özdemir nur zur Futterproduktion freigeben will.

Es ist ja verständlich, dass es den Grünen nicht gefällt, wenn Quantität zeitweise eine höhere Priorität bekommt als Ökologie. Doch die Bauern, gerade die vielen Familienbetriebe, brauchen eine Entlastung von Bürokratie und Unterstützung dabei, die neuen Herausforderungen zu bewältigen. Es ist keine Zeit für politische Grabenkämpfe.

Wer in Zeiten der Rekord-Inflation fordert, Fleisch zu verteuern, zeigt, wie weit er von der Lebenswirklichkeit vieler Menschen entfernt ist. Und wer niedrigere Mehrwertsteuern auf Obst und Gemüse verlangt, muss auch sagen, wie sichergestellt werden soll, dass es die Discounter nicht den Ölmultis gleichtun. Özdemir ist am Dienstag in Lübeck Antworten schuldig geblieben. Doch immerhin: Er hat viel Verständnis für die Sorgen der Bauern gezeigt.