Knochenjob als Traumberuf

Patrick Gerstendorf (25) ist gelernter Bademeister im Freibad Roding


Noch vor dem Wettereinbruch begleitete Freistunde Bademeister Patrick Gerstendorf an seinem Arbeitsplatz im Freibad Roding.

Noch vor dem Wettereinbruch begleitete Freistunde Bademeister Patrick Gerstendorf an seinem Arbeitsplatz im Freibad Roding.

Von Bastian Schreiner

Die Sonne knallt auf die kaminroten Steinplatten. Es riecht nach Chlor. Kinder schreien und planschen im Wasser. Unbeeindruckt davon steht Patrick Gerstendorf breitbeinig neben dem Nichtschwimmerbecken und beaufsichtigt die Badegäste aufmerksam. Seit einem Jahr arbeitet er als Fachangestellter für Bäderbetriebe im Rodinger Freibad. "Als Bademeister eben", sagt Gerstendorf lapidar.

Schwarze Adiletten, schwarze Badeshort, azurblaues T-Shirt mit buntem Freibad-Logo, helles Cap. Dazu Kurzhaarfrisur, braun gebrannt und schlank - so kennen ihn die Besucher. In diesem Outfit sorgt der erst 25-Jährige nicht nur für Recht und Ordnung im Bad, sondern kümmert sich auch um einen reibungslosen technischen Ablauf. "Als Bademeister hat man viel mehr Aufgaben, als sich die meisten Badegäste überhaupt vorstellen", betont er. Wenn die ersten Besucher um 9 Uhr die Kasse passieren, ist Gerstendorf bereits zwei Stunden im Dienst. Morgens muss der Kinderpool ausgespritzt, die Becken gereinigt, die Rutsche kontrolliert und die Technik im Keller überprüft werden.

Die Mittagshitze an diesem Tag ist kaum auszuhalten. Viele Gäste ziehen sich in den Schatten zurück. Auch der Bademeister sitzt mittlerweile auf der kleinen Holzbank unter dem ausgebleichten Sonnenschirm zwischen Schwimmerbecken und Sprungturm: "Von 12 bis 14 Uhr sollte man nicht permanent in der prallen Sonne sein." Um gut durch den langen Arbeitstag zu kommen, trinkt Patrick Gerstendorf viel Wasser sowie isotonische Getränke. Zudem cremt er sich mehrmals mit Sonnenmilch ein. "Mir macht die Hitze nichts aus." Im Gegenteil. Der 25-Jährige ist froh, wenn es heiß ist, denn dann ist das Bad voll - und dem Bademeister nicht langweilig.

An heißen Tagen sind bis zu 3 000 Gäste im Rodinger Freibad. Neben Freizeit- und Sportbecken sowie Sprungturm erwarten die Besucher eine 60-Meter-Rutsche, zwei Beachvolleyball-Felder und die 8 000 Quadratmeter große Liegewiese. Für die Kinder gibt es einen Bachlauf, einen Rutschturm sowie einen Kreativspielplatz. Neu ist in dieser Saison ein Beach-Bereich. "Dafür wurden 35 Tonnen Sand aus Hirschau angeliefert und mehrere spanische Palmen gepflanzt", teilt Gerstendorf mit.

Bademeister dürfen nicht schüchtern sein

"Herr Bademeister, können wir bitte zwei Liegen haben?", fragt eine junge Frau im roten Bikini. "Aber natürlich", entgegnet er und geht mit ihr zur Ausgabestelle. "Als Bademeister darfst du nicht schüchtern sein, denn nicht jeder Gast fragt so höflich", weiß Gerstendorf. Anschließend startet er seinen Rundgang durch das Gelände. Vorbei an bunten Badetüchern und zahlreichen Sonnenschirmen. Der Duft von Pommes und Sonnencreme liegt in der Luft. Kinder toben und spritzen. Von Weitem schon sieht der Bademeister einen Jungen, der sich beim Rutscheneinstieg vordrängelt. "Es gibt immer wieder ein paar Pappenheimer, die Unsinn machen", sagt Gerstendorf.

An der Rutsche angekommen, knüpft er sich den kleinen Unruhestifter mit ernstem Blick und lauter Stimme vor: "Hey! Hinten anstellen! Das gilt auch für dich!" Es dauert keine fünf Sekunden und der Junge reiht sich brav am Ende der Warteschlange ein. "Seitdem ich in Roding bin, ist zum Glück noch nicht viel passiert, außer ein blutiger Zeh und ein gefährlicher Wespenstich", berichtet er. Zum Schluss jedes Rundgangs steigt der Bademeister die schmalen Treppen zum Technikraum hinab: "Im kühlen Keller lagert sozusagen das Herzstück des Bades."


In den Räumen befinden sich drei riesige blaue Tanks, unzählige Rohre verlaufen von links nach rechts, von oben nach unten. Nur ein leises Brummen der Umwälzpumpe und der Filteranlage ist zu hören. Hightech pur. Die Anlagen sorgen für Sauberkeit und Hygiene, dem gereinigten Wasser wird Chlor zugesetzt. "Chlor ist ein Desinfektionsmittel und im Beckenwasser enthalten, damit sich Badegäste keine Krankheiten holen", erklärt er und überprüft die Werte am Monitor. Das Chlorgas lagert in meterhohen grauen Gasflaschen in einem Nebenraum. An der Tür kleben mehrere gelbe und rote Warnschilder, denn Chlorgas ist in konzentrierter Menge hochgiftig. "Der Umgang mit Chemikalien steht bei der Ausbildung zum Bademeister auf dem Lehrplan", fügt Gerstendorf an.

Auf dem Weg zurück möchte ein älterer Herr noch eine Liege und einen Schirm abholen. Der Lärmpegel steigt. Dicht gedrängt erfrischen sich die Besucher in den Becken. Wasser spritzt. Die Sonne blendet. Neben dem Nichtschwimmerbecken beobachtet der 25-Jährige nun das muntere Treiben. "Bademeister war schon immer mein persönlicher Traumberuf. Es macht viel Spaß, man erlebt einiges und lernt viele Menschen kennen", erzählt er. Als Schattenseiten des Berufs nennt Gerstendorf Lärm, anstrengende Arbeiten vor und nach der Saison sowie die lange Dienstzeit. Sieben Tage die Woche. Von 7 bis 20 Uhr.

Mittlerweile hat die Hitze etwas nachgelassen. Die Sonne neigt sich, und auch der Arbeitstag von Gerstendorf geht langsam zu Ende. Das Bodensauggerät wird ins Wasser gelassen, der Filter gesäubert und letzte Liebespaare in den Ecken des Areals gesucht.

Patrick Gerstendorf mag seinen Job.

Patrick Gerstendorf mag seinen Job.