Kinder dürfen sich nicht verkleiden

Faschingsverbot an der Kita: Reaktionen aus Ostbayern


In einer Kindertagesstätte in Erfurt sind Verkleidungen am Rosenmontag und Faschingsdienstag tabu. (Symbolbild)

In einer Kindertagesstätte in Erfurt sind Verkleidungen am Rosenmontag und Faschingsdienstag tabu. (Symbolbild)

Von Redaktion idowa

Aufregung um eine Kindertagesstätte (Kita) in Erfurt. Für die dortigen Kinder fällt der Fasching ins Wasser. Der Grund: ein Verkleidungsverbot, ausgesprochen durch die Leitung der Kita. Diese begründet die Entscheidung mit einem "kultursensiblen Umgang". Wäre ein solches Modell auch denkbar für Kindertagesstätten in Ostbayern?

"Fasching findet in der Einrichtung am Rosenmontag nicht statt, weil wir im Rahmen eines kultursensiblen Umgangs die Feierlichkeiten nicht maximal ausreizen wollen", heißt es in der Erklärung des Erfurter Kita-Betreibers. Den Eltern wurde daher mitgeteilt, dass sie ihr Kind weder am Rosenmontag noch am Faschingsdienstag verkleiden sollen. Das stößt vielerorts auf blankes Unverständnis, vor allem in den sozialen Medien.

Doch käme eine solche Maßnahme auch für Kindertagesstätten in Ostbayern in Frage? "Ich könnte mir vorstellen, dass es für diese Entscheidung einen bestimmten Hintergrund gab", gibt Roswitha Bilda, Leiterin der Kita Kastanienburg in Landshut zu Bedenken. Sie sagt aber auch: "Für uns wäre das nichts. Hier wird ganz normal Fasching gefeiert, auch die Kinder von Migranten haben daran ihre Freude." In der Kastanienburg gebe es sogar eine ganze Faschingswoche. Die einzige Vorschrift, die es dort gibt: die kleinen Cowboys dürfen nicht mir ihren Revolvern knallen, die Platzpatronen müssen zu Hause bleiben. Das sei aber schon immer so gewesen. Auch über den Fasching hinaus scheint man in der Landshuter Kita wenig von in Mode gekommenen Veränderungen zu halten. Bilda: "Wir feiern auch nach wie vor das St. Martins-Fest und kein Lichterfest."

In eine ähnliche Kerbe schlägt Bettina Duschl. Sie ist stellvertrende Leiterin der Kindertagesstätte Deggendorf in Mainkofen. Zu der Entscheidung in Erfurt sagt sie: "Für uns käme das definitiv nicht in Frage. Kulturell gab es da noch nie Probleme - im Gegenteil." Man würde das bereits seit Jahren so praktizieren und sei damit immer gut gefahren. "Und wer sich nicht verkleiden will, der kommt halt einfach ohne Kostüm", so Duschl.

Eine Kindertagesstätte aus Regensburg wollte sich zu dem aktuellen Fall nicht äußern. Gegenüber den Medien hat sich dafür aber Thomas L. Kemmerich, Präsident der Gemeinschaft Erfurter Karneval, geäußert. Er spricht von einer "verkopften Fehlentscheidung, die Kinder wichtiger traditioneller Kulturerlebnisse beraubt".