Kelten Römer Museum

LKA: Einbruch dauerte nur neun Minuten


Der Goldschatz im Kelten und Römer Museum.

Der Goldschatz im Kelten und Römer Museum.

Von Von Ulf Vogler, dpa

Für das römisch-keltische Museum war der Goldschatz das prunkvolle Aushängeschild - nun sind die 450 Münzen aus tausende Jahre alten Schatz aus Manching weg. Und das ist nicht mal das einzige, das die Täter klauten. Spezialisten des Landeskriminalamtes haben sich eingeschaltet.

Einbrecher haben im oberbayerischen Manching einen mehrere Millionen Euro teuren Goldschatz aus der Keltenzeit erbeutet. Wie ein Sprecher des Bayerischen Landeskriminalamtes (LKA) am Dienstag berichtete, waren die Täter in der vorangegangenen Nacht in das Kelten Römer Museum in Manching bei Ingolstadt eingestiegen und entwendeten den 1999 bei Manching entdeckten Schatz vollständig. Mehrere Medien hatten zuvor berichtet.

Die Diebe des Goldschatzes von Manching haben noch mehr Beute gemacht als zunächst angenommen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur wurde bei dem Einbruch in der Nacht zu Dienstag eine zweite Vitrine aufgebrochen. Dabei wurden drei weitere, deutlich größere Münzen gestohlen. Ob sie auch aus Gold bestehen, wie schwer und von welchem Wert sie sind, war zunächst unklar.

Nach Einschätzung der Polizei können die Täter den in Manching gestohlenen Goldschatz nur schwer verkaufen. Daher sei zu befürchten, dass sie die 483 keltischen Münzen einschmelzen und für den Goldwert veräußern. Das sagte ein Sprecher des Landeskriminalamts am Mittwochmorgen.

"Der Einbruch muss in den frühen Morgenstunden stattgefunden haben", sagte der LKA-Sprecher. "Es war klassisch, wie man es sich in einem schlechten Film vorstellt." Am Dienstagmorgen hätten die Mitarbeiter des Museums dann festgestellt, dass der Goldschatz fehlt. Nun gibt der Vizepräsident des LKA, Guido Limmer, preis, dass sich der Einbruch um 1.26 Uhr ereignete. Die Diebe verließen das Museum bereits um 1.35 Uhr wieder.

Zunächst wurde die Kripo des Polizeipräsidiums in Ingolstadt eingeschaltet. Wegen des großen Wertes des Diebesgutes übernahm im Lauf des Tages das LKA den Fall. Die Ermittler gehen davon aus, dass es zudem einen Zusammenhang mit der Sabotage an mehreren Glasfaserleitungen gibt, die in der Nacht zum Ausfall der Telefon- und Internetverbindungen bei etwa 13 000 Privat- und Firmenkunden rund um Manching geführt hatte. Die zeitliche und räumliche Nähe zur Tat lege das nahe, sagte ein Sprecher. Durch die Sabotage habe es zudem keinen Alarm bei der Polizei gegeben.

Nach dpa-Informationen hatten die Diebe nach bisherigen Erkenntnissen einen Notausgang des Kelten Römer Museum Manching bei Ingolstadt aufgehebelt und dann die aus Sicherheitsglas bestehenden Vitrinen mit viel Gewalt aufgebrochen. Momentan wird im kompletten Schengen-Raum nach den Tätern gefahndet.

Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) geht nach dem Diebstahl des Manchinger Goldschatzes von organisierter Kriminalität aus. "Klar ist, Du marschierst nicht einfach in so ein Museum rein und nimmst dann diesen Schatz mit", sagte er im Interview des Bayerischen Rundfunks. "Das ist hochgradig gesichert und insofern liegt die Vermutung zumindest nahe, dass wir es hier eher mit einem Fall von organisierter Kriminalität zu tun haben."

Verlust sei eine Katastrophe

Der Goldschatz war das Aushängeschild des Museums. Der Sammlerwert der historischen Münzen wird laut LKA auf mehrere Millionen Euro taxiert. Es handelt sich um den größten keltischen Goldfund, der im vergangenen Jahrhundert aufgetaucht ist. Ein Grabungsteam hatte vor 23 Jahren die Münzen entdeckt. In der Vitrine befanden sich 483 Goldmünzen, die insgesamt rund vier Kilogramm wiegen, wie das LKA am Abend mitteilte. Sie würden auf etwa 100 vor Christus datiert.

"Der Verlust des Kelten-Schatzes ist eine Katastrophe, die Goldmünzen als Zeugnisse unserer Geschichte sind unersetzlich", sagte Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU). Der kulturelle Schaden sei enorm. "Wer auch immer diese Tat begangen hat: Jemand hat sich an unserer Geschichte vergangen und unfassbare kriminelle Energie dafür an den Tag gelegt." Blume sagte, es müsse alles dafür getan werden, die Hintergründe aufzuklären und die Kriminellen zu fassen.

Seit 2006 wurde der Schatz in dem Museum im Landkreis Pfaffenhofen/Ilm ausgestellt. Das sogenannte Oppidum Manching gilt als eine wichtige keltische Siedlung, in der bis heute Archäologen regelmäßig tätig sind. Das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege zählt die Siedlung zu den bedeutendsten Bodendenkmälern nördlich der Alpen.

Der herausragende archäologische Ort im nördlichen Oberbayern zieht immer wieder Kriminelle an. Erst Anfang Mai hatten Raubgräber auf dem Gelände einer wissenschaftlichen Grabung bei Manching illegal etwa 140 Löcher gegraben. Ein Fachunternehmen hatte damals im Auftrag des Freistaats ein Stück Land untersucht, weil dort eine Bundesstraße gebaut werden soll.

Die Experten gehen davon aus, dass die Täter damals an einem Wochenende mit Bodensonden auf dem Gelände der Archäologen nach Funden aus der Keltenzeit gesucht haben. Ob und welche Stücke gestohlen wurden, ist bis heute unklar. Die Staatsanwaltschaft ermittelt noch zu der Raubgrabung.

Ermittler prüfen Zusammenhänge

Nach dem Diebstahl des Manchinger Goldschatzes prüfen die Ermittler auch Zusammenhänge mit dem spektakulären Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe in Dresden und dem Münzklau aus dem Bode-Museum in Berlin. Es gebe "Parallelen", teilte der Vizepräsident des Landeskriminalamtes, Guido Limmer, am Mittwoch in Manching mit. Ob Verbindungen bestehen, sei noch völlig unklar, man stehe aber mit den Kollegen im Osten in Kontakt.

Eine 20-köpfige Sonderkommission wurde gebildet. Sie trägt den Namen einer keltischen Siedlung: "Oppidum". Unbekannte hatten in der Nacht zu Dienstag keltische Goldmünzen im Wert von mehreren Millionen aus einem Manchinger Museum gestohlen. Ermittelt wird wegen schweren Bandendiebstahls und Sachbeschädigung.