Keine Impfung, kein Kindergarten

24 Jahre, Impfgegnerin, Mutter


Die 24-jährige Daniela K. hat sich dagegen entschieden, ihren Sohn gegen Masern impfen zu lassen. Aus diesem Grund darf er keinen Kindergarten besuchen. (Symbolbild)

Die 24-jährige Daniela K. hat sich dagegen entschieden, ihren Sohn gegen Masern impfen zu lassen. Aus diesem Grund darf er keinen Kindergarten besuchen. (Symbolbild)

Von Redaktion idowa

Das Thema Impfung ist in diesen Tagen aktueller denn je. Doch auch vor Corona wurde immer wieder hitzig darüber diskutiert. Insbesondere, wenn es darum geht, Kleinkinder gegen Masern, Mumps und Röteln zu impfen. Dabei heißt es aus Sicht der Wissenschaft: Heutige Impfstoffe sind wichtige Bausteine des Gesundheitsschutzes. Laut Angaben von Forschern und Gesundheitsinstitutionen sind sie gut verträglich und nebenwirkungsarm. Sie unterliegen in ihrer Herstellung einer sehr strengen und ständigen Kontrolle. Doch all das überzeugt einige Menschen nicht. Zum Beispiel die 24-jährige Daniela K. (Name von der Redaktion geändert) aus Niederbayern. Die alleinerziehende Mutter hat sich dagegen entschieden, ihren zweijährigen Sohn impfen zu lassen. Die Konsequenzen nimmt sie in Kauf.

Zunächst bedeutet das, dass das Kind der jungen, alleinerziehenden Mutter nicht den Kindergarten besuchen darf, denn seit 1. März 2020 gilt das Masernschutzgesetz. Der Gesetzgeber möchte dadurch den Schutz vor Übertragungen in Einrichtungen wie Kindergärten oder Schulen wirksam verbessern. Denn Masernviren sind hochansteckend. Sie schwächen über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr das Immunsystem, im schlimmsten Fall kann es als Spätfolge zu einer tödlich verlaufenden Erkrankung des Gehirns kommen.

"In Deutschland gibt es offiziell keine Impfschäden"

Daniela K. akzeptiert, dass ihr Kind nicht in den Kindergarten gehen darf. Nach eigenen Angaben hat sie sich umfassend mit dem Thema Impfung auseinandergesetzt. Dadurch sei sie zu dem Schluss gekommen, ihren mittlerweile zweijährigen Sohn nicht impfen zu lassen. Daniela K.: "Hinzu kam, dass ich selbst eine negative Erfahrung damit gemacht habe. Als Kind habe ich unmittelbar nach meiner Impfung einen schweren Neurodermitis-Schub bekommen." Eine Erkrankung, an der auch ihr älterer Bruder leidet. Für Daniela K. besteht hier ein kausaler Zusammenhang mit der Impfung. Nachweisen kann sie das jedoch nicht: "Das beweist einem niemand. In Deutschland gibt es offiziell keine Impfschäden."

Daniela K. betreut ihren Sohn ganztags, der Bub hat dadurch auch deutlich weniger Kontakt zu anderen Kindern. Die 24-Jährige bereut ihre Entscheidung dennoch nicht. Verständnis dafür, dass ihrem Sohn der Zugang zu einem Kindergarten verweigert wird, weil er nicht geimpft ist, hat sie nicht. "Ich allein bin doch für die Erziehung meines Kindes verantwortlich, ich allein trage die Verantwortung für mögliche Risiken für mein Kind. Daher sollte es doch auch mir überlassen sein, die Gefahr für Leib und Leben meines Sohnes selbst abzuwägen und dementsprechend zu entscheiden", betont Daniela K.

"Eine Art Impfpflicht durch die Hintertür"

Doch was ist mit dem Recht auf körperliche Unversehrtheit der anderen Kinder im Kindergarten, die durch ein ungeimpftes Kind möglicherweise einer Ansteckungsgefahr ausgesetzt sind? Auch das lässt die 24-Jährige nicht gelten: "Es kann ja jeder, der das will, sein Kind impfen lassen. Aber wenn sie doch so davon überzeugt sind, dass die Impfung ihr Kind schützt, dann hätten sie von einem ungeimpften Kind doch ohnehin nichts zu befürchten." Aus Sicht der jungen Mutter besteht hier eine Parallele zur aktuellen hitzigen Diskussion um die Corona-Impfung. "Man wird zwar nicht dazu gezwungen, weil das rechtlich nicht möglich ist, aber man hat dann eben mit Einschränkungen zu rechnen, wenn man nicht geimpft ist. Für mich ist das eine Art Impfpflicht durch die Hintertür", sagt Daniela K.

Ohne Impfung in die Schule? Dann könnten Bußgelder drohen

Weil sie ihr Kind nicht impfen lässt, muss sie immer wieder mit Anfeindungen und Ausgrenzungen leben. Doch das nimmt die 24-Jährige bewusst in Kauf. "Ich stehe darüber und kann damit leben. Allerdings ist die Spaltung der Gesellschaft schon erschreckend", sagt die alleinerziehende Mutter, die ihr Kind auch ausschließlich vegan ernährt. Der Vater des Kindes weiß von den Überzeugungen, anhand derer die junge Mutter ihr Kind erzieht, nichts. Daniela K.: "Er hat seinen Sohn noch nie gesehen und interessiert sich auch nicht dafür." Nicht zuletzt deshalb liegt die Erziehung des Kindes allein in den Händen der jungen Frau, die sich darüber im Klaren ist, dass ihre Entscheidung gegen die Impfung auch in Zukunft Folgen haben kann. Eine Anmeldung an der Schule ist zumindest aktuell auch noch ohne Masern-Impfung möglich, allerdings muss dann eine Meldung ans Gesundheitsamt gemacht werden. Kann dann weiterhin keine Impfung nachgewiesen werden, drohen unter Umständen Zwangs- und Bußgelder.

Durch die aktuelle Corona-Debatte hofft Daniela K. ihrerseits auf einen Wandel in der Gesellschaft: "Auch wenn es momentan schwer fällt, aber ich glaube daran, dass sich die Dinge in ein paar Jahren zum Guten wenden werden. Ich glaube daran, dass dann jeder selbst über den eigenen Gesundheitsschutz entscheiden kann, ohne Repressalien dafür befürchten zu müssen." Ein Blick in die Zukunft, der freilich auch ihr Kind mit einbezieht. Doch wie würde Daniela K. reagieren, wenn ihr Sohn ihr später einmal die Frage stellt: "Mama, warum hast du mich nicht impfen lassen?" Die 24-Jährige würde auch dann noch zu ihrer Entscheidung stehen: "Ich würde ihm meine Beweggründe genau erklären und ihm vermitteln, dass es immer schwer ist, für ein anderes Leben mitzuentscheiden. Bereuen würde ich meine Entscheidung aber auch dann nicht."