Kein Vorstand gewählt

Beim EHC Straubing bleiben viele Fragezeichen


Am Donnerstagabend fand die Mitgliederversammlung des EHC statt. Hannes Süß (am Rednerpult) leitete als erster Vorstand die Versammlung.

Am Donnerstagabend fand die Mitgliederversammlung des EHC statt. Hannes Süß (am Rednerpult) leitete als erster Vorstand die Versammlung.

Beim EHC Straubing sollte am Donnerstag ein neuer Vorstand gewählt werden. Da sich keine Kandidaten fanden, wird eine weitere Mitgliederversammlung angesetzt.

"Der Verein lebt." Das war das Schlusswort des ersten Vorstandes Hannes Süß, als am Donnerstagabend gegen 23 Uhr die Mitgliederversammlung des EHC Straubing zu Ende ging. Es war tatsächlich eine sehr lebhafte und diskussionsfreudige Versammlung, in der es zwischenzeitlich auch sehr hitzig wurde.

73 stimmberechtigte Mitglieder waren gekommen, um - so der Plan - eine neue Vorstandschaft zu wählen. Denn die aktuellen Vorstände hatten im Dezember angekündigt, nicht mehr anzutreten. Die Wahl eines neuen Vorstandes war allerdings der mit Abstand kürzeste Tagesordnungspunkt in der vierstündigen Versammlung. Denn es traten, wie sich bereits im Vorfeld abgezeichnet hatte, keine Kandidaten zur Wahl an.

Hannes Süß bekräftigte in seiner Rede noch einmal, dass er nicht mehr zur Verfügung stehen wird. "Wir mussten über Umwege erfahren, dass im Kreise der Gesellschafter eine gewisse Unzufriedenheit mit der aktuellen Vereinsführung besteht", führte er aus. Mit der Kritik sei aber niemand an sie selbst herangetreten. "Damit hätte man eventuelle Missverständnisse oder Fehlinformationen ausräumen können."

Vorstand sieht sich bestätigt

Stattdessen habe man erfahren müssen, dass es am 23. Dezember, also kurz nach der Ankündigung des Vorstandes, nicht mehr anzutreten, eine Elternversammlung gegeben habe. Initiiert von Tigers-Geschäftsführerin Gaby Sennebogen und zwei Gesellschaftern. "In dieser Versammlung wurde bei vielen Eltern ein mehr als fragwürdiges Agieren der aktuellen Vereinsführung angedeutet", sagte Süß. Der Vorstand wusste nichts von diesem Termin. "Das ist kein Zeichen von großem Vertrauen in uns und für uns letztlich eine Bestätigung für die Richtigkeit unserer Entscheidung."

Gegenseitiges Vertrauen zwischen Tigers und EHC sei von großer Bedeutung. "Deshalb machen wir den Weg frei für eine unverbrauchte Führungsmannschaft, die sich mit der notwendigen Hartnäckigkeit auch gleichzeitig das Vertrauen und den Respekt unseres wichtigsten Partners erarbeiten kann", so Süß.

Mario Kozuch, Sprecher der Tigers-Gesellschafter, führte in einer Wortmeldung aus, dass man den Vorständen Danke sagen müsse und es eine große Leistung sei, für einen Verein in dieser Größe in seiner Freizeit und unentgeltlich zu arbeiten. Weil die Tigers viel Geld zahlen, müsse es aber auch verständlich sein, dass die Gesellschafter wissen wollen, was mit dem Geld passiert. Dass die Vorstände nun nicht mehr zur Wahl antreten, müsse man akzeptieren, so Kozuch.

Vorstand entlastet

Er glaube aber, dass das fehlende Vertrauen, das die Vorstände gespürt haben, "nicht der Fall” sei. Dass später einzelne Tigers-Gesellschafter die Entlastung des Vorstandes verweigerten, sprach jedoch zumindest nicht für ein ausgeprägtes Vertrauen in die handelnden Personen. Entlastet wurde der Vorstand dennoch von 52 der 73 anwesenden stimmberechtigten Mitglieder.

Die Bilanz des EHC-Vorstandes kann sich auch sehen lassen. Sportlich entwickelte man sich in den vergangenen Jahren vom Ein-Stern-Verein zum Vier-Sterne-Club. Es müsse im Sinne des Vereins oberstes Ziel sein, auch in dieser Saison wieder den vierten Stern zu erreichen, betonte Süß.

Und auch finanziell sieht es gut aus, berichtete Vorstandsmitglied Markus Böhm. Alle Mitglieder bekamen eine Auflistung über die Finanzen der vergangenen Jahre, ebenso wurde ein Zwischenstand des aktuellen Wirtschaftsjahr zum 31. Dezember 2019 aufgezeigt. Die Zahlen wurden auch vom Kassenprüfer sowie einem unabhängigen Steuerberater geprüft.

Dennoch schwang in vielen Wortmeldungen eine gewisse Unsicherheit mit. "Ich glaube, es ist schwierig, einen Vorstand zu finden, der ins Ungewisse geht", sagte Tigers-Gesellschafter Mario Kozuch. Hannes Süß erneuerte daraufhin das Angebot, dass am Vorstandsposten Interessierte jederzeit einen genauen Einblick in die aktuellen Zahlen erhalten würden.

Tigers und EHC: Eigentlich eine Win-win-Situation

Die offensichtlichen Differenzen zwischen Tigers-Seite und aktueller EHC-Führung sind vor allem deshalb schade, weil die Entwicklung des Eishockey-Standortes nur gemeinsam geht. So profitieren auch die Tigers von der guten Nachwuchsarbeit. Zwar leisten sie Zahlungen in nicht unerheblicher Höhe - 185.000 Euro sind es in dieser Saison an den EHC, 278.500 Euro sind insgesamt für die Nachwuchsarbeit inklusive Verbandsabgaben zu leisten. Die Zahlungen an den EHC sind dabei immer noch niedriger als es mögliche Strafzahlungen bei schlechterer Nachwuchsarbeit wären, bestätigte Gaby Sennebogen. "Es ist also eine Win-win-Situation", sagte Hannes Süß. Und so bleibt das Geld am eigenen Standort.

Deutlich wurde bei der Versammlung, dass der Zeitpunkt der Wahlen durchaus der Casus knacksus ist. Denn der Vorstand ist rückwirkend zum Mai 2019 zu wählen. Auch die aktuelle Vorstandschaft trat 2015 das Amt rückwirkend an. Deshalb kam auch des Öfteren der - sicherlich nicht unverständliche - Vorschlag, Amtszeit und Geschäftsjahr doch anzugleichen. Einen entsprechenden Antrag gab es allerdings nicht, zumal dieser nichts daran geändert hätte, dass der Verein binnen sechs Wochen beim Amtsgericht rückwirkend einen Vorstand benennen muss.

Schreckensszenario Vereinsauflösung

Wie geht es nun also weiter beim EHC? Am Montag werde der Verein zu einer weiteren Mitgliederversammlung in dann vier Wochen laden, kündigte Hannes Süß an. Die Tagesordnung dieser Versammlung werde dann den Punkt "Vereinsauflösung" enthalten. Dieses Schreckensszenario, da war man sich dann doch einig, soll und wird es aber nicht geben. "Es kommt zu keiner Auflösung, mit diesem Gedanken beschäftigen wir uns überhaupt nicht", sagte Gaby Sennebogen auf die Frage, welche Auswirkungen dies für die Straubing Tigers hätte. Es sei auch weiterhin der Plan, dass ein Gesellschafter als dritter Vorstand mithilft. Der dafür eingeplante Christian Haller könne dies aus gesundheitlichen Gründen derzeit allerdings nicht machen.

Und auch Hannes Süß sagte in seinem Schlusswort: "Es wird nicht passieren, dass der Verein aufgelöst wird. Wir sind positiv gestimmt, dass sich zeitnah eine Lösung findet." In der Pause der Versammlung habe es demnach schon positive Gespräche gegeben, die es nun zu forcieren gilt. Es ist eben immer noch besser, wenn man miteinander und nicht übereinander spricht.

Info: Anträge beim EHC: Zwei angenommen - einige Formfehler

Bei der Mitgliederversammlung des EHC Straubing wurden verschiedene Anträge gestellt. Matthias Guth aus der Fanszene stellte zwei Anträge, die jeweils mit großer Zustimmung angenommen wurden. Zum einen handelte es sich um eine genauere Definition von Vereinsfarben und Wappen. Im zweiten Antrag ging es um die Schaffung eines neuen Vereinsorgans, des sogenannten Mitgliederrats. Diesen sollen drei bis fünf Vertreter unterschiedlicher Interessensgruppen bilden, er soll vor allem den Austausch mit dem Vorstand verbessern.

Weitere Anträge wurden aufgrund von Formfehlern nicht zur Abstimmung gestellt. Tigers-Geschäftsführerin Gaby Sennebogen wünschte eine Anpassung des Termins, wann die passiven Mitgliedsbeiträge eingezogen werden. Die Mitgliederversammlung befand den Antrag aber für gut, sodass dieser nun formgerecht gestellt und bei der folgenden Versammlung zur Abstimmung gestellt werden wird. Zudem stellte ein Spielervater gleich mehrere Anträge. Da er selbst kein Mitglied ist, handelte es sich auch hierbei um einen Formfehler. Entsprechend wurden auch diese Anträge zurückgestellt, sollen formgerecht eingereicht und dann zur Abstimmung gestellt werden.