Traditionen weltweit

Wie trauern andere Länder?


Ghanaische Särge (oben links). Kremationsstätte in Varanasi am Ganges (oben rechts). Umbettung der Ahnen auf Madagaskar (unten links). Eine Buddhistische Beerdigung in Japan (unten rechts).

Ghanaische Särge (oben links). Kremationsstätte in Varanasi am Ganges (oben rechts). Umbettung der Ahnen auf Madagaskar (unten links). Eine Buddhistische Beerdigung in Japan (unten rechts).

Von Anna-Lena Weber

Auf der Erde wird unterschiedlich getrauert. Wir zeigen eine Auswahl an Traditionen.

Klageweiber übernehmen Weinen

In Ägypten sowie in einigen ländlichen Regionen Südosteuropas sind Klageweiber und lautes Weinen von Hinterbliebenen Teil des Trauerprozesses. In der Karibik gehen die Menschen sogar so weit, dass sie für eine Bestattung "Klageweiber" engagieren, die um die Toten weinen. So ist es zum Beispiel in der Dominikanischen Republik üblich, diese Frauen für sich heulen zu lassen, während die Trauergäste selbst die ganze Nacht trinken und Karten spielen. Lächeln verhindert das Schlimmste

Bei den Balinesen hingegen gilt das offene Zeigen der Trauer als ungerecht anderen gegenüber, deswegen lächeln sie im Beisein anderer Trauergäste. Denn Trauer, so glauben sie, sei schädlich für die Gesundheit. Sie müssten sie begrenzen, um schlimme Konsequenzen zu vermeiden.

Eine Bierflasche als Sarg

In Ghana liegen die Toten nicht wie bei uns in langweiligen Holzsärgen oder unscheinbaren Urnen. Die letzte Ruhestätte ist hier oft an den ausgeübten Beruf oder die größte Leidenschaft des Verstorbenen angelehnt. So ein personalisierter Sarg kostest den Einheimischen ein durchschnittliches Jahreseinkommen.

Ein Festmahl für die Aasgeier

Bei der Buddhistischen Himmelsbestattung in Tibet wird der Verstorbene von den Bestattern zerteilt und soll anschließend von Aasgeiern gefressen werden. Auch in zentralasiatischen Ländern wie der Mongolei und Indien kommt diese Art der Bestattung vor.

Selfies mit den Toten

Stirbt ein Stammesangehöriger der Toraja auf der Insel Sulawesi in Indonesien, wird er einbalsamiert und in seinem Haus aufbewahrt. Dort kann er monate-, aber auch jahrelang bleiben. Anschließend feiern die Toraja sein Begräbnis in einem mehrtägigen Fest, bei dem je nach Rang des Toten mehrere Wasserbüffel und Schweine geschlachtet werden. Bei der Ma'Nene-Zeremonie holen die Angehörigen die mumifizierten Körper wieder aus ihren Särgen, kleiden sie neu an und machen Fotos mit ihnen. Mancherorts geschieht das jedes Jahr oder auch nur alle sieben oder zehn Jahre.

Ab in den heiligen Fluss

Die Indische Feuerbestattung ist Tradition. Angehörige halten sie an den Ufern des Ganges, dem heiligen Fluss der Hindus ab. Dort gibt es Kremationsstätten und zahlreiche Scheiterhaufen. Frauen dürfen diese Kremationsstätten nicht betreten. Angehörige salben den Toten ein und wickeln ihn in Tücher. Der erstgeborene Sohn entzündet den Verstorbenen am Einäscherungsort. Geweint wird nicht.

Ein Fest mit Livemusik und Essen

Auf Madagaskar findet Jahre nach dem Tod eines Menschen die sogenannte Famadihana statt. Bei dem Ritual holen die Angehörigen die Leichen wieder aus ihren Gräbern und wickeln sie in neue Seidentücher. Dabei tanzt die komplette Dorfgemeinde mit den Toten, um die Verbindung zu den Vorfahren zu stärken und ihnen Respekt zu zollen. Es ist ein Tag der Freude mit Livemusik und Festessen.

Geldgeschenke für die Bestattung

In Japan gibt es die traditionelle Totenwache, bei der der Verstorbene in einen weißen Kimono gekleidet und mit weißen Tüchern bedeckt wird. An einen Altar bringen Besucher Geldgeschenke zur Finanzierung der Beisetzung.

Quellen: Goethe-Institut; Spektrum; fluter; Gesellschaft für Bestattungen

Weitere Beiträge rum um die Arbeit mit dem Tod:

Passend zum Thema: die aktuelle Folge "Fußballtrikot im Sarg? Ein Gespräch mit Bestattungsexpertin Elke Herrnberger" des Freistunde-Podcasts Sprechstunde: