Kapitän Grüttner warnt

Wie der SSV Jahn mit der Dresden-Niederlage umgeht


Jahn-Kapitän Marco Grüttner (vorne) zeigte seinen Ärger nach der Heimniederlage gegen Dynamo Dresden.

Jahn-Kapitän Marco Grüttner (vorne) zeigte seinen Ärger nach der Heimniederlage gegen Dynamo Dresden.

Nach der Heimniederlage gegen Dresden überwogen beim SSV Jahn Ärger und Enttäuschung. Marco Grüttner wünscht sich kommende Woche in Hamburg "ein anderes Gesicht" der Mannschaft.

Das Positivste war aus Sicht des SSV Jahn Regensburg am Freitagabend schnell gefunden. Der Blick musste dafür aber nach Karlsruhe gehen, wo der KSC sein Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg mit 0:1 verloren hat. Damit können die Oberpfälzer darauf hoffen, dass - sollte Wehen Wiesbaden am Sonntag kein Überraschungserfolg bei Spitzenreiter Bielefeld gelingen - der Abstand auf die Abstiegszone bei acht Zählern bleibt.

Das war am Ende des Tages aber nur ein schwacher Trost. Zu groß war der Ärger darüber, was in den 90 Minuten im Regensburger Stadion zuvor passiert war. Der Jahn spielte eine richtig gute erste Halbzeit, ließ Dynamo Dresden kaum am Spiel teilnehmen und erspielte sich zahlreiche Chancen. Erik Wekesser belohnte sein Team dann auch mit dem Führungstreffer in der 2. Halbzeit. Doch was dann passierte, ließ am Ende viele ratlose Gesichter zurück. Viel zu einfach wurden den Gästen, die eigentlich schon auf dem Boden lagen, zwei Tore ermöglicht und der Jahn verließ den Platz letztlich als Verlierer. Und keiner wusste so genau, warum.

"Noch nie so einfach..."

"Das war heute Unvermögen, ganz klar", sagte Innenverteidiger Marcel Correia. Nicht weniger deutlich wurde Kapitän Marco Grüttner: "Ich glaube, es war noch nie so einfach, in dieser Liga drei Punkte zu holen wie heute. Deswegen müssen wir uns das auf die Fahne schreiben, dass wir das heute als Mannschaft verkackt haben."

Dresden hatte sich vor der zweiten Halbzeit vorgenommen, einen offenen Schlagabtausch zu suchen, wie Trainer Markus Kauczinski hinterher erklärte. Klar, das Tabellenschlusslicht hatte - spätestens nach dem Rückstand - nichts mehr zu verlieren, brauchte es doch dringend Punkte.

Wechsel geplant

Bitter für den Jahn: Der Gegntreffer fiel etwas zu früh, denn Selimbegovic hatte vor dem Ausgleich bereits einen Wechsel vorbereitet, wollte einen dritten Spieler fürs Mittelfeldzentrum bringen, um so die Dresdner Überzahl dort auszugleichen. Doch mit dem Gegentreffer waren diese Überlegungen dahin. Probleme hatte der Jahn hierbei vor allem mit Josef Husbauer, der in dieser Saison schon fünfmal in der Champions League gespielt hatte und seit der Winterpause von Prag nach Dresden verliehen ist. "Er hat gezeigt, warum er vor Kurzem noch Champions League gespielt hat, hat sich auch mal gegen zwei, drei Leute aus dem Druck befreit. Dann gehen die Räume irgendwo auf", so der Jahn-Coach.

Am Gegner wollte die Niederlage am Freitag auf Jahn-Seite aber keiner festmachen, zu schwach präsentierte sich das von zahlreichen Fans unterstützte Dynamo über weite Strecken. "Wir haben sie nach dem 1:0 erst wieder aufgebaut, davor war die Mannschaft mausetot. Wir alleine haben dafür gesorgt, dass wir mit leeren Händen dastehen", sagte Correia.

Eine Führung clever zu Ende bringen. "Das ist ein Entwicklungsfeld, das wir schon länger angesprochen haben", sagte Selimbegovic. "Aber wir haben auch sehr viele junge Spieler in der Mannschaft und unsere Spielidee ist einfach so, dass wir immer aktiv sein wollen, dass Passivität nicht zu uns passt."

Marco Grüttner warnt

Noch ist die Situation des Jahn mit 32 Punkten und einem ordentlichen Polster auf die hinteren Plätze komfortabel. Vier Niederlagen aus den vergangenen fünf Spielen sollten die Sinne aber spätestens jetzt auch wieder schärfen. Das Punktekonto tröste ihn überhaupt nicht, sagte Grüttner, ohne Wenn und Aber hätten da am Freitagabend 35 Zähler stehen müssen. "Jetzt sind wir bei 32 und jeder muss sich bewusst sein, dass das nicht reicht", so Grüttner mit klaren Worten. "Wir dürfen nicht auf andere hoffen, sondern müssten unsere Hausaufgaben machen." Man müsse schleunigst wieder anfangen zu punkten, sagte Grüttner - "sonst kann das noch ganz eklig werden."

Die nächste Möglichkeit dazu besteht am kommenden Samstag beim Aufstiegsanwärter Hamburger SV. Gegen den ehemaligen Bundesliga-Dino, der zuletzt zwei klare Niederlagen hinnehmen musste, hat die Jahnelf in der Vergangenheit gut ausgesehen und ist noch ungeschlagen (2 Siege, 1 Remis). Gerne erinnert man sich an den furiosen wie historischen 5:0-Erfolg im September 2018 zurück. "Dieses Mal würde mir auch ein 1:0 oder ein 6:4 reichen, das ist mir egal. Hauptsache wir zeigen ein anderes Gesicht", so Marco Grüttner. Und Mersad Selimbegovic sagte: "Wir haben oft bewiesen und gezeigt, dass wir mit Rückschlägen gut umgehen können. Wir müssen einfach weiter nach vorne schauen." Man sei selbstbewusst genug, um Hamburg Paroli zu bieten, wisse aber auch, mit wem man es zu tun habe.