Nach Thomas-Cook-Insolvenz

Polnische LOT übernimmt Ferienflieger Condor


Das Condor-Logo auf einem Absperrband vor einem geschlossenen Schalter.

Das Condor-Logo auf einem Absperrband vor einem geschlossenen Schalter.

Von mit Material der dpa

Condor hat die Pleite des Reiseveranstalters Thomas Cook zwar überlebt, ist aber angeschlagen. Jetzt gibt es einen Käufer für die Fluggesellschaft.

Der Ferienflieger Condor hat einen neuen Eigentümer: Nach Informationen aus Verhandlungskreisen hat die polnische Gesellschaft LOT im Bieterrennen den Zuschlag erhalten und dabei mehrere Finanzinvestoren ausgestochen.

Condor hat für heute in Frankfurt zu einer Pressekonferenz eingeladen. Es gehe darum, gemeinsam "mit dem neuen Eigentümer" über die Zukunft von Condor mit ihren rund 5000 Mitarbeitern zu informieren, teilte die Airline mit. Der Name des Käufers wurde in der Mitteilung zunächst nicht genannt.

LOT ist in der Star Alliance mit dem Lufthansa-Konzern verbunden. Die Gesellschaft hat 2019 zum vierten Mal in Folge einen starken Anstieg ihrer Passagierzahlen verzeichnet. Die Airline beförderte 2019 mehr als 10 Millionen Passagiere, das waren 1,3 Millionen mehr als im Vorjahr. Der Betrieb ist nach eigenem Bekunden profitabel - genaue Zahlen dazu wurden nicht genannt. Derzeit betreibt die LOT eine Flotte von 80 Maschinen. Die Condor kommt auf knapp 60 Jets.

Bis zum Jahr 2024 will das polnische Unternehmen die Zahl der beförderten Passagiere auf 20 Millionen pro Jahr verdoppeln, hatte Vorstandschef Rafal Milczarski in dieser Woche erklärt. 2015 hatte die Airline nach eigenen Angaben noch 4,4 Millionen Fluggäste mit lediglich 37 Flugzeugen befördert.

Zuletzt waren im Bieterverfahren um Condor drei ernsthafte Interessenten in Medienberichten genannt worden: Neben der LOT waren das der US-Finanzinvestor Apollo gemeinsam mit deutschen Reiseveranstaltern und einem Co-Investor sowie als dritter Bieter die britische Investmentgesellschaft Greybull.

Nach der Pleite des britischen Reiseveranstalters Thomas Cook im September hatte sich Condor nur mit einem staatlichen Überbrückungskredit in der Luft gehalten. Die Bundesregierung und das Land Hessen bürgten für KfW-Darlehen von 380 Millionen Euro, um die Suche nach einem Käufer zu erleichtern. Die Frankfurter Airline hatte in den vergangenen Jahren meist Gewinne eingeflogen und ist auch für deutsche Reiseveranstalter ein wichtiger Geschäftspartner.

Zuletzt hatten die Condor-Beschäftigten Einschnitte hinnehmen müssen, um das Unternehmen für einen Käufer attraktiver zu machen. Ziel von Vorstandschef Ralf Teckentrup war es, die Gewinnaussichten der Airline mit Kostensenkungen zu verbessern und das Unternehmen möglichst als Ganzes zu verkaufen. So wurde etwa beschlossen, 170 von 750 Jobs in der zentralen Frankfurter Verwaltung abzubauen. Jüngst hatte sich Condor zudem mit den Gewerkschaften Verdi und Ufo auf einen Sanierungstarifvertrag geeinigt, der die Streichung von 150 Flugbegleiterstellen vorsah.