Jahresrückblick

True Crime daheim: Diese Verbrechen aus unserer Region sorgten in diesem Jahr für Aufsehen


Ein Polizist steht im Regen vor einem Streifenwagen dessen Blaulicht aktiviert ist. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Archiv

Ein Polizist steht im Regen vor einem Streifenwagen dessen Blaulicht aktiviert ist. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/Archiv

Ein rätselhafter Schuss, Leichen in einer Pension und tote Tiere: Auch in unserer Region versuchen Ermittler immer wieder, mysteriöse Verbrechen aufzudecken und Täter zu überführen. Wir blicken auf spannende Fälle in diesem Jahr zurück.

Der Luchsjäger von Lohberg

Wieso jagt jemand Luchse? Und warum ist das verboten? Im Bayerischen Wald wurde der Fall eines solchen Luchsjägers dieses Jahr vor Gericht verhandelt. Wir haben darüber mit unserem Kollegen Wolfgang Fischer gesprochen. Er war beim Prozess dabei.

Wieso jagt jemand Luchse?

Wolfgang Fischer: Das ist für jemanden, der nicht jagt, schwer verständlich. Der Mann, der bei uns im Cham vor Gericht stand, ist im Grunde ein normaler Land- und Forstwirt, nicht besonders auffällig, in die Dorfgemeinschaft integriert. Einige aus dem Ort waren auch als Zeugen geladen. Sie fanden es zum Teil noch nicht mal besonders, dass er eine große Falle aufgestellt hatte. "Des woas doch i ned, wofür de Falle is", sagten sie. Die stünde schon ewig rum. Die Menschen sind im Lamer Winkel, wo der Mann wohnt, noch recht bodenständig. Die muss man erst überzeugen, dass ein Luchs ein schützenswertes Tier ist und dass man es nicht jagen soll, um es wieder anzusiedeln.

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Luchse in freier Wildbahn sieht man sehr selten.

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In dieser Pension in Passau wurden im Mai drei Leichen gefunden. Die Polizei stand vor einem Rätsel.

Warum ist das so?

Noch vor 50, 100 Jahren sind die Tiere bekämpft worden, weil sie Rehe reißen. Die Menschen denken, die Luchse entziehen ihnen damit einen Teil ihrer Lebensgrundlage. Ob das bei dem Mann aus Lohberg auch so war oder ob er die gejagten Luchse auch als Trophäe sah, das weiß man nicht. Vor Gericht hat er dazu aber keine Aussagen gemacht. Aber vor einem Jagdgast, der ein wichtiger Zeuge im Prozess war, hat er ziemlich damit angegeben, dass er schon Luchse gejagt hat. Beim Prozess hat er die Tat aber geleugnet.

Hintergrund: Luchse zu jagen, ist gesetzlich verboten, erklärt Kathy Mühlebach-Sturm vom Bund Naturschutz Landshut. Vor einigen Hundert Jahren wurden die Wildkatzen europaweit ausgerottet, da sich Luchse unter anderem von Rehen ernähren. Das Wild brauchten die Menschen aber zum Essen. Seit den 1970er-Jahren will man die Tiere wieder ansiedeln. Zum einen, um die Bandbreite der Tier- und Pflanzenwelt wieder abzubilden, zum anderen um das natürliche Verhältnis Jäger zu Beute wieder herzustellen. Rehe gebe es eigentlich genug, erklärt Kathy Mühlbach-Sturm. Sie müssen sogar geschossen werden, da sie sonst junge Bäume abnagen und die Aufforstung in Gefahr ist. Trotzdem seien einige gegen die Wiederansiedlung des Luchses.

Gemeinsam gestorben

Die Geschichte um drei Tote, die im Mai in einer Pension in Passau gefunden wurden, liest sich wie ein düsterer Sektenkrimi. Im Zentrum der Geschichte: ein 53-jähriger Mann, ein Guru offenbar, der mehrere Frauen um sich geschart hatte. Mit zweien beging er Selbstmord, zwei weitere hatten sich in der Stadt Wittingen in Niedersachsen das Leben genommen. Der Grund dafür blieb zunächst ungeklärt.

Mitarbeiter der Pension hatten die drei Leichen in der Passauer Pension gefunden. Mit einer der beiden Frauen lag der Mann Hand in Hand im Bett. Die andere Frau lag vor dem Bett, neben ihr eine Armbrust. Sie hatte erst den 53-Jährigen und seine Partnerin erschossen und dann sich selbst.

Nach dem Fund hatten die Ermittler Angehörige einer der beiden Toten informieren wollen. Dabei fanden sie zwei weitere Frauenleichen. Eine davon war eine 19-Jährige, die vor mehreren Jahren von ihren Eltern als vermisst gemeldet worden war. Sie hatte den 53-Jährigen wohl beim Kampfsport kennengelernt, wo er Trainer war. Er war außerdem Inhaber eines Mittelalterladens und auf Mittelaltermärkten unterwegs.

Hatte die Tat auch etwas mit der Mittelalterszene zu tun?

Zahlreiche Gerüchte geisterten Tage nach der Tat durch das Internet. So wurde der Selbstmord auch mit der Mittelalterszene in Verbindung gebracht. Den Erkenntnissen der Polizei zufolge spielte dies aber nur am Rande eine Rolle. Zeugen sprachen aber davon, dass die Gruppe eine Art Sekte gewesen sei. Eine wichtige Zeugin war eine Aussteigerin. Laut ihrer Aussage glaubte die Gruppe, dass sie schon mehrfach wiedergeboren worden sei. Mit ihrem Tod hätten sie das "Dasein" verlassen, "um an einem anderen Ort eine neue Welt zu erschaffen".

True Crime daheim: Diese Verbrechen aus unserer Region sorgten in diesem Jahr für Aufsehen

Tod aus dem Nichts

Stell dir vor, du fährst im Auto über eine Landstraße. Plötzlich trifft dich eine Kugel und du bist tot. Was klingt wie aus einem Krimi, ist in der Nähe von Regensburg genau so geschehen.

Der Fall sorgte in ganz Deutschland für Aufsehen. Ein 46-Jähriger war mit seinem Freund, der das Auto lenkte, auf dem Weg zu einer Motorsportveranstaltung. Plötzlich sackte er auf seinem Sitz zusammen und war tot. Erst bei einer Obduktion fand man heraus, dass der Mann im Auto durch ein Projektil getötet wurde. Dieses stammte aus einem Jagdgewehr.

Der Täter war mit Jägern auf Wildschweinjagd

Da in der Nähe des Unfallorts eine Jagd stattgefunden hatte, suchte die Polizei unter den Teilnehmern nach der Tatwaffe. Experten fanden dabei das Gewehr, aus dem der Schuss stammte. Der Täter erklärte im Herbst dieses Jahres vor Gericht, er habe zusammen mit weiteren Jägern Wildschweine gejagt. Ein Landwirt wollte die Tiere nicht mehr in der Gegend haben.

Er habe seine Kollegen noch gewarnt, nicht in die Richtung zu schießen, in der die Bundesstraße ist. Doch dann gab er selbst Schüsse ab, von denen laut den Ermittlungen einer zuerst ein Tier getroffen und dann die Scheibe des Autos zerschlagen hat.

Unser Reporter Wolfgang Houschka erlebte vor Gericht einen gebrochenen Mann und die trauernde Familie des Opfers. Bei dem Prozess seien mehr Journalisten dagewesen als bei einem Verbrechen, schrieb er. Der Täter sei auch kein Verbrecher. Stattdessen sei ihm offenbar ein folgenschwerer Fehler unterlaufen. Er erhielt eine Bewährungsstrafe und 30 000 Euro Geldstrafe.

Machtlos vor Skype

Er werde seine Freundin jetzt umbringen. Das sagte ein 30-Jähriger aus Altdorf bei Landshut immer wieder, während er von den Philippinen aus mit einem Bekannten in Deutschland skypte. Dieser musste mitansehen, wie der 30-Jährige seine Freundin gnadenlos verprügelte, bis sie tot zu sein schien. Er rief zwar die Polizei, konnte aber letztlich nichts tun. Was war geschehen?

Der Täter fühlte sich verraten und war stark betrunken

Zwischen dem 30-Jährigen und seiner 50-jährigen Freundin war es zum Streit gekommen, nachdem das Paar von einem Ausflug ins Nachtleben der Stadt Angeles City nach Hause gekommen war. Auf der Straße hatten sie einen Bekannten getroffen, der behauptete, der 30-Jährige würde ihm Geld schulden. Es kam zum Streit, auf den die Polizei aufmerksam wurde, daraufhin die beiden trennte und den 30-Jährigen, der stark alkoholisiert war, mit seiner Freundin nach Hause brachte.

Dort angekommen, warf der 30-Jährige seiner Freundin vor, ihn verraten und bei dem Streit die Polizei gerufen zu haben. Deshalb fesselte er sie und fing an, sie zu schlagen. Dabei trat er mit dem Fuß gegen ihren Kopf, würgte sie und stieg gegen ihren Hals. Währenddessen rief er den Bekannten an und sagte, er wolle seine Freundin umbringen. 14 Minuten dauerte das Gespräch. Dann glaubte er, seine Freundin sei tot und verließ die Wohnung.

Die 50-Jährige überlebte die Angriffe. Sie hatte sich totgestellt. Im Prozess, der im Oktober in Landshut stattfand, schwieg der Angeklagte zu den Vorwürfen. Das Gericht verurteilte ihn zu neuneinhalb Jahren Gefängnis.