Jahn-Verteidiger im Interview

Marcel Correia über Zukunft: "Noch keine Entscheidung gefallen"


Marcel Correia ist seit 2018 eine große Stütze im Spiel des SSV Jahn Regensburg. Ob er das über diese Saison hinaus bleibt, ist noch offen. Der Vertrag des Verteidigers läuft aus.

Marcel Correia ist seit 2018 eine große Stütze im Spiel des SSV Jahn Regensburg. Ob er das über diese Saison hinaus bleibt, ist noch offen. Der Vertrag des Verteidigers läuft aus.

Jahn-Verteidiger Marcel Correia im Interview über die Situation der Regensburger, die Corona-Zeit und seine Zukunft.

Marcel Correia hat gute Laune. Zwar regnet es draußen, als idowa den Verteidiger des SSV Jahn Regensburg erreicht, doch das macht nichts. Dem Rasen, den er erst kürzlich gedüngt hat, tut's gut. Correia hat nach dem vergangenen Wochenende allen Grund, gut gelaunt zu sein. Durch den 3:0-Heimsieg gegen den SV Darmstadt 98 hat der SSV Jahn nun 39 Zähler auf seinem Punktekonto und der Klassenerhalt ist zum Greifen nah. Correia hat nicht nur einen Treffer zum Erfolg beigetragen, sondern wurde vom Fachmagazin "kicker" gar als Spieler des Spieltags in der 2. Liga ausgezeichnet.

Gute Laune hätten sicherlich auch die Fans des Jahn, würde Correia, dessen Vertrag am Saisonende ausläuft, bei den Oberpfälzern verlängern. Ob er das wird, kann der Verteidiger selbst noch nicht beantworten. Eine Entscheidung darüber soll erst nach Saisonende fallen. Welche Überlegungen er sich bezüglich seiner Zukunft macht, erklärt Correia im Interview. Außerdem äußert er sich über die sportliche Situation des Jahn, die größere taktische Flexibilität in dieser Saison und die Einschränkungen während der Corona-Zeit.

Herr Correia, seit dem Wochenende hat der Jahn 39 Punkte auf dem Konto und neun Zähler Vorsprung auf den Abstiegs-Relegationsplatz. Fühlen Sie sich bereits sicher?
Marcel Correia: Nein, absolut sicher fühlen wir uns damit noch nicht. Aber es ist natürlich eine Erleichterung da, dass wir nach einer Weile wieder einmal einen Sieg einfahren konnten. Gerade nachdem wir uns in den beiden Spielen zuvor unglücklich und fast schon slapstick-mäßig um unseren Lohn gebracht haben. Wir waren froh, dass wir es gegen Darmstadt zu Ende gebracht haben, auch wenn es etwas glücklich war. Es war irgendwo aber auch nicht unverdient, da wir keine wirklichen Großchancen zugelassen haben. Wäre allerdings der Elfmeter reingegangen, wäre es nochmal eine eklige Schlussphase geworden.

Sicher fühlen Sie sich noch nicht, aber gibt es noch ernsthafte Zweifel am Klassenerhalt?
Correia: Ernsthafte Zweifel daran, dass du dein Ziel erreichen kannst, solltest du eh nie haben. Wenn du in eine Saison startest und Zweifel hast, dann wirst du die Klasse nicht halten. Dann hast du da nichts verloren. Wir sind die ganze Saison über nie nervös oder hektisch geworden. Wir waren auch nie in einer Position, etwas aufholen zu müssen und waren konstant einige Punkte von den Abstiegsrängen weg. Wir wussten, dass wir die nötigen Punkte holen. Jetzt fehlt uns noch ein Pünktchen zu unserem Saisonziel und natürlich gibt einem eine solche Ausgangslage ein gewisses Selbstbewusstsein.

Was zeichnet die Mannschaft diese Saison aus und wie war die Entwicklung über die Saison?
Correia: Wir waren auf jeden Fall sehr effektiv dieses Jahr. Gerade wenn ich es mit der letzten Saison vergleiche, da haben wir viel mehr Chancen benötigt. Wir sind auch taktisch flexibler geworden. Letzte Saison war es teilweise schon extrem, wie wir immer an vorderster Front angelaufen sind. Jetzt versuchen wir das in verschiedenen Höhen durchzuführen, auch weil sich die Gegner immer besser auf unser Spiel einstellen und sich daran anpassen. Wir können auch während eines Spiels zwei, drei Nuancen verändern und es dem Gegner dadurch schwerer machen. Taktisch sind wir auf jeden Fall einen Schritt weiter. Uns zeichnet in dieser Saison aber auch eine gewisse Stabilität aus. Nimmt man die Spiele in Bielefeld und Karlsruhe mal aus, waren wir meistens auf einem ähnlichen konstanten Niveau unterwegs. Diese Konstanz mit wenigen Schwankungen ist auch eine Qualität, gerade in dieser engen 2. Liga.

Was muss noch besser werden?
Correia: Das Erarbeiten von Chancen, das Spiel mit dem Ball. Die Effektivität, die wir oft gezeigt haben, werden wir in dieser Form nur schwer aufrechterhalten können. Wir müssen im letzten Drittel noch flexibler werden und mehr Selbstbewusstsein in die Aktionen bringen, damit wir noch mehr Druck auf den Gegner ausüben können. Du kannst nicht davon ausgehen, dass dem Innenverteidiger wie zuletzt gegen Darmstadt der Ball von der Brust springt und dir direkt vor die Füße fällt. Auch wenn ich in Bielefeld dem Gegner auch einen wunderschönen Assist gegeben habe (schmunzelt), sich das also irgendwo ausgleicht. Man muss auch sehen, dass uns offensiv zwei, drei wichtige Spieler aus der letzten Saison fehlen. Die Neuen brauchen auch etwas Zeit, um sich in der 2. Liga zurecht zu finden.

Zur Not müssen Sie, wie am Samstag gegen Darmstadt, als Innenverteidiger als Torschütze aushelfen...
Correia: (schmunzelt) Es ist natürlich schön, wenn ich auch offensiv meinen Beitrag leisten kann. Aber für mich ist auch eine Saison mit null Toren okay, solange es fürs Team gut läuft. Es ist schön, dass es mit den Standards nun gleich zweimal geklappt hat. Wir trainieren das die ganze Saison. Da muss viel passen. Die Standards wurden zuletzt auch schon immer gefährlicher. Schön, dass wir das nun zweimal nutzen konnten.

Aus den fünf Spielen nach der Corona-Unterbrechung hat die Mannschaft nun sieben Punkte geholt. Spiegelt das die Leistungen in Summe wider?
Correia: Im Best-Case-Szenario hätten wir mehr, aber wir sollten den Ball auch flachhalten. Bei einer Niederlage gegen Kiel wäre unsere Situation zum Beispiel anders gewesen. Deshalb sollten wir den Punkten nicht nachtrauern. Wir wissen, wie schwer es in dieser Liga ist, einen Dreier zu holen. Sicher ist in dieser Liga nur, dass nichts sicher ist, wie es Mersad Selimbegovic zuletzt so schön ausgedrückt hat. Wir sind glücklich über unsere 39 Punkte, jetzt müssen wir dranbleiben.

Marcel Correia über die Überlegungen zu seiner Zukunft

Gehen wir davon aus, der Jahn spielt auch kommende Saison in der 2. Liga. Dürfen wir davon ausgehen, auch Sie dann weiter beim Jahn spielen zu sehen?
Correia: Hier gibt es noch nichts zu vermelden.

Wie sehen Ihre Überlegungen aus?
Correia: Ich bin zweifacher Familienvater, das steht für mich im Vordergrund. Die Prioritäten sind andere als früher. Deshalb wird das auch eine Teamentscheidung gemeinsam mit meiner Frau. Da gibt es verschiedene Überlegungen: Willst du wieder näher an die Heimat? Oder ist Regensburg die Stadt, die du dir für die nächsten Jahre vorstellen kannst? Oder willst du zum Ende der Karriere nochmal ins Ausland? Das alles spielt in den Überlegungen eine Rolle. Ich denke es ist normal, dass man sich da verschiedene Gedanken macht.

Haben Sie sich einen Zeitpunkt für Ihre Entscheidung vorgenommen?
Correia: Nein, da gibt es keine Deadline. Die Sachen kann man auch noch nach der Saison besprechen. Wir sind gerade mitten im Spielbetrieb, haben alle paar Tage ein Spiel. Da hat man nicht großartig Zeit, sich mit dem Berater und der Familie darüber auszutauschen.

Aber der Jahn ist noch nicht aus dem Rennen?
Correia: Nein, die Entscheidung ist noch nicht gefallen.

Spielt Corona in den Überlegungen eine Rolle? Einerseits dürfte der Markt etwas zurückgehen, andererseits könnten gerade ablösefreie Spieler wie Sie gefragt sein.
Correia: Corona beeinflusst jeden von uns, die Welt ist nicht die gleiche wie vor fünf Monaten. Aber für die Frage nach meiner Zukunft spielt es keine wirkliche Rolle.

Marcel Correia über den Bankplatz von Kapitän Grüttner, die Corona-Regeln und die nächsten Spiele

Kommen wir zurück zur Situation des Jahn. Kapitän Marco Grüttner saß zuletzt dreimal in Folge auf der Bank. Ungewohnt für Außenstehende, auch für die Mannschaft?
Correia: Es ist schon ungewohnt - für Grütte, der das die letzten Jahre nie hatte und auch für uns. Aber schlussendlich sind das sportliche Entscheidungen. Als ich in Braunschweig Kapitän war, saß ich auch mal auf der Bank, das ist irgendwo auch normal. Der Trainer entscheidet das, und Marco muss es akzeptieren wie jeder andere Spieler auch. Es ist natürlich etwas schade auf seine letzten Spiele beim Jahn. Aber der Trainer will nur den größtmöglichen sportlichen Erfolg. Marco lässt sich aber deswegen keineswegs hängen und geht weiter voran. Das ist gar nicht hoch genug einzuschätzen.

Müssen durch das Fehlen des Kapitäns auf dem Platz andere Spieler wie Sie mehr Verantwortung übernehmen?
Correia: Meine Rolle hat sich dadurch nicht großartig verändert. Aber klar müssen jetzt andere in die Bresche springen. Wir haben eine gewisse Hierarchie in der Mannschaft und gerade wir Älteren versuchen da voranzugehen. Es muss auch das Ziel sein, dass andere in die Rolle hineinwachsen, denn wie wir alle wissen, wird Marco nach der Saison nicht mehr da sein und bis zur neuen Saison dauert es nicht lange.

Durch die Corona-Zeit und das DFL-Konzept sind Sie als Spieler derzeit sehr eingeschränkt. Wie sehr wirkt sich das auf den Alltag aus?
Correia: Für mich ist das gar nicht so schwer. Meine Frau erledigt die Einkäufe, wir haben hier einen kleinen Garten, dadurch kann ich mit den Kids auch rausgehen. Ich bin ohnehin ein Typ, der gerne zu Hause ist. Wir wissen auch alle, dass die aktuelle Situation auf Zeit ist und wir das jetzt einfach noch drei Wochen diszipliniert so durchziehen müssen. Daran hängen viele Arbeitsplätze und da sollte doch jeder Spieler in der Lage sein das zu schaffen.

Der Spielplan aktuell ist relativ straff. Sagt der Körper da schon mal schneller Stop? Sie haben ja zum Beispiel beim Spiel in Osnabrück pausiert.
Correia: Natürlich häufen sich die Wehwehchen ein bisschen. Dass es den einen oder anderen angeschlagenen Spieler gibt, der nicht rechtzeitig fit wird, ist da ganz normal. Das Gute daran ist, dass wir einen breiten Kader haben und dadurch andere Spieler, die bisher nicht so häufig gespielt haben, Spielpraxis sammeln können.

Eine Englische Woche steht auch nun wieder an: in Heidenheim, zu Hause gegen den KSC und dann auf St. Pauli. Was erwarten Sie?
Correia: Das sind drei Gegner, für die es definitiv noch um etwas geht. Heidenheim kann denen oben noch große Probleme bereiten, die anderen beiden müssen den Blick noch nach unten werfen. Das werden harte Spiele. Wir müssen voll dagegenhalten, sonst wird es schwierig. Ich fühle mich zwar ganz wohl mit unseren 39 Punkten, aber nicht so wohl, dass wir jetzt die Füße hochlegen können. Wir dürfen nicht ein Prozent nachlassen, sonst wirst du aufgefressen in dieser Liga.