Jahn-Verteidiger im Interview

Chima Okoroji: "In einigen Situationen zu naiv von uns"


Ausgeliehen aus Freiburg: Jahn-Linksverteidiger Chima Okoroji.

Ausgeliehen aus Freiburg: Jahn-Linksverteidiger Chima Okoroji.

Chima Okoroji im Interview über die Entwicklung der Jahn-Mannschaft, seine Leihe nach Regensburg und seine Zukunft.

Beim SSV Jahn Regensburg gibt es Spieler, die spielen immer, wenn sie nicht gesperrt oder verletzt sind. Linksverteidiger Chima Okoroji gehört in dieser Saison definitiv dazu. Der 23-Jährige ist seit vergangenem Sommer vom Bundesligisten SC Freiburg ausgeliehen und hat sich von Anfang an nicht nur als Stammspieler festgesetzt, sondern auch mit starken Leistungen überzeugt. Im idowa-Interview spricht der gebürtige Münchner über die Auswärtsniederlage in Heidenheim, die Entwicklung von sich und dem Team sowie seine Zukunft.

Herr Okoroji, wie bewerten Sie die Leistung bei der 1:4-Niederlage in Heidenheim?
Chima Okoroji: Anfangs lief es etwas unglücklich für uns mit dem frühen Gegentor und der Verletzung von Alexander Meyer. Aber wir haben uns davon nicht unterkriegen lassen, haben gut ins Spiel gefunden. Wir hätten beim Stand von 0:1 oder 1:2 auch jeweils den Ausgleich machen können. Zum Ende raus haben wir es dann Heidenheim zu leicht gemacht, die Tore zu schießen. Insgesamt hätten wir bei anderem Verlauf aber durchaus auch mindestens einen Punkt holen können.

Trainer Mersad Selimbegovic war über die Schlussminuten etwas verärgert, als es nicht mehr gelang, für Stabilität zu sorgen. Das kam nicht das erste Mal vor, man erinnere sich an die deutliche Niederlage in Bielefeld. Woran liegt's?
Okoroji: Das Problem, wenn man es so nennen möchte, ist, dass wir eine Mannschaft sind, die auch bei Rückstand immer weitermacht und Gas gibt. Wir wollten noch zum Ausgleich kommen, dadurch war es dann in einigen Situationen auch zu naiv von uns. In so einer Situation denken wir dann nicht daran, auch defensiv ausreichend abzusichern und die Gegner kontern uns aus. Das müssen wir abstellen, das war viel zu leicht.

Dennoch war die Leistung in Heidenheim okay, wenn man auch bedenkt, gegen wen man gespielt hat. Wie bewerten Sie unter dem Strich die Leistungen seit der Corona-Unterbrechung?
Okoroji: Die ersten beiden Spiele haben wir uns noch etwas schwerer getan, da hat man schon gemerkt, dass wir länger nicht gespielt hatten. Aber mit der Zeit wurde das immer besser und inzwischen sind wir wieder auf einem ordentlichen Niveau unterwegs.

Der Jahn ist noch nicht zu einhundert Prozent gesichert, es müsste aber viel schieflaufen, damit in Sachen Klassenerhalt noch etwas anbrennt. Wie bewerten Sie die Tabellensituation?
Okoroji: Wir versuchen, auch jetzt nicht zu sehr auf die Tabelle zu schauen. Wir wollen unser vor der Saison gesetztes Ziel von 40 Punkten möglichst schnell schaffen und die letzten Spiele nochmal alles rausholen. Das Gute ist, dass wir in einer Situation sind, in der wir nicht den ganz großen Druck haben, von niemandem abhängig sind und nur auf uns schauen können.

Der Jahn war über die Saison gesehen nie ernsthaft in Abstiegsgefahr und hatte immer ein gewisses Polster. Wie hat sich die Mannschaft Ihrer Meinung nach über das Jahr entwickelt?
Okoroji: Wir hatten im Sommer ja fast eine komplett neue Mannschaft. Wir haben das gut gemacht, haben uns defensiv verbessert und die neuen Spieler sind immer besser in die Abläufe reingekommen. Dadurch haben wir Selbstvertrauen getankt. Es gab auch Rückschläge im Saisonverlauf, wir haben uns aber immer wieder zurückgekämpft. Auch die Jahn-Mannschaft dieser Saison hat wieder Mentalität gezeigt, damit können wir zufrieden sein.

Sie haben die vielen neuen Spieler angesprochen. Der Jahn spielt ja auch einen sehr speziellen Fußball. Wie war die Gewöhnung daran denn für Sie selbst?
Okoroji: Wir hatten zum einen eine lange Vorbereitung, da konnte man die Abläufe schon gut verinnerlichen. Anfangs war es sicher noch etwas schwierig, aber da hat sich jeder nach und nach angepasst. Es stimmt, dass der Jahn schon einen sehr speziellen Fußball spielt, es ist auch sehr anstrengend, immer dieses Tempo durchzuziehen. Aber wir haben uns immer gesagt, dass wir das als Team hinbekommen.

Chima Okoroji über seinen Stammplatz, den Kontakt nach Freiburg und seine Zukunft

Sie waren von Beginn an gesetzt. Hatten Sie damit gerechnet, als Sie im Sommer nach Regensburg gekommen sind?
Okoroji: Damit gerechnet hatte ich nicht. Ich hatte mir einfach vorgenommen, eine gute Vorbereitung zu spielen und den Trainer zu überzeugen. Ich habe dann mehr und mehr Vertrauen bekommen und mich reingefunden. Ich habe mich auch von Beginn an wohlgefühlt in Regensburg und beim Jahn, das ist sehr wichtig für mich. Ich kann jetzt schon sagen, dass die Leihe zum Jahn für mich persönlich auf jeden Fall genau der richtige Schritt war. Ich wollte Spielpraxis auf einem neuen Niveau sammeln und habe mich in vielen Punkten verbessert. Der Jahn ist eine gute Adresse, um sich zu entwickeln. Es ist alles aufgegangen.

Seit dem Winter, seit Alexander Nandzik nach Kaiserslautern verliehen ist, sind Sie der einzige wirkliche Linksverteidiger im Jahn-Kader. Hat sich Ihre Situation dadurch verändert?
Okoroji: Das war natürlich schon auch ein Zeichen des Vertrauens und dass die Verantwortlichen glauben, dass ich auch ohne einen ganz klaren direkten Konkurrenten auf meiner Position nicht nachlasse. Grundsätzlich hat sich aber für mich nichts geändert, ich versuche nach wie vor täglich Gas zu geben. Wenn ich das nicht tun würde, würde es ja trotzdem genügend Spieler geben, die auf meiner Position spielen könnten.

Nun geht Ihre Leihe zu Ende. Wissen Sie schon, wie es über das Saisonende hinaus weitergeht?
Okoroji: Nein, da gibt es noch keine Entscheidung. Ich bin in viele Richtungen offen. Aber ich habe gesagt, ich will erst die Saison zu Ende spielen und dann über dieses Thema reden.

Ist der Jahn auch für die Zukunft eine Option?
Okoroji: Regensburg ist eine Option. Ich fühle mich hier sehr wohl und es ist nicht selbstverständlich, was ich hier bekommen habe. Am Ende wird das Bauchgefühl entscheiden.

Wie lief während des letzten Jahres der Kontakt zum SC Freiburg?
Okoroji: Ich hatte ab und zu Kontakt zu den Scouts, auch Christian Streich hat mal angerufen. Sie haben sich meine Spiele angesehen und sind sehr zufrieden mit meiner Entwicklung und meinten, dass ich mich bei einigen Schwächen verbessert habe. Das Feedback war positiv.

Haben Sie im Gegenzug auch die erfolgreiche Saison der Freiburger verfolgt?
Okoroji: Klar, ich habe fast jedes Spiel geguckt. Das ist ähnlich wie wir eine Mannschaft, die über den Teamgedanken kommt. Es freut mich sehr, dass sie so erfolgreich sind.

Zurück zur aktuellen Situation: Der Spielplan ist zurzeit sehr eng getaktet, Sie sind einer der "Dauer-Spieler" beim Jahn. Wie anstrengend ist die Phase?
Okoroji: Klar, es ist schon anstrengend. Aber wir legen viel Wert darauf, gut zu regenerieren und hören auf den Körper, so kriegen wir das gut hin. In einer solchen Phase trainieren wir auch nicht zu viel, damit wir bei den Spielen die nötige Frische haben. Dennoch gibt es Tage, an denen du ein bisschen träge bist, dann musst du eben über deinen inneren Schweinehund gehen.