Jahn-Gegner im Interview

Bochums Losilla: "Kontinuität und Stabilität? Jahn ist ein schönes Beispiel"


Seit 2014 in Bochum: VfL-Kapitän Anthony Losilla.

Seit 2014 in Bochum: VfL-Kapitän Anthony Losilla.

Der SSV Jahn Regensburg bekommt es am Sonntagnachmittag (13.30 Uhr, idowa-Liveticker) mit einem harten Brocken zu tun. Dann ist der VfL Bochum zu Gast im Jahnstadion, die beste Mannschaft der 2. Bundesliga seit dem Re-Start nach der Corona-Unterbrechung. Warum der VfL derzeit so stark ist, was sich in den vergangenen Jahren in Bochum entwickelt hat und welche Erinnerungen er an ein Winter-Spiel gegen den Jahn hat, verrät Bochums Kapitän Anthony Losilla (34) im idowa-Interview.

Herr Losilla, der VfL Bochum hat drei der vergangenen vier Pflichtspiele für sich entschieden. Was macht die Mannschaft aktuell so stark?
Anthony Losilla: Es sind nicht nur die letzten Spiele. Wir sind im letzten Jahr, speziell während und nach dem ersten Lockdown, zu einer echten Einheit geworden. Dass wir seitdem geschlossen als Team auftreten, macht sich in den Spielen und somit auf dem Punktekonto bemerkbar. Wir haben im Kalenderjahr 2020 zusammen mit Darmstadt die meisten Punkte geholt und sind seit dem Re-Start das beste Zweitligateam. Was gerade in den letzten beiden Partien aber auffällig war: Wir geben niemals auf und kommen auch nach Rückständen zurück.

"Wir sind zu einer echten Einheit geworden", sagt Anthony Losilla (dritter von rechts). (Foto: TEAM2sportphoto/imago)

"Wir sind zu einer echten Einheit geworden", sagt Anthony Losilla (dritter von rechts). (Foto: TEAM2sportphoto/imago)

Darmstadts Trainer Markus Anfang bezeichnete den VfL in der aktuellen Form als einen Topfavoriten für den Aufstieg. Nehmen Sie solch eine Aussage als Motivation oder ist sie eher Last?
Losilla: Die Aussage war vielleicht auch ein bisschen dem Frust über den Spielverlauf geschuldet. Noch ist nicht einmal die Hälfte der Saison absolviert. Also lässt sich auch noch nicht feststellen, wer alles zum Kreis der Aufstiegsanwärter zählt. Wir wissen, wo wir herkommen. Vor genau einem Jahr waren wir tief im Abstiegskampf verstrickt. Insofern bleiben wir ruhig und konzentrieren uns immer auf die nächste Aufgabe. Das Spiel in Regensburg ist jetzt das wichtigste. Wir möchten immer das Maximum erreichen. Was das am Ende bedeutet, werden wir sehen.

Mit Platz vier hat der VfL die Aufstiegsplätze direkt vor Augen. Beschäftigen Sie sich mit dem Thema Aufstieg? Wie ist die Stimmung im Umfeld?
Losilla: Die Tabelle hat zum jetzigen Zeitpunkt der Saison schon eine gewisse Aussagekraft. Wir stehen nicht zu Unrecht dort. Aber das Aufstiegsthema ist keins in der Kabine. Da liegt der Fokus immer auf dem nächsten Spiel. Eher bei den Fans und den Medien. Die einen wollen und dürfen träumen, die anderen müssen es wohl zum Thema machen.

Was muss passieren, damit der VfL bis zum Ende oben dabei bleibt?
Losilla: Wir müssen weiter auf uns schauen und jede Herausforderung mit hundertprozentiger Leidenschaft, Laufbereitschaft und Teamarbeit annehmen und angehen. Wenn wir fokussiert bleiben, wird es für jeden Gegner in der 2. Bundesliga schwer, uns zu besiegen. Zudem hilft es sicherlich, wenn wir von Verletzungen oder personellen Einschnitten durch Corona verschont blieben.

Sie spielen Ihre siebte Saison in Bochum. Was zeichnet die Mannschaft dieser Saison besonders aus?
Losilla: Wie bereits erwähnt: der Teamgeist und die Geschlossenheit. Die Mannschaft ist im Kern in dieser Saison zusammengeblieben. Das hilft dabei, das zu konservieren, was in der vergangenen Saison gewachsen ist. Wir verfügen über eine variable und gefährliche Offensive und sind defensiv deutlich stabiler als noch über weite Strecken der vergangenen Saison.

Was hat sich in den vergangenen Jahren beim VfL aus Ihrer Sicht entwickelt?
Losilla: Seit rund drei Jahren herrscht im und um den Verein deutlich mehr Ruhe. Das ist wichtig, um kontinuierlich arbeiten zu können. Dort, wo Kontinuität und Stabilität herrschen, wird in der Regel erfolgreich gearbeitet. Jahn Regensburg ist dafür auch ein schönes Beispiel.

Am Sonntag reisen Sie zum Auswärtsspiel nach Regensburg. Wie schätzen Sie den SSV Jahn in der bisherigen Saison ein?
Losilla: Sie spielen wie immer einen intensiven Fußball, der dem Gegner alles abverlangt. Wenn du gegen den Jahn bestehen willst, musst du alles reinwerfen, was du hast. Es geht nur über hohe Laufbereitschaft, konzentriertes Spiel, gute Chancenverwertung und intensive Zweikampfführung.

Anthony Losilla (links) traf in seiner Karriere achtmal auf den Jahn (hier im Duell mit Ex-Kapitän Marco Grüttner). Seine Bilanz: Zwei Siege, drei Unentschieden, drei Niederlagen. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Anthony Losilla (links) traf in seiner Karriere achtmal auf den Jahn (hier im Duell mit Ex-Kapitän Marco Grüttner). Seine Bilanz: Zwei Siege, drei Unentschieden, drei Niederlagen. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Seit dem Jahn-Aufstieg 2017 konnte der VfL nur eines von sechs Duellen gewinnen, die letzten drei Spiele gewann der Jahn. Ist Regensburg so etwas wie ein Angstgegner für Ihr Team?
Losilla: Angst ist immer ein schlechter Ratgeber. Jede Mannschaft in der Zweiten Liga ist gefährlich, vor jedem Spiel ist es ein Duell auf Augenhöhe. Ich persönlich habe schon achtmal gegen Regensburg gespielt und sowohl mit Dynamo Dresden als auch dem VfL gegen den Jahn schon gewonnen. Ich erinnere mich an einen 1:0-Sieg im Winter, damals habe ich sogar in der Innenverteidigung gespielt. Und jetzt ist wieder Winter…

Warum ist es schwer, gegen den Jahn zu gewinnen?
Losilla: Aus den genannten Gründen. Jede Partie in der 2. Bundesliga ist eng, jeder Gegner muss mitunter geduldig bespielt werden. Aber man könnte auch den Regensburgern die Frage stellen: Warum ist es so schwer, gegen den VfL zu gewinnen?