Israels Süden: Oasen, Canyons und neugierige Delfine hautnah.
Israel Wo das Meer die Wüste trifft
Und plötzlich plätschert ein Bach. Eine halbe Stunde dauert die Wanderung nun schon, sie führt durch kahle, staubige Steilwände eines Canyons, die Schatten spenden. Eine Gesteinswüste, wie sie typisch ist für Israel: Wind, Trockenheit, Hitze. Stille. Doch dann macht der Weg eine Kurve und dahinter ist alles anders. Vögel zwitschern, am Wegesrand grünen Büsche, Kaspernsträucher und Farne. Und inmitten von all dem rauscht der Bach. Er belebt diese Schlucht. Ohne ihn eine Wüstenlandschaft, mit ihm eine Oase.
"Der Negev ist die freundlichste Wüste der Welt", sagt Shahar Shilo, der Tourismus-Direktor für die Negev Highlands. Wenn in Europa der Winter herrscht, sprießen hier die Wüstenpflanzen. Der Nationalpark des Canyons von En Avdat überrascht die Wanderer mit seiner Landschaft, die Wind, Wetter und Wasser geformt haben. Der Naturpark liegt in der Nähe von Sde Boker, ein Kibbuz im zentralen Negev. Fast senkrecht ragen die Gesteinsschichten Richtung Himmel und ein Rinnsal durchzieht den unteren Bereich des Canyons. Das Wasser kommt aus einer natürlichen Quelle, die vier Felsen entspringt. Am Ende des Wanderweges, vom unteren Eingang im Norden zum südlichen Eingang oberhalb des Kraters, eröffnet sich ein großer Pool. Er wird von einem kleinen Wasserfall gespeist. Hinter dem Wasserfall klettert man die steile Felswand hinauf. In den Kalkstein sind dafür Stufen geschlagen. Der Aufstieg in der Felswand führt an Höhlen vorbei, die einst von Mönchen während der byzantinischen Periode bewohnt wurden. Man sollte schwindelfrei sein. Mit ein bisschen Glück kann man Ibexe, eine Steinbockart, und andere Wildtiere beim Trinken aus der Quelle beobachten. Oben angekommen wird man dann für den mühsamen Weg mit einem Blick auf die ganze Schlucht belohnt.
Wüste ist nicht gleich Hölle
"Der Begriff ,Wüste' bedeutet in der deutschen Sprache so etwas wie unbewohntes Land. Eine unwirtliche, leere Region. Quasi die Hölle", sagt Shahar Shilo. Im arabisch-babylonisch-persischen Sprachraum bezeichne der Begriff eine Gegend, wo die Hirten ihre Herden zum Grasen führen. Die israelischen Tourismus-Betreiber haben die unwirtlichen Wüste in eine Freizeitoase verwandelt. Sie verleihen Mountainbikes und unterhalten Zeltplätze. Alle Wanderwege sind markiert und es gibt fast flächendeckend Wlan. Manche Touristen chartern einen Jeep, andere reiten mit Pferd oder Kamel durch den Negev. Das eigentlich besondere am Süden Israels sind aber nicht die markierten Routen oder die Jeeps, sondern seine Vielfalt.
Drei Länder auf einen Blick
Man kann am selben Tag, einen Kamelritt durch die Wüste und einen Tauchgang im Roten Meer mit Delfinen machen. Nur rund zwei Fahrstunden vom Naturpark En Avdat liegt die Touristenhochburg Eilat. Die Stadt ist der einzige Zugang Israels zum Roten Meer und damit zum Indischen Ozean. Vom Hafen aus, bietet sich ein einzigartiger Blick auf gleich drei umliegende Länder - Jordanien zur Linken, Ägypten zur Rechten und in der Ferne die Lichter der Küste Saudi Arabiens. Die touristische Promenade Eilats liegt an einem zehn Kilometer langen Sandstrand, der den Besuchern einiges bietet. Es gibt ein Unterwasserobservatorium, ein Aquarium und ein Korallenriff. In einem separaten Strandabschnitt unweit der Stadt, kann man Delfine hautnah erleben: mit Schnorchel oder Sauerstoffflasche. Auch als Tauchanfänger geht es schon nach einer kurzen Einführung an Land los. Unterwasser sieht man zuerst nur das strahlende Blau des Wassers.
Dann ein erstes Quietschen. Schon sind sie da: Neo, Nana, Luna und Nikita. Die vier großen Tümmler leben hier nicht in Gefangenschaft. Es gibt keine Kunststücke und keine Vorführungen. Zum Jagen geht es für sie täglich hinaus ins Rote Meer. Dennoch kommen sie immer wieder in die Bucht zurück, in der sie geboren wurden. Elija arbeitet seit drei Monaten im Dolphin Reef. Vorher musste er, wie jeder junge Mensch in Israel, seine dreijährige Zeit beim Militär leisten. Für ihn ist die Arbeit mit den großen Tümmlern eine dringend benötigte Auszeit. "Ich kann vieles Verarbeiten, wenn ich mit den Delfinen im Wasser bin. Sie freuen sich, wenn sie mich sehen und ich vergesse meine Sorgen", sagt Elija. Und nicht nur ihm helfen die Tümmler, sie werden auch regelmäßig als Therapiedelfine für Besucher mit Autismus eingesetzt.
Der Süden Israels: Vom Flugzeugfenster aus betrachtet, wirkt die Region wie eine Marslandschaft. Tiefe Krater, verformte Felsen und roter Sand. In Wirklichkeit pulsiert sie voller Farben, Kultur und Leben.
Infos für die Reise
Anreise: Der Direktflug ab Deutschland nach Ovda im Süden Israels dauert rund fünf Stunden, zum Beispiel mit Ryanair ab Baden-Baden. Im März 2019 soll außerdem ein neuer internationaler Flughafen unmittelbar bei Eilat eröffnen. Deutsche benötigen einen noch sechs Monate gültigen Reisepass, ein kostenloses Visum gibt es bei der Einreise.
Geld: Verhältnis Euro zum neuen israelischen Schekel (NIS) circa 1:4. Preise für Essen und Unterkunft sind mit denen in europäischen Urlaubsregionen vergleichbar. Der Einkauf in Eilat ist allerdings steuerfrei.
Adressen: Nützliche Internetadressen: Israel insgesamt: www.goisrael.de; Dolphin Reef: www.dolphinreef.co.il
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