Interviewserie "Über den Rand" Vom Kundenservice zum Schlafcoaching
Sie haben vorher lange Zeit im Kundenservice gearbeitet. Wie kam es zu der Entscheidung, sich beruflich komplett zu verändern?
Ich hatte genau die Situation, die ganz vielen Frauen nach der Elternzeit widerfährt, dass der bisherige Job in Teilzeit nicht mehr ausübbar ist. Meine Arbeit war plötzlich nicht mehr so anspruchsvoll und hat mich einfach nicht mehr so befriedigt. Für mich bedeutet Arbeit auch ein Stück Lebensqualität. Nach der Geburt meiner Tochter wuchs in mir der Wunsch, mich komplett zu verändern. Ich kam dann auf das Schlafcoaching, auch aus persönlichem Interesse, weil meine Tochter auch zu den schlechten Schläfern gehörte.
Hättest Sie sich damals gewünscht, auch eine Ansprechperson in der Situation zu haben?
Ja. Ich habe damals auch gegoogelt, Bücher gelesen und Hilfe gesucht. Ich habe damals für unser Problem keine Lösung gefunden. Und als wir dann gar kein Problem mehr hatten, bin ich auf die Schlafcoaching-Methode aufmerksam geworden und hatte mich geärgert, dass ich das nicht schon früher entdeckt hatte. Damit hätte ich mir viele schlaflose Nächte erspart. Davor gab es halt nur zwei Möglichkeiten. Entweder aussitzen oder „schreien lassen“, aber das konnte ich mit mir nicht vereinbaren. Ich habe es aus purer Verzweiflung mal probiert, und habe nicht einmal eine viertel Minute vor der Tür ausgehalten. Aber es gibt mit dem Schlafcoaching eine Möglichkeit dazwischen, die die Bedürfnisse des Kindes und der Eltern berücksichtigt. Dann hat mich das gepackt und ich habe mich für die Ausbildung beworben.
Wie wird man eigentlich Schlafcoach?
Ich habe meine Ausbildung bei Bianca Niermann in Hessen gemacht und die arbeitet seit über zehn Jahren als Schlafcoach. Man erwirbt nach der Ausbildung ein Zertifikat. Sie nimmt mittlerweile für die Ausbildung bevorzugt Bewerber, die selber schon einmal in der Situation waren und sich somit gut in die Lage der der betroffenen Eltern hineinversetzen können.
Ab wann sollten Eltern Hilfe suchen, wenn ihr Kind schlecht schläft?
Wer ein Kind hat, dass eigentlich immer gut schläft und auf einmal ist der Wurm drin, dann würde ich zwei, drei Wochen abwarten. Es gibt immer Schübe, Veränderungen, irgendetwas was das Kind körperlich oder emotional mitmacht. Das kann phasenweise zu schlechtem Schlaf führen. Wenn sich das aber einpendelt und sie aus dem Loch nicht mehr herauskommen, wäre es empfehlenswert, sich Hilfe zu holen. Bei den meisten Familien, die sich melden, sind es aber Schlafprobleme, die sich über lange Zeit entwickelt haben. Bei denen ist der Leidensdruck schon sehr hoch.
Haben Sie einen Tipp für besorgte Eltern?
Hört auf euren Bauch, der hat ganz oft Recht. Man lässt sich oft reinreden. Das ist auch etwas, was ich häufig höre. "Meine Mutter sagt das, meine Schwiegermutter das, der Kinderarzt wieder etwas anderes": Viele Mütter verlernen dadurch, auf ihre Intuition zu hören. Eigentlich ist es von der Natur so gemacht, dass die Mütter ihr Kind kennen und verstehen. Sie reagieren richtig, weil sie dieses enge Band haben. Wenn man dann noch die anderen etwas ausblendet, hilft das schon sehr viel.
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