Interviewserie "Über den Rand"

Bettina Mittendorfer: „Ich dachte, sie können mich nicht brauchen“


Bettina Mittendorfer ist derzeit wieder als Maria Brandner in "Eine ganz heiße Nummer 2.0" in den Kinos der Region zu sehen.

Bettina Mittendorfer ist derzeit wieder als Maria Brandner in "Eine ganz heiße Nummer 2.0" in den Kinos der Region zu sehen.

Aktuell flimmert die Fortsetzung von "Eine ganz heiße Nummer" über die Kinoleinwände der Region. Die Bad Griesbacherin Bettina Mittendorfer verkörpert erneut Maria Brandner. Mit idowa sprach sie darüber, wie es war, nun nach acht Jahren wieder in die Rolle der "Maria" zu schlüpfen, warum sie die Schauspiel-Ausbildung nach drei Monaten abbrechen wollte - und wobei sie sich zwei Rippen gebrochen hat.

Acht Jahre sind seit dem ersten Teil von "Eine ganz heiße Nummer" vergangen. Wie war die Stimmung am Set, als man für die Fortsetzung wieder zusammenkam?

Bettina Mittendorfer: Wir haben uns schnell wieder reingefunden. Natürlich sind wir alle etwas unterschiedlich, jede macht es ein bisschen anders. Aber wir hatten unsere Rollen schnell wieder parat. Am zweiten Drehtag hab ich mir dann schon zwei Rippen gebrochen, aber ansonsten ging alles gut.

Zwei Rippenbrüche!? Wie ist das passiert?

Mittendorfer: Beim Tanzen. Tanzen kann gefährlich sein. (lacht)

Ist diese Szene im Schnitt dringeblieben?

Mittendorfer: Nein, leider nicht. Ich hätte sie auch gerne gesehen…!

Wie war's mit Jorge Gonzalez am Set?

Mittendorfer: Er ist ein toller Typ mit super positiver Ausstrahlung. Er ist eigentlich so, wie man ihn aus dem Fernsehen kennt. Natürlich nicht genau so, aber so ungefähr ist er auch privat. Ein Paradiesvogel halt.

Was zeichnet Gotteszell als Drehort aus?

Mittendorfer: Der Bayerische Wald ist landschaftlich wahnsinnig schön, die Menschen sind sehr sympathisch, sehr hilfsbereit und wohlwollend. Das passt sehr gut zu den Figuren, die wir gespielt haben.

"Maria Brandner ist keine Power-Frau!"

Hatten Sie jemals die Sorge, zu sehr in Klischees zu verfallen in den Charakteren, also "Desperate Housewives auf bayerisch" zu spielen?

Mittendorfer: Die Sorge hatte ich bei unserem Film nicht. Das ist nicht meine Empfindung, dass es zu klischeehaft ist. Möglicherweise hält jemand, der aus der Stadt kommt, die Figuren für klischeehaft. Aber je mehr man vom Land und vom Landleben versteht, desto weniger verallgemeinert man das. Ich hab keine Klischees erkannt, sondern echte Charaktere. Ich hoffe, dass wir es auch so gespielt haben…!

Hat Ihre Rolle - Maria Brandner - ein reales Vorbild?

Mittendorfer: Nein, kein bestimmtes. So wie ich es gelesen habe, ist Maria eine aufrechte, fleißige Frau, auch eine sehr tapfere Frau. Das hat Markus Goller [der Regisseur des ersten Teils, Anm. d. Redaktion] mehrmals gesagt. Das war für mich die Vorgabe. Sie ist ein Mensch, der vieles hinnimmt und viel erdulden kann und vieles mitmacht und trotzdem kämpferisch ist.

"Eine ganz heiße Nummer 2.0" wartet mit reichlich Tanzeinlagen auf. Die Dreharbeiten dafür blieben nicht ganz unfallfrei.

"Eine ganz heiße Nummer 2.0" wartet mit reichlich Tanzeinlagen auf. Die Dreharbeiten dafür blieben nicht ganz unfallfrei.

Also ist Maria Brandner sozusagen eine "Power-Frau"?

Mittendorfer: Nein, gar nicht. Maria ist keine Power-Frau. Darunter verstehe ich eine Frau, die immer tough ist, die viel erreicht, die vieles gleichzeitig kann, die wenig Fehler und Makel hat. Maria ist sehr weich. Sie zeigt einige Schwächen. Sie leidet nach Jahren noch unter der Trennung von ihrem ersten Mann, hat ihren Job nicht wirklich im Griff. Sie ist eine Figur, die es nicht leicht hat und die zu kämpfen hat mit ihrem alltäglichen Leben.

Lesen Sie im zweiten Teil unseres Interviews, welche Hindernisse für Bettina Mittendorfer zu überwinden waren, bis zum Erfolg von "Eine ganz heiße Nummer", welche Tipps sie jungen Schauspielerinnen geben würde und was ihre persönliche Lieblingsszene bei "Eine ganz heiße Nummer 2.0" ist.

Umziehen, Garderobe - das ist auch mein Leben!

In ihrer Vita finden sich zahllose Rollen, wirklich bekannt sind Sie aber als Maria Brandner aus "Eine ganz heiße Nummer" geworden. Der Erfolg kam nicht auf Anhieb. Was würden Sie einer Nachwuchs-Schauspielerin als Tipp für die Karriere auf den Weg geben?

Mittendorfer: Da gelten für jeden individuelle Themen, die jeder für sich bearbeiten muss. Das Leben stellt jedem andere Aufgaben. Mein Rezept für meine Arbeit war immer: Ich muss bei mir bleiben, bei meinen Vorstellungen bleiben und mir selbst treu bleiben. Für jemand anderen sieht es vielleicht anders aus. Viele müssen eher weg von sich selbst und etwas anderes ausprobieren.

"Die Chemie ist so, dass man sich einen dritten Teil vorstellen kann": Das Ensemble von "Eine ganz heiße Nummer 2.0".

"Die Chemie ist so, dass man sich einen dritten Teil vorstellen kann": Das Ensemble von "Eine ganz heiße Nummer 2.0".

Was gab den Ausschlag dafür, sich nach der Ausbildung zur Floristin gegen diesen Weg und für die Schauspielerei zu entscheiden?

Mittendorfer: Damals hab ich mir noch nicht gedacht, dass ich Schauspielerin werde. Die Überlegung war eher: Floristik ist so ein schöner Beruf, aber man verdient einfach viel zu wenig Geld damit. Das war für mich der Grund, mich nach was anderem umzuschauen.

Wie kam es dann zur Orientierung Richtung Schauspiel?

Mittendorfer: Ich wollte einfach, dass es sich mal um mich dreht. Bis dahin ging es immer um etwas anderes. Mit mir selbst konnte ich mich nie beschäftigen. Im Mittelpunkt standen erst die Blumen, dann andere Menschen - ich war mal Praktikantin im Krankenhaus. Ich hab die FOS gemacht im sozialen Zweig, hab an einer Förderschule gearbeitet, in einem Jugendzentrum. Ich wollte einfach, dass ich mal der Mittelpunkt meiner Arbeit bin. Auf der Schauspielschule wollte ich mich ausprobieren. Ich wollte tanzen und fechten lernen und Gesangsunterricht nehmen. Alles, was man eben auf einer Schauspielschule macht...

"Einen dritten Teil kann ich mir schon vorstellen."

… und dann haben Sie sich gleich in München beworben?

Mittendorfer: Ich habe mir gedacht: Ich probier's einfach mal. Das war allerdings nicht so leicht. Nach drei Monaten dachte ich: Ich bin hier total verkehrt, ich gehe wieder. Hier können sie mich nicht brauchen. Aber Jörg Hube hat gesagt: Das lass ich nicht zu. Du musst unbedingt da bleiben.

Was Sie es sich wünschen könnten: Was sollten die Zuschauer nach dem Film sagen?

Mittendorfer: Am besten sagt der eine oder andere zu seinen Freunden: Ihr müsst Euch den Film unbedingt alle anschauen, er ist so toll. Und: Es muss unbedingt weitergehen.

Also vonseiten des Ensembles könnte man sich durchaus einen dritten Teil vorstellen?

Mittendorfer: Ich kann nur für mich sprechen, wir haben untereinander noch nicht darüber gesprochen. Die Chemie war aber schon so, dass man sich noch einen dritten Teil vorstellen kann.

Haben Sie eine Lieblingsszene im aktuellen Film?

Mittendorfer: Ich mag sehr gerne, wenn die Frauen zum Wettbewerb fahren und wenn sie sich umziehen, schminken und in der Garderobe sind. Das ist natürlich auch mein Leben: Umziehen, Garderobe, die Aufregung vorm Auftritt… das ist für mich eine der schönsten Szenen.

In unserer neuen Interviewserie mit dem schönen Titel Über den Rand sprechen unsere Redakteure regelmäßig mit Menschen, die sie ganz einfach spannend finden - weil sie zum Beispiel einen außergewöhnlichen Beruf haben, eine ganz eigene Weltsicht, ein besonderes Hobby oder einen speziellen Lebensstil. Oder weil sie schlicht anders sind als wir Normalos. Die Gesprächspartner kommen dabei aus der Region oder von weit her. Wir schauen also bewusst mit unserer Serie über den Rand, nämlich über den des eigenen Tellers. Viel Spaß mit den Interviews.