Straubing

Sönke Küper: „Den Stadtplatz belebter kriegen“


"Straubing ist eine Gärtnerstadt" - nach Ansicht von Sönke Küper sollte sie das auch nach außen zeigen.

"Straubing ist eine Gärtnerstadt" - nach Ansicht von Sönke Küper sollte sie das auch nach außen zeigen.

Von Stefan Karl

Mit seinem Entwurf für eine neue Raumaufteilung am Straubinger Stadtplatz hat Gartendesigner und Wahl-Straubinger Sönke Küper im vergangenen Jahr eine rege Diskussion angestoßen.

Viele Straubinger konnten sich für sein Konzept mit mehr Grün und mehr Schatten begeistern. Bei der Straubinger Stadtverwaltung allerdings hatte sich die Begeisterung in Grenzen gehalten. Die Stadt hat ihre Planung nun auf Eis gelegt - ein günstiger Moment, um Ideen zu diskutieren, wie zum Beispiel die von Sönke Küper. Wir haben mit ihm über landschafts- und städteplanerische Perspektiven der werdenden Studentenstadt Straubing gesprochen.

Viele erinnern sich noch an Ihren Entwurf im Straubinger Tagblatt. Nun scheint es so, als ob die Stadtverwaltung einige Ideen daraus aufgegriffen hätte. Wie sehen Sie das?

Sönke Küper: Grundsätzlich ist diese Funktionsertüchtigung, die da betrieben wird - mehr Bänke, mehr Fahrradstellplätze -, erst mal zu begrüßen. Mein Entwurf war vielleicht nicht das beste Konzept, das man für den Stadtplatz hätte machen können. Mir ging es darum, den Entwurf des Architekten Herr aufzugreifen, der dafür gestritten hat, dass Bäume auf den Stadtplatz kommen. Er konnte sich gerade mal mit diesen kleinen Kugelrobinien durchsetzen, die eher schlecht gediehen sind. Mir ging es darum, einen poetischen Überbau zu haben und zwei wirklich definierte Plätze, wo es Schatten gibt, wo es Bänke gibt und die wirklich entschieden gestaltet sind. Die Skizze ist dann herum gegangen und dann hat sich auch die Stadt mal mit mir zusammengesetzt. Leider war das eher eine Scheindebatte.

Inwiefern? Wie war das Feedback vonseiten der Stadt?

Sönke Küper: Sie wollten es so oder so nicht machen. Ihr Hauptargument war, dass man in diesen denkmalgeschützten Bereich zwischen Tiburtiusbrunnen und Dreifaltigkeitssäule nicht eingreifen sollte. Ich habe versucht, das in meinem Entwurf zu beachten, mit geschnittenen Bäumen; das Pflaster auch so auszurichten, dass es eine Verbindung zwischen den beiden Denkmälern schafft. Ausgerechnet in diesen angeblich sensiblen Bereich wird jetzt alles an Funktionsertüchtigung, was sonst im Weg stehen würde, "reingeramscht", Bänke aufs schiefe Pflaster gestellt, ohne Bezug.

Bei dem besagten Termin hab ich auch gefragt, was sie denn dann machen. Die Antwort war: "Wir lassen die Bäume." Da hab ich mir innerlich gedacht: Sie meinen also, verschieden große Kugelrobinien, die nicht so richtig was werden, fügen sich besser in so ein barock-gotisches Renaissance-Ensemble ein als sauber geschnittene, stark wachsende Linden, die auch ein bisschen was hermachen würden? Da habe ich mich schon stark gewundert.

Was wäre der Vorteil an Ihrem Entwurf gewesen?

Sönke Küper: Schatten. Es gibt Jahreszeiten, da sitzt man gerne in der Sonne. Aber gerade im Sommer sucht man doch eher Schatten und Grün. Das Gegenargument war wiederum: "An einen gotischen Stadtplatz gehört kein Grün." Darauf habe ich gesagt: Ja, aber es gab damals auch keine Schilder, keine Laternen und so weiter.

Die Stadtplaner sprechen von einem Aufenthaltsbereich "ohne Konsumzwang"…

Sönke Küper: … das ist ein guter Gedanke! Für mich ist das aber zum Teil unausgegoren.

Lesen Sie im zweiten Teil unseres Interviews, wie nach Sönke Küpers Ansicht das historische Innenstadt-Ensemble und die "Studentenstadt Straubing" unter einen Hut kommen könnten.

"Studenten wollen in erster Reihe wohnen"

Also könnten die Stadtplaner mehr aus dem historischen Ensemble machen?

Sönke Küper: Einen solchen Platz sollte man nicht nur historisch denken. In das ursprünglich gotische Ensemble kamen in der Renaissance auch neue Elemente und, Pflaster gab es bis ins 19. Jahrhundert hinein dort nicht. Man muss lebendig damit umgehen. Ein Stadtplatz ist kein Museum.

Was wäre eine "übergeordnete Vision" für den Stadtplatz?

Sönke Küper: Was die "Gäubodenstadt" eben ausmacht: Wir haben noch Ackerflächen in der Stadt. Sowas würde man heute als "urban gardening" bezeichnen. Das ist großartig. Der Ausgangspunkt meines Entwurfs war: Straubing ist eine Bauern- und Gärtnerstadt. Dafür sollte man sich nicht schämen, damit sollte man offensiv umgehen. Man kann es auch "Nachwachsende Rohstoffe" nennen, das Prinzip ist das gleiche. Das sind die Stärken, und die sollten auch weiterhin kultiviert werden und auch auf dem Stadtplatz sichtbar sein.

Nachwachsende Rohstoffe - das bringt uns zu einer weiteren Perspektive - Straubing als Studentenstadt...

Sönke Küper: … auch das müsste Teil dieser Vision sein. Wenn man jetzt eine Universitätsstadt wird und sich ein junger Mensch hier wohlfühlen soll, dann braucht es Aneignungspotenziale, leere Flächen, die man nutzen kann. Ich weiß auch nicht, ob Gastronomie hier immer die Antwort ist. Es gäbe stadtplanerisch viele Möglichkeiten, den Stadtplatz belebter zu kriegen - und ein zentraler Aspekt ist: Wohnen. Am Stadtplatz wohnen 260 Menschen in erster Reihe. Das ist echt zu wenig. Wenn da tausend wohnen würden, dann hätte man schon eine ganz andere Binnennachfrage für Geschäfte. Die Wohnungen in erster Reihe wären in anderen Städten der Ort für studentisches Wohnen - für WGs und so weiter. Studenten finden das sowieso besser, als irgendwo abseits zu wohnen. Damit würde die Stadt auch kompakter. Gute Beispiele gibt es in der Schweiz. Da gibt es um den Bodensee herum 5.000-Einwohner-Orte, die im Stadtkern aussehen wie eine Großstadt. Da wird viergeschossig gebaut. Dadurch bekommt jeder Ort etwas "Städtisches".