Interview mit Sebastian Nachreiner

"Ein bisschen zwickt's noch"


Sebastian Nachreiner hat nach seinem Kreuzbandriss sein Comeback gefeiert.

Sebastian Nachreiner hat nach seinem Kreuzbandriss sein Comeback gefeiert.

Von Bastian Häns

Die Leidenszeit ist vorbei! Jahn-Urgestein Sebastian Nachreiner stand Anfang des Jahres nach überstandenem Kreuzbandriss erstmals wieder mit seiner Mannschaft in einem Spiel auf dem Feld. Im idowa-Interview spricht der 30-Jährige über seine Zeit ohne Fußball und einen möglichen Einsatz gegen den Hamburger SV und gibt ein Treuebekenntnis zum Jahn ab.

Herr Nachreiner, am 21. April des vergangenen Jahres haben Sie sich im Spiel gegen den FC St. Pauli einen Kreuzbandriss zugezogen. Was haben Sie sich gedacht, als sie auf dem Platz gelegen sind?
Sebastian Nachreiner: Das war erst einmal natürlich frustrierend. Vor allem, weil ich eigentlich sehr gut drauf war und es für die gesamte Mannschaft gut gelaufen ist. Ich habe mich auch vor dem Spiel gegen Pauli gut gefühlt. Als ich dann da lag, habe ich aber gleich gewusst, dass etwas kaputt ist.

Nach überstandener Verletzungspause konnten Sie am 12. Januar erstmals wieder in einem Spiel auf dem Platz stehen. Wie fit fühlen Sie sich schon wieder?
Nachreiner: Ich bin mit Sicherheit noch nicht bei 100 Prozent, aber auf einem guten Weg. Bis ich wieder zu meiner alten Verfassung komme, wird es noch etwas dauern.

Wie froh sind Sie, nach 263 Tagen endlich wieder gespielt zu haben?
Nachreiner: Ich bin natürlich sehr froh. Mit dem Ball macht mir alles viel mehr Spaß. Ich war lange weg vom Ball und die Zeit in der Reha hat sich gezogen.

Apropos Reha: wie hat Ihr Alltag zu der Zeit ausgesehen?
Nachreiner: Ich war oft beim Physiotherapeuten und habe an der Beweglichkeit des Kniegelenks gearbeitet. Das hat mir lange Zeit Probleme gemacht. Als es dann mit der Zeit besser geworden ist, habe ich immer mehr Kraft- und Stabilisationsübungen gemacht und auch versucht, meine Kondition wieder mit Radlfahren und Laufen aufzubauen.

Die ersten beiden Testspiele sind geschafft. Wie ging es Ihnen dabei? Hatten Sie noch Schmerzen?
Nachreiner: Es war schön, wieder erste Wettkampfminuten zu sammeln. Diese Belastung ist schon noch etwas anderes als im Training und es war sehr anstrengend für mich. Wir haben vor den Spielen ausgemacht, dass ich nicht länger als eine halbe Stunde spiele, denn wir wollen nichts riskieren. Ich habe schon gemerkt, dass ich noch etwas vorsichtiger bin, als vor der Verletzung und es hat schon noch ein bisschen gezwickt. Aber das ist normal.

Während Ihrer Abwesenheit hat die Mannschaft tolle Arbeit geleistet. Mit 26 Punkten steht der SSV auf Platz neun. Wie zufrieden kann der Jahn damit sein?
Nachreiner: Die Ausbeute ist für uns fast optimal. Wir sind sogar besser als letzte Spielzeit und auf einem sehr guten Weg. Für unser Ziel Klassenerhalt haben wir einen guten Grundstein gelegt.

Über weite Teile der Saison haben auf Ihrer Position Marcel Correia und Asger Sörensen gespielt. Wie hat Ihnen die Leistung der beiden gefallen?
Nachreiner: Sie haben das sehr gut gemacht. Es spricht für uns , dass wir mehr als zwei starke Innenverteidiger haben. Wir sind auf der Position gut besetzt, sodass die Lücken bei Ausfällen sehr schnell geschlossen werden können.

Was zeichnet Ihrer Meinung nach den Jahn außerdem aus?
Nachreiner: Der Teamgeist! Es ist ja bekannt, dass wir nach Rückschlägen nie aufgeben und in der Lage sind, Spiele noch zu drehen. Ich denke, dass unsere Spielweise, an der im Verein seit Jahren akribisch gearbeitet wird, hier einen großen Einfluss hat. Jeder weiß genau, was er zu tun hat und durch die offensive Ausrichtung müssen wir bei Rückständen nicht viel umstellen.

Lesen Sie weiter auf Seite zwei: Nachreiner gibt Treuebekenntnis zum Jahn ab.

Ziele für die Rückrunde und ein Treuebekenntnis

Mit welchen Zielen gehen Sie in die Rückrunde?
Nachreiner: Mit der Mannschaft haben wir natürlich das große Ziel, möglichst schnell die 40 Punkte zu knacken und den Klassenerhalt zu schaffen. Ich persönlich will erst einmal gesund bleiben und hoffe, auf Einsätze zu kommen. Ich will mir aber keine Marken setzen.

Am 24. Februar trifft die Mannschaft daheim auf den Hamburger SV. Schon jetzt sind alle Jahn-Karten verkauft. Ein Spiel, bei dem Sie gerne wieder auf dem Platz wären?
Nachreiner: Natürlich würde ich gerne mal gegen den Hamburger SV spielen, vor allem weil auch das Hinspiel ein richtiges Highlight war, auch wenn ich selbst nicht gespielt habe. Es ist aber noch über einen Monat hin und daher schwer zu sagen, ob ich da einsatzbereit bin.

Der SSV Jahn ist bislang ihre einzige Station im Profifußball. Inzwischen sind Sie 30 Jahre alt und haben Vertrag bis 2020. Können Sie sich vorstellen, für immer bei den Regensburgern zu bleiben?
Nachreiner: Als ich nach Regensburg gekommen bin, hatte ich eigentlich nicht das Ziel, in der Profimannschaft zu spielen. Ich wollte hauptsächlich studieren und war für die zweite Mannschaft vorgesehen. Es ist dann aber anders gekommen und ich bin Profi geworden. Da spielt man letztendlich von Vertragsverlängerung zu Vertragsverlängerung, bei mir war der SSV aber immer die beste Option - auch weil mir fürs Studium nie Steine in den Weg gelegt wurden. Der Jahn hat immer auf mich gesetzt, das hat mir Sicherheit gegeben. Wenn das so bleibt, spricht für mich nichts dagegen, dass der Jahn meine einzige Profistation bleibt.

In den letzten Jahren haben sie einiges mit dem Verein erlebt. Insgesamt sind Sie zweimal ab- und dreimal aufgestiegen. Was war das prägendste Ereignis in Ihrer bisherigen Karriere?
Nachreiner: Das war der erste Aufstieg in die zweite Liga. Das war generell eine sehr verrückte Saison, denn vor der Spielzeit hat bei uns ein sehr großer Umbruch stattgefunden und zum Trainingsauftakt hätten wir gerade mal eine Mannschaft zusammenbekommen. Wir hatten finanzielle Probleme und sind eigentlich als Absteiger Nummer eins gehandelt worden. Als absoluter Underdog sind wir dann mit zwei Unentschieden gegen den Karlsruher SC plötzlich aufgestiegen. Das hat mir in meinen jungen Jahren einen enormen Auftrieb gegeben und war sehr emotional.

Als einer der wenigen sind Sie nicht den Weg über ein Profi-Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) gegangen, sondern über die Landesliga in die Profimannschaft gelangt. Würden Sie das im Nachhinein noch einmal so machen? Haben Sie Tipps an die jungen Fußballer in der Region?
Nachreiner: Da es für mich so gut gelaufen ist, würde ich es auf jeden Fall noch einmal so machen. Ich weiß aber nicht sicher, ob es für junge Spieler nicht sinnvoller ist, in ein NLZ zu gehen. Da hat man ganz andere Möglichkeiten und erhält eine viel bessere technische und taktische Ausbildung. In dem Alter ist man sehr lernfähig und die Ausbildung kann einem keiner mehr nehmen. Später ist es nicht einfach, die Rückstande wieder aufzuholen. Es ist aber auf jeden Fall möglich, wenn man konstant an seinen Schwächen arbeitet und seine Stärken richtig einbringt.