Interview mit Martin Šoltés

E-Autos für Afrika


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Von Daniela Bindl

Dass sich der Schritt in die Selbständigkeit lohnen kann, zeigten Martin Šoltés und Sascha Koberstaedt, die Gründer von EVUM Motors bei der Landshuter Gründernacht vergangene Woche.

Die Doktoranden der TU München haben ein bezahlbares Elektroauto entwickelt, das den Menschen in ländlichen Regionen Afrikas zu mehr Mobilität verhilft. Außerdem soll es vor Ort produziert werden und somit auch die Wirtschaft ankurbeln. Martin Šoltés erläutert, womit man als Gründer zu kämpfen hat, was er Gründern mit auf dem Weg gibt und wie es mit EVUM Motors weitergehen soll.

Wie wurden Sie zum Gründer?

Martin Šoltés: Die Idee fürs Fahrzeug entstand aus einem Forschungsprojekt heraus, das ich mit Sascha geleitet habe. Thema davon war "Mobilität in Afrika".

War es aus dem Projekt heraus leichter, ein Unternehmen zu gründen?

Šoltés: Naja, wir hatten die Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt und eine ganz konkrete Vision, wo wir hinwollen. Dies hat es uns mit Sicherheit etwas leichter gemacht. Dennoch mussten wir den Gründungsprozess wie alle anderen durchlaufen - also die Investorensuche, die Erstellung eines Businessplans und so weiter.

Also wird das Projekt von Investoren finanziert?

Šoltés: Mittlerweile ja. Bis Ende 2017 haben wir Forschungsgelder erhalten. Jetzt haben wir drei private Investoren für EVUM Motors gefunden.

Gab es Schwierigkeiten bei der Unternehmensgründung?

Šoltés: Ohne Geld ist es immer schwer, eine Firma aufzubauen. Das fängt bereits mit der Suche nach einem Anwalt an. Doch zum Glück ist alles gut gegangen. Wir hatten gute Unterstützer und Berater auf unserem Weg.

Was würden Sie anderen Gründern mit auf dem Weg geben?

Šoltés: Ein starkes Team ist das A und O. Außerdem ist es hilfreich, sich beraten zulassen. Ich kann nur für den Raum München sprechen. Hier gibt es viele Unterstützernetzwerke. Wer sich informieren will und nach Tipps sucht, hat hier die Möglichkeit.

Wie geht es in Zukunft mit EVUM Motors weiter?

Šoltés: Von Ende 2019 bis Ende 2020 wollen wir 1.000 Fahrzeuge bauen. In fünf bis acht Jahren sollen es bereits rund 100.000 Autos jährlich sein.

Wie ist ihr E-Auto konzipiert?

Šoltés: Bei dem Fahrzeug haben wir bewusst auf unnötigen Schnick-Schnack verzichtet. So kann es mit dem Know-How vor Ort repariert werden. Anfangs war ein Umdenken erforderlich. Es ist eine Kunst, so viel wegzulassen, dass der Kunde nicht merkt, dass ihm etwas fehlt. Normalerweise wird das Auto an der Steckdose geladen. Zusätzlich hat es Solarzellen auf dem Dach, wodurch die Reichweite unterwegs erweitert werden kann.

Wo sollen die Autos produziert werden?

Šoltés: Wir arbeiten mit der Firma Spanner aus Bayerbach zusammen. Dort werden auch unsere Prototypen hergestellt und die ersten 1.000 Stück. Irgendwann soll das unsere Modellfabrik werden und die Fahrzeuge sollen direkt vor Ort, also beispielsweise in Ghana oder Kenia, produziert werden.

Modellfabrik - was darf man sich darunter vorstellen?

Šoltés: Sie soll ein Modell sein für Firmen, die zukünftig im Ausland aufgebaut werden. Mitarbeiter im Ausland sollen nach Bayerbach kommen und vor Ort geschult werden. Es soll ein Partnerschaftsmodell entstehen. Dafür haben wir bereits Anfragen. Für einzelne Partner hingegen haben wir uns noch nicht entschieden. Das machen wir Mitte 2020.

Wird irgendwann jeder in Afrika mit einem E-Auto von EVUM Motors unterwegs sein?

Šoltés: Der Punkt ist, dass nicht alle Regionen über eine gute Stromversorgung verfügen und sich in betroffenen Ländern nicht jeder ein eigenes Auto leisten kann. Deshalb wollen wir mit Partnern zusammenarbeiten, die den Strom bereitstellen und wir mit denen vor Ort unsere Fahrzeuge zusammen anbieten. Das schöne ist, dass Carsharing in solchen Ländern seit Jahren geläufig ist.