Interview mit dem Ritterpaar

„Das ist ein unbeschreibliches Gefühl“


Michael Horn und Sandra Bierl bereuten es bisher keine Sekunde, die Hauptrollen im Drachenstich übernommen zu haben.

Michael Horn und Sandra Bierl bereuten es bisher keine Sekunde, die Hauptrollen im Drachenstich übernommen zu haben.

Fast ein halbes Jahr haben sie sich unzählige Stunden auf die wohl herausragendsten Tage ihres Lebens vorbereitet; nun sind diese schon fast vorbei. In vier Tagen stehen Sandra Bierl und Michael Horn das letzte Mal auf der Drachenstich-Bühne - zumindest als Ritterpaar 2016. Grund für uns, mit ihnen Zwischenbilanz zu ziehen und dabei zu fragen, wie sie sich fühlen. Die Quintessenz dieses Gesprächs: Es ist für sie noch schöner, als sie es sich vorgestellt hatten. Und das trotz der Tatsache, dass sie selbst seit Jahren im Festspiel mitwirken.
Wichtig war beiden beim Interview mit der Chamer Zeitung, ein großes Dankeschön auszusprechen an die vielen Menschen, die sie in den vergangenen Monaten, insbesondere in diesen drei Wochen unterstützen. "Das sind unsere Familien, unsere Verwandtschaft und unsere Freunde. Die Unterstützung ist riesig. Ohne sie könnten wir es nie schaffen", betonte Sandra, wobei Michael vor allem seinem Rittertrainer Willi Späth unheimlich dankbar ist für die vielen Tipps, aber auch für dessen große Zuverlässigkeit: "Er ist einfach unglaublich !"

Chamer Zeitung: Wie fühlt Ihr euch nach dem Drachenstich-Höhepunkt am vergangenen Wochenende ?
Michael: Gut. Man spielt sich leichter, weil der Druck weg ist. Es war zwar unglaublich super, dieses Wochenende, aber jetzt ist man schon erleichtert. Auch was die ganzen Vorbereitungen betrifft. Vor allem konnten wir am Montag ausschlafen. Dann war das Spiel am Abend so richtig schön locker. Jetzt kommen die Spiele, in denen man beruhigter spielen kann. Jetzt kommen unsere Spiele . . .
Sandra: Ich bin auch total erleichtert. Das Kribbeln im Bauch ist zwar immer noch vorhanden, bevor ich das erste Mal auf die Bühne gehe; aber es ist nun alles viel leichter.

War alles so, wie Ihr es Euch vorgestellt habt ?
Michael: Teils, teils. Der Festzug zum Beispiel. Ich hätte gedacht, das wird für mich nicht viel anders wie in den letzten Jahren, als ich immer mitgeritten bin. Aber als Ritter ist das ganz anders, das kannst Dir vorher gar nicht so vorstellen. Der Spielmannszug steht vor Dir und spielt, die Leute klatschen . . . Das ist ein unbeschreibliches Gefühl.
Sandra: Etwas anders hatte ich mir das auf dem Rathaus-Balkon bei den Hofrechten vorgestellt. Ich kann es nicht genau definieren, es war einfach überragend. Und der Festzug: Das kann man sich vorher gar nicht vorstellen. Der geht so schnell vorbei, die Menschen winken, werfen Dir Blumen zu. Das Schlimme war am Ende. Ich bin am Stadtplatz von der Kutsche gestiegen und da wurde mir bewusst: Das kommt nie wieder in meinem Leben.

Was war für Euch bisher der schönste Moment ?
Michael: Es gibt so viele schöne Momente. Die mit dem Spielmannszug, mit dem Blasorchester, aber auch der Besuch am Montagvormittag in den beiden Pflegeheimen. Die Leute haben sich dort so gefreut; für die ist dieser Besuch das Höchste.
Sandra: Alles mit dem Spielmannszug, wennst Samstagnacht nach den Hofrechten mit ihnen in die Festhalle ziehst. Oder am Sonntag beim Weckruf, das war gigantisch. Für mich persönlich aber meine Kutsche beim Festzug. Die sechs Pferde dazu stammen von meinem Cousin Stefan Wittmann. Das war für mich das allergrößte Highlight, denn da war meine ganz Verwandtschaft um mich herum. Und der Christian Vogl, der Freund von meinem Cousin, der ebenfalls ein Pferd gestellt hat. Das war für mich ein Traum.

War bisher etwas dabei, was Euch nicht so gut gefallen hat ?
Michael: Da wüsste ich wirklich nichts.
Sandra: Eigentlich gar nichts.

Gab es eine Schrecksekunde ? Hattet Ihr 'mal ein flaues Gefühl im Magen ?
Michael: Das mit dem Unfall. Ich dachte schon: Jetzt erwischt es auch mich. Das passierte genau hinter mir. Und der Lee (das Ritterpferd, Anmerkung der Redaktion) schaute schon, fing auch an. Gott sei Dank waren der Michael Mühlbauer und sein Sohn sofort da, hielten den Lee. Dann hatte sich schon alles beruhigt, plötzlich ging das Gespann nochmals durch. Da hatten wir alle riesiges Glück . . .
Sandra: Nein, da wüsste ich nichts. Nur: Wenn der Ritter gegen den Drachen anreitet . . . - das ist für mich das Allerschlimmste im ganzen Stück. Und die beiden Pater Helmut und Florian, die mir dabei auf der Bühne die Hände halten, die haben nach dem Drachenstich sicherlich keine Finger mehr, weil ich drück' da so fest zusammen.

Wie reagieren die Leute auf Euch ?
Michael: Super, ich habe nur Positives gehört.
Sandra: Ich auch. Das ist so schön, wie uns die Menschen als Ritterpaar aufnehmen.

In fünf Tagen ist der Drachenstich 2016 schon wieder Vergangenheit. Geht es für Euch zu schnell oder seid ihr froh, dass der Stress dann wieder ein Ende hat ?
Michael: Da gibt es ein weinendes und ein lachendes Auge. Man ist sicherlich froh, wenn es wieder vorbei ist. Natürlich ist das alles wunderbar. Aber ich freue mich auf nächstes Jahr und wünsche schon jetzt meinem Nachfolger viel Glück !
Sandra: Wieder unbekümmert bei den Proben zusehen, darauf freue ich mich im nächsten Jahr. Das ist sechs Wochen ein Ausnahmezustand. Ich komme nicht 'mal mehr dazu, dass ich meine Pferde besuche. Ich schau immer, dass ich sie wenigstens vor dem Spiel im Amtsgerichtshof streicheln kann . . .

Auf was freut Ihr Euch in den kommenden Tagen am meisten ?
Michael: Auf das Kinderfest. Mit Tobias und Sophia haben wir ein sehr gutes Verhältnis. Beiden wünschen wir auch alles Gute.
Sandra: Auch der Kindernachmittag am Mittwoch wird sicherlich schön. Dem Kinderfestspiel wünschen wir gut' Spiel und gut' Stich !

Denkt Ihr auch manchmal daran, wie sie sein wird, die letzte Minute auf der Bühne Sonntagnacht ?
Michael: Das wird ganz hart, schätz' ich. Wir haben ein halbes Jahr lang unser Leben auf diese Aufgabe ausgerichtet.
Sandra: Am vergangenen Sonntagabend stand ich nach dem Spiel hinter der Bühne und dachte mir: In einer Woche ist es soweit, dann ist alles vorbei. Ich bin gespannt, wie das werden wird am kommenden Sonntag so gegen 22.30 Uhr. Aber bisher bereue ich es keine Sekunde. So sehr ich mir ab und zu zu Hause Gedanken gemacht hatte, als mir Zweifel gekommen waren, ob ich das schaffen werde, aber umso schöner ist es nun.

Wie schauen die Tage nach dem Drachenstich aus ? Ist Urlaub angesagt ?
Michael: Wir fahren danach ein paar Tage an den Tegernsee, einfach, um etwas runterzukommen von dem Ganzen . . .
Sandra: Ich freue mich auch darauf, dass wir wirklich 'mal wieder zu zweit sein können, ohne dass jemand um uns herum ist. Ja, darauf freue ich mich.