Die Schüler des Enrichment-Programms am Ludwigsgymnasium Straubing sprechen mit dem Gerichtsmediziner und Bestsellerautor Michael Tsokos im Schülerinterview.
Blutig, aber spannend: So beschreibt Michael Tsokos seinen Beruf. Der 54-Jährige ist nicht nur der bekannteste Rechtsmediziner Deutschlands, sondern auch Bestsellerautor. Außerdem hat er einen erfolgreichen Podcast und engagiert sich in vielen Bereichen. Die Schüler des Enrichment-Programms am Ludwigsgymnasium Straubing hatten die Gelegenheit, ein Interview mit ihm zu führen.
Herr Tsokos, was fasziniert die Menschen so am Tod und an Ihrem Beruf?
Michael Tsokos: Es gibt in Deutschland ungefähr 220 bis 250 Rechtsmedizinerinnen und Rechtsmediziner. Das heißt: Es ist relativ selten, dass man so jemanden kennenlernt. Wir Rechtsmediziner beschäftigen uns mit dem Tod, aber nicht wie ein Bestatter. Denn wir schneiden die Leichen tatsächlich auf, klären die Todesursache und rekonstruieren. Das ist für viele natürlich auch faszinierend. Denn viele können sich nicht vorstellen, dass man die Gerüche und Anblicke aushalten kann.
Haben Sie über die Jahre ein Gespür für Leichen und deren Geruch entwickelt?
Der Geruch ist unverwechselbar. Es riecht echt nicht gut, es riecht stechend, nicht süßlich, aber so in die Richtung und unangenehm. Wenn man weiß, wie das riecht, erkennt man das immer wieder. Das geht mir mit Gerüchen aus meiner Kindheit genauso. Wir haben einfach ein Geruchsgedächtnis in uns drin.
Geht das anderen Kollegen auch so oder haben nur Sie eine gute Nase?
Das wird wahrscheinlich den meisten so gehen. Ich kann zum Beispiel auch gut Alkohol riechen. Wenn ich in den Sektionssaal komme und einer von den Verstorbenen stark alkoholisiert war, das rieche ich sofort. Ich denke, dass ich eine gute Nase habe, aber das ist nichts Besonderes. Die meisten, die hier arbeiten, werden das auch haben.
Sie arbeiten an der Charité in Berlin. Wie viele Obduktionen führen Sie am Tag durch?
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