Interview

BMW bietet neue Arbeitsformen und Berufsbilder


Optimal vorbereitet auf die Zukunft: Die Azubis am BMW Group Standort Dingolfing.

Optimal vorbereitet auf die Zukunft: Die Azubis am BMW Group Standort Dingolfing.

Von Redaktion idowa

Die neue BMW-Ausbildungsleiterin Dr. Andrea Crestan im Interview.

Frau Dr. Crestan, Sie leiten seit einem guten Vierteljahr die Ausbildung im BMW Group Werk Dingolfing. Mit welchen Begriffen würden Sie Ihre neue Wirkungsstätte beschreiben?

Andrea Crestan: Zukunftsorientiert, spannend, strategisch sehr wichtig. Wobei mir da natürlich noch einiges mehr einfällt: Vielseitig, modern, cool und auf hohem Niveau zum Beispiel. Nicht zu vergessen: Die Dingolfinger Ausbildung ist enorm breit aufgestellt und hat für Schulabsolventen aller Bereiche attraktive Angebote - durch ein flexibles Berufsportfolio und Bildungskooperationen wie beispielsweise duale Studiengänge. Eine Ausbildung bei BMW in Dingolfing zu machen ist definitiv eine kluge Wahl - verbunden mit viel Potenzial, Perspektive und Spaß.

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Eigenverantwortlich brachte eine Gruppe Auszubildender einen Transportroboter zur Serienreife.

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Seit Juni 2019 leitet Dr. Andrea Crestan die Berufsausbildung des BMW Group Werks Dingolfing.

Sie kommen aus dem Bereich Logistik. Was finden Sie an Ihrem neuen Aufgabengebiet besonders spannend?

Die Arbeit mit jungen Menschen ist das Interessanteste für mich - gerade wenn es darum geht, die Zukunft eines ganzen Produktionsstandorts mitzugestalten: Rund 300 Fach- und Nachwuchskräfte schließen jedes Jahr ihre Ausbildung im BMW Group Werk Dingolfing ab, die meisten von Ihnen sind anschließend in den unterschiedlichsten Technologien am Standort eingesetzt. Somit leisten wir - sozusagen als Kompetenz-Schmiede im eigenen Haus - einen wichtigen Beitrag für die Zukunftsfähigkeit des gesamten Dingolfinger Werks.

Haben Sie sich ein bestimmtes Ziel gesteckt, das Sie mit und für die Dingolfinger Ausbildung erreichen möchten?

Mein Anspruch ist, die besten Nachwuchskräfte für die Arbeitswelt von morgen auszubilden. Wir stellen in der Berufsausbildung daher die Weichen noch stärker Richtung Zukunft - beispielsweise durch die Einführung neuer Arbeits- und Lehrformate. Die Auszubildenden können sich mit viel Freiheit zu verantwortungsvoll handelnden und entscheidungsfähigen Persönlichkeiten entwickeln. Freude und Leidenschaft am Mitgestalten dürfen dabei natürlich nicht fehlen: Kein Tag im Leben eines BMW Azubis gleicht dem anderen, man lernt stetig Neues kennen. Das gilt übrigens auch für mich.

Die jungen Menschen werden also angeleitet, bewusst über den eigenen Tellerrand blicken?

Ja, unbedingt! Dank unseres Ausbildungskonzepts "TaLEnt" können die jungen Menschen während ihrer Ausbildung sogar in andere Berufe hinein schnuppern und sich in Arbeitsgemeinschaften engagieren. Um nur ein Beispiel von vielen zu nennen: Wer Interesse am Fotografieren und Filmedrehen hat, kann sich im Video- und Foto-Team engagieren. Die Gruppe dokumentiert in Film und Bild ihre Ausbildung und erstellt auch Lehrfilme, etwa zum Thema Arbeitssicherheit.

Zurück zum Thema Zukunftsorientierung. Der Wandel in der Mobilitätsbranche schreitet immer weiter voran. Wie werden die BMW Auszubildenden konkret darauf vorbereitet?

Mit der Digitalisierung und dem Wandel der Mobilitätsbranche verändern sich die Arbeits- und Fertigungsprozesse in der Automobilindustrie. Gerade auch in Dingolfing - Stichwort BMW iNEXT: Ab 2021 wird der neueste Innovationsträger der BMW Group hier vom Band laufen. In der Berufsausbildung am BMW Group Standort Dingolfing stehen daher Zukunftsthemen wie die Qualifizierung für elektrifizierte Antriebe, die Vermittlung von digitalem Know-how oder die Zusammenarbeit von Mensch und Roboter auf dem Lehrplan. Zudem kommen ganz neue Arbeitsformen, Projektarbeit in autonomen Teams und digitale Lernformate zum Einsatz, die sich am realen Arbeitsleben orientieren.

Welche neuen Formate sind das genau?

AC: Wir arbeiten beispielsweise mit sogenannten agilen Arbeitsmethoden: Im Rahmen verschiedener Projekte bilden die Auszubildenden autonome, selbstorganisierte Teams. Dort entwickeln sie neue Ideen, fällen selbständig Entscheidungen und finden eigene Lösungen. So restaurieren die Azubis zum Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker derzeit zusammen mit Fahrzeuglackierern und Fahrzeuginnenausstattern einen Oldtimer: ein Glas 1700 GT Cabrio aus dem Jahr 1965 für die Fahrzeugsammlung der BMW Group Classic in München. Viele unserer Projektteams beschäftigen sich auch mit dem Schaffen neuer Lehrinhalte.

Die Auszubildenden ertüchtigen sozusagen ihre Azubi-Kollegen?

Ganz genau. Die Auszubildenden eignen sich während der Projektarbeiten fachliches Know-how an und erstellten dann Lehrmaterial für Kurse oder sogar ganze Anlagen in der Lehrwerkstatt für nachfolgende Azubigenerationen. Auch in die Weiterentwicklung der Berufsausbildung werden die Auszubildenden zunehmend mehr eingebunden. Je nach Aufgabe arbeiten wechselnd zusammengesetzte Teams aus Ausbildern, Azubis und Fachkräften aus den Technologien kontinuierlich an Verbesserungen.

Welche Rolle kommt dabei den Ausbildern zu?

Mit dieser neuen Art zu lernen und zu arbeiten wandelt sich natürlich deren Rolle: Der Meister wird zum Coach, der den Arbeits- und Lernprozess unterstützt und lenkt. Bei aller Eigenverantwortlichkeit haben die Ausbilder den Entwicklungsprozess in den Azubi-Teams aber selbstverständlich jederzeit im Blick und stehen den jungen Menschen mit Rat und Tat zur Seite. Zudem können die Auszubildenden auch auf die Expertise von Kollegen aus den Fachabteilungen zurückgreifen.

Wie eng arbeitet die Ausbildung mit den Fachabteilungen der Fahrzeugfertigung zusammen?

Die Zusammenarbeit mit den Technologien am Standort Dingolfing ist sehr eng - dort werden unsere Nachwuchskräfte später ja vorrangig tätig sein. Ein Projekt, auf das wir sehr stolz sind: Gemeinsam mit Mitarbeitern der Instandhaltungswerkstatt in der Logistik haben mehrere Auszubildende einen so genannten Smart Transport Roboter (STR) bis zur Serienreife weiterentwickelt und aufgebaut. Ein externer Partner hat nun die Produktion von rund 600 dieser autonomen Transportroboter für das gesamte Produktionsnetzwerk der BMW Group übernommen.

Was raten Sie einem jungen Menschen, der sich für eine Ausbildung am BMW Group Standort Dingolfing bewerben möchte?

Wer 2020 die Schule abschließt, Leidenschaft für Technik und Autos besitzt und Teil des Netzwerks von über 850 Nachwuchskräften in einer enorm spannenden Umgebung sein möchte, der kann sich noch bis zum 30. September um einen Ausbildungsplatz im BMW Group Werk Dingolfing bewerben. 15 verschiedene Berufe vom Elektroniker für Automatisierungstechnik bis zum Zerspanungsmechaniker stehen zur Auswahl.

Ganz neu: Ab 2020 wird es auch die Ausbildung zum Mechatroniker geben - ein gerade im Zeitalter der Digitalisierung zukunftsträchtiger Mix aus Elektroniker und Industriemechaniker. Für die seit letztem Jahr angebotenen Verbundstudiengänge gilt der Bewerbungszeitraum von 1. bis 22. Oktober 2019 - und angehende Abiturienten können sich ab 01. Oktober 2019 für die dualen Studiengänge bewerben. Egal für welchen Weg sich die Schulabgänger entscheiden: Es ist wichtig, in Bewegung zu bleiben. Denn Mobilität beginnt im Kopf.