Innenminister Herrmann: "Das ist unverschämt"

Unglaublich! Schaulustige strömen ins Katastrophengebiet


Bayerns Innenminister Joachim Herrmann zeigte sich entsetzt darüber, dass Schaulustige im Hochwassergebiet in Niederbayern die Einsätze der Helfer behindern.

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann zeigte sich entsetzt darüber, dass Schaulustige im Hochwassergebiet in Niederbayern die Einsätze der Helfer behindern.

Als hätte es die Menschen im Landkreis Rottal-Inn in den vergangenen Tagen nicht schon schlimm genug erwischt: Jetzt pilgern auch noch die ersten Gaffer ins Katastrophengebiet, um sich selbst ein Bild von dem Ausmaß der Flut zu machen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann ist entsetzt.

Zuallererst dankte Herrmann jedoch den vielen Helfern vor Ort, die sich unermüdlich Tag und Nacht gegen die Wassermassen stemmen und den Menschen in Not helfen. "Es ist immens, was unsere Einsatzkräfte hier geleistet haben. Ich bin stolz darauf, dass unser Hilfeleistungssystem in Notsituationen so gut funktioniert", so Herrmann.

Innbrücke bei Simbach wegen Gaffern gesperrt

Dann äußerte sich der Innenminister aber auch zur Schattenseite. Unglaublich, aber wahr: Offenbar fahren einige Gaffer bewusst in das Katastrophengebiet im Landkreis Rottal-Inn. Nicht etwa, um auch mit anzupacken, sondern, um zuzusehen. Als ob das nicht schon traurig genug wäre, behindern diese Schaulustigen auch noch die Helfer vor Ort. In Simbach am Inn musste wegen der Gaffer sogar die Innbrücke aus Braunau in Richtung Simbach am Inn für Fußgänger gesperrt werden, nachdem dort eine größere Gruppe Schaulustiger den Einsatzkräften sogar noch zusätzliche Probleme bereitete.

"Sich an menschlichen Katastrophen ergötzen und dabei Menschen im Weg stehen, die anderen Menschen in der Not helfen wollen, ist alles andere als lustig. Das gehört sich einfach nicht. Es ist schlichtweg unverschämt", fand Joachim Herrmann deutliche Worte. Der Innenminister appellierte daher eindringlich an alle Bürger, nicht unnötig in das Hochwassergebiet zu fahren, Rettungsgassen freizuhalten und die Rettungskräfte nicht im Einsatz zu behindern. Weiter betonte er, dass alle Gaffer, die am Straßenrand gestanden hätten und den Helfern nur zugesehen hätten, sich doch besser überlegen sollten, sich ehrenamtlich zu engagieren. "Helfen statt gaffen - das ist das, was wir in Notsituationen brauchen".

Verbotsschilder werden einfach aus dem Weg geräumt

Ein Appell an die Vernunft, der allerdings allzu viele Menschen offenbar so gar nicht interessiert. "Auf Feuerwehr oder THW hören diese Schaulustigen erst gar nicht. Da müssen dann erst Polizisten hin, um Platzverweise zu erteilen", berichtet Polizeisprecher Michael Emmer gegenüber idowa. Es sei einfach "unglaublich ärgerlich, dass man zusätzlich noch an so einer völlig überflüssigen Front" kämpfen müsse. Die Gaffer-Problematik im Hochwassergebiet nahm erst im Laufe des Donnerstags immer drastischere Züge an. "Da werden Verbotsschilder einfach aus dem Weg geräumt und dann wird in überflutete Straßen gefahren. Von Leuten, die da nicht mal wohnen! Und dann wird noch in die Fenster der Häuser gestarrt, wie hoch das Wasser schon drinsteht. Wir hatten schon Fälle, wo diejenigen mit ihrem Auto steckengeblieben sind und dann bei uns anrufen, um einen Unfall zu melden", zeigt sich Emmer fassungslos und schickt hinterher: "Die sollen sich lieber eine Schaufel in die Hand nehmen und mit uns den Schlamm wegschaufeln!"