Home Office Day

Mein Schreibtisch, mein Arbeitstag


Klare Regeln sorgen dafür, dass Home-Office dem Arbeitsnehmer Vorteile bringt. (Symbolfoto)

Klare Regeln sorgen dafür, dass Home-Office dem Arbeitsnehmer Vorteile bringt. (Symbolfoto)

Es gibt viele Gründe, die für eine Beschäftigung im Home-Office sprechen. Beispielsweise kann die Arbeit flexibel eingeteilt werden, zudem entfällt die Fahrt zum Arbeitsplatz inklusive der Parkplatzsuche. Damit die Arbeit vom heimischen Schreibtisch aus zum Erfolgsmodell wird, sollten allerdings gewissse Voraussetzungen gegeben sein.

Dass die Nachfrage nach Home-Office-Arbeitsplätzen da ist, lässt sich durch eine Vielzahl von Studien belegen. So hat etwa das Meinungsforschungsinstitut Forsa in einer Umfrage unter 2.410 erwachsenen Deutschen 2018 ermittelt, dass sich rund zwei Drittel flexiblere Arbeitszeiten oder die Möglichkeit, von Zuhause aus zu arbeiten, wünschen. Weiter denken vier von fünf Befragten, dass die schwierige Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die niedrige Geburtenrate in der Bundesrepublik ursächlich ist. Mehr Home Office also gleich mehr Kinder? So einfach ist es natürlich nicht. Und überhaupt: Ist Home-Office uneingeschränkt für jeden zu empfehlen? Ist es gar die Arbeitsform der Zukunft?

Einfach und pauschal lassen sich diese Fragen nicht beantworten. In den eigenen vier Arbeitswänden können Probleme warten, die oftmals übersehen werden. Stellt sich die Frage nach der Arbeit von Zuhause aus, kann es als erster Schritt im Entscheidungsprozess sinnvoll sein, die eigene Arbeitshaltung kritisch zu hinterfragen. So sind etwa Workaholics gefährdet, sich bei der Arbeit in den eigenen vier Wänden zu viel abzuverlangen und 24 Stunden im Einsatz zu sein - ein Zustand, der gesundheitlich wie arbeitsrechtlich untragbar ist. Laut einer Untersuchung der Hans Böckler Stiftung sind besonders Männer gefährdet, es im Home-Office zu übertreiben. Aber nicht nur für Workaholics ist die Arbeitsform möglicherweise nicht die richtige. Wer sich etwa leicht ablenken lässt oder Schwierigkeiten mit Konzentration oder Motivation hat, der sollte sich ebenso überlegen, ob der Weg ins eigene Büro zum berufsmäßigen Ziel führt.

Der Arbeitgeber steht im Flur

Wie ist es nun mit den gesetzlichen Regelungen in Zusammenhang mit einer Beschäftigung im Home Office bestellt? Die Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik betont in ihrem September-Magazin, dass auch bei Home-Office natürlich das Arbeitszeitgesetz gilt. So sind die Regeln für Pausen, Höchstarbeitszeit und Mindestruhezeiten sowie Sonn- und Feiertage auf jeden Mitarbeiter anzuwenden, egal wo er arbeitet.

Ein Arbeitsvertrag ist ebenso auch für Home-Office-Bedienstete vorzusehen. In diesem spezifischen Kontext folgen aus der Beschäftigung allerdings Rechte und Pflichten, auf die die wenigsten Arbeitskräfte kommen. Jennifer Reckow vom Bundesverband Deutscher Unternehmensberater hat dazu in einem Interview mit der Deutschen Presseagentur ein Beispiel angeführt: "Das bedeutet, der Arbeitgeber hat das Recht und die Pflicht, in das Haus des Arbeitnehmers zu gehen und die Einhaltung der Regelungen auf ihre Wirksamkeit zu prüfen und falls es erforderlich ist, sie anzupassen." Wie häufig der Arbeitgeber dann tatsächlich auf der heimischen Matte steht und sich vor Ort nach dem Rechten erkundigt, das steht wiederum auf einem anderen Blatt.

Wenn das Büro in der eigenen Wohnung zur Arbeitsstelle wird, dann müssen selbstverständlich auch aus versicherungstechnischen Gründen alle Vorschriften des Arbeitsschutzes und des Datenschutzes erfüllt sein. Dies sollten sich Chefs und Mitarbeiter vor Augen führen, bevor ein Home-Office-Platz eingerichtet wird. Und dann wäre da noch das leidige Thema Abgrenzung zwischen Berufs- und Privatleben. Wer hier Probleme hat, der kann versuchen, mit einigen einfachen Tipps und Tricks für Abhilfe zu sorgen.

Tipps zum Abschalten

Die Leiterin der Untersuchung der Böckler-Stiftung, Yvonne Lott, gibt im Rahmen der Studie Tipps, wie sich eine klare Trennung zwischen Arbeitswelt und Freizeit realisieren lässt. Einfach und trotzdem wirkungsvoll ist es demnach, die Kleidung zu wechseln, wenn die Tätigkeit für den Tag beendet ist. Dies schafft einen gefühlten Abschluss des Arbeitstages. Wichtig kann es auch sein, dass der Arbeitsbereich nicht in den Blick fällt, wenn man Freizeit hat. Lott rät zudem zu einem Ritual nach getaner Arbeit. Das kann etwa regelmäßiger Sport sein oder einfach die tägliche Einkaufstour, beispielsweise die Besorgung von Lebensmitteln fürs Abendessen.

Neben der Trennung der Lebensbereiche ist es aber auch wichtig, Kontakt zu halten - und zwar zu dem Unternehmen, für das man tätig ist. Durch regelmäßige Besuche in den Räumen des Arbeitgebers pflegt man den Kontakt zu Vorgesetzten und Kollegen. Solche Termine können unter anderem dazu genutzt werden, um die eigene Leistung zu besprechen. So sorgt man für Transparenz im Hinblick auf das eigene Arbeitspensum und den jeweiligen Stand eines Projektes. Um die Kontakte zum eigenen Arbeitgeber zu pflegen, empfehlen sich daneben auch Firmen-Events oder Stammtische.

Yvonne Lott betont zudem die Notwendigkeit, sich Grenzen bewusst zu machen - auf Seiten der Arbeitnehmer und der Arbeitgeber. Ständig erreichbar sein zu müssen, regelmäßig E-Mails am späten Abend oder am Wochenende zu bearbeiten, das kann sehr belastend sein und zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen. Es gilt in diesem Zusammenhang, gemeinschaftlich Regelungen zu finden, die den betrieblichen Notwendigkeiten, den Belastungsgrenzen des Einzelnen und den arbeitsrechtlichen Bestimmungen Rechnung tragen.