Hohes Angebot

Ölpreis: Beste Zeit zum Tanken?


Der Öltank eines Einfamilienhauses wird über einen Außenanschluss betankt. Die Preise für Energie sind derzeit sehr niedrig. (Symbolbild)

Der Öltank eines Einfamilienhauses wird über einen Außenanschluss betankt. Die Preise für Energie sind derzeit sehr niedrig. (Symbolbild)

Der Ölpreis ist so niedrig wie selten. Soll man jetzt also Öl bestellen, oder lohnt es sich, noch zu warten?

Der freie Fall - anders lässt sich die vergangene Woche im Hinblick auf die Ölpreise beschreiben. Am Montag war der Preis eines mittlerweile ausgelaufenen Terminkontrakts auf US-Öl sogar unter die Nulllinie gefallen - also Geld zahlen, damit man es abgeben darf. Es war das erste Mal überhaupt, dass so etwas passiert ist.

Zum Wochenende setzte dann eine leichte Erholung ein und die Preise zogen wieder an. Das ändert jedoch nichts an dem extrem niedrigen Niveau.

"Aktuell spielen beim Ölpreis zwei Faktoren eine Rolle: Zum einen der weltweit erhebliche Nachfragerückgang durch die Coronakrise, zum anderen das sehr hohe Ölangebot, trotz der von der OPEC und anderen Ölförderländern für Mai beschlossenen Produktionskürzung", sagt Alexander von Gersdorff, Leiter Kommunikation beim Mineralölwirtschaftsverband. Beides führt dazu, dass die Öllager überquellen. Laut Angaben der Deutschen Presseagentur sollen Schiffe allein vor der US-Westküste 20 Millionen Barrel Rohöl bunkern.

Matthias Bauer von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg verweist auf einen politischen Grund für die Preissituation: "Der Hauptgrund derzeit ist ein Machtkampf zwischen Saudi-Arabien und Russland. Die Saudis möchten die Fördermengen beschränken, Russland nicht. Der Hintergrund ist, dass durch niedrige Preise der starke amerikanische Förderanteil zurückgedrängt werden soll. Auch die kurzfristige Einigung zwischen den Kontrahenten hat zur keiner Marktberuhigung geführt."

Entspannte Fahrt zur Tankstelle

An den Zapfsäulen sieht es für die Kunden derzeit gut aus. An den Tankstellen würden die günstigsten Preise seit Jahren aufgerufen, sagt Bauer. Der Spielraum nach unten sei jedoch nicht beliebig groß: "Was man sehen muss, ist der Umstand, dass mehr als die Hälfte des Benzinpreises aus Steuern und Umlagen besteht. Für Normalbenzin liegt die Preisuntergrenze bei rund 80 Cent."

Alexander von Gersdorff führt die konkrete Preisentwicklung seit Jahresbeginn vor Augen: "Am 1. Januar lag der Benzinpreis bei 1,43 Euro je Liter für Benzin (E10) und 1,32 Euro für Diesel, am Montag waren es nur noch 1,16 Euro beziehungsweise 1,08 Euro."

Trotz der aktuell günstigen Preise besteht bei Verbrauchern allerdings der Eindruck, dass Preissenkungen am Ölmarkt nicht direkt an den Endkunden weitergegeben werden. Matthias Bauer sagt, dass er ähnliche Beobachtungen gemacht habe: "Erhöhungen der Preise an den Märkten werden schnell in den Benzin- und Heizölpreisen aufgenommen, läuft es in die andere Richtung, verläuft der Prozess deutlich langsamer." Dagegen führt von Gersdorff an, dass mehrere Faktoren bei den Kraftstoffpreisen zu bedenken seien: "der Euro-Dollar-Kurs, die fixen Energiesteuern auf Benzin und Diesel, der Raffineriepreis, die Mehrwertsteuer. Daher sinken die Tankstellenpreise nie so schnell wie der Ölpreis."

Heizöltanks jetzt voll machen?

Die konkreten Heizölpreise stellen teils ein ähnliches Mysterium dar, wie die Mechanismen, die letztlich hinter der konkreten Preisfindung an der Zapfsäule stehen. So sind beispielsweise erhebliche Preisunterschiede in unterschiedlichen Regionen gegeben. Woran liegt das? Die Preisdifferenzen zwischen den nördlichen und südlichen Bundesländern gebe es schon immer, sie seien langen Transportwegen und regionalen Problemen geschuldet. So sind im Südwesten Deutschlands laut Bauer die Preise derzeit aufgrund regionaler Verknappungen überdurchschnittlich hoch.

Unbestreitbar ist, dass das Niveau der Heizölpreise derzeit für Verbraucher sehr attraktiv scheint. So weist das Heizölchart von idowa.de für den 24. April einen Preis von 51,19 Euro pro 100 Liter aus. Im Zehn-Jahres-Verlauf ist nur für das Jahr 2016 ein noch tieferer Wert verzeichnet - damals waren es gut 38 Euro.

Also nix wie bestellen? Laut von Gersdorff ist der Bestellzeitpunkt gut: "Allerdings müssen Käufer derzeit mit mehrwöchigen Lieferfristen rechnen. Den Preis können sie sich natürlich jetzt schon sichern."

Bauer betont ebenfalls, dass der Heizölpreis schon jetzt sehr niedrig sei im Vergleich zu den Vorjahren. Die momentane Nachfrage sei allerdings enorm - ein Grund weshalb die Preise noch auf dem gegenwärtigen Niveau seien. "Wir können nur anraten, den Markt zu beobachten, verschiedene Anbieter zu kontaktieren sowie Preise zu vergleichen. Sofern Ihre Tanks noch gut gefüllt sind, dürfte es sich lohnen, noch abzuwarten. Im Frühling und Sommer gehen die Ölpreise in der Regel nochmals leicht zurück."

Ob er selbst jetzt tanken würde? Matthias Bauer winkt ab. Er habe sich vom Heizöl verabschiedet, unter anderem wegen der Preisschwankungen. "Hinzu kommt ab 2021 die Belastung durch eine CO2-Abgabe. Außerdem hat die Bundesregierung im Hinblick auf die Klimaproblematik aktuell erhebliche Zuschüsse von bis zu 45 Prozent für einen Wechsel in erneuerbare Energien versprochen."