Hier wird noch gespielt

Die letzte Liga Europas: Weißrussland startet Saison


Der ehemalige Barcelona-Akteur Aleksandr Hleb (hier im Trikot von BATE Borisov) kritisierte den Saisonstart der weißrussischen Vysheyshaya Liha.

Der ehemalige Barcelona-Akteur Aleksandr Hleb (hier im Trikot von BATE Borisov) kritisierte den Saisonstart der weißrussischen Vysheyshaya Liha.

Auf dem Fußball-Kontinent Europa blicken die Fans derzeit in verwaiste Stadien. Mittlerweile halten die meisten Ligaverbände selbst die Durchführung von Geisterspielen für unverantwortlich, zudem befinden sich zahlreiche Profiteams in Quarantäne und dürften ohnehin nicht antreten. Ein vollkommen anderes Bild zeigt sich dieser Tage in Weißrussland.

Die weißrussische "Vysheyshaya Liha" ist normalerweise nicht unbedingt das Fußballpflaster, von dem europaweite Schlagzeilen ausgehen. In diesen Zeiten kommen aber aufsehenerregende Meldungen aus der Republik Belarus. Während in den Fußballtempeln Europas, egal ob in Liverpool, Dortmund, Turin oder Barcelona, der Ball wohl noch wochen- oder gar monatelang ruhen wird, starteten die Teams aus Borisov, Brest und Minsk vor gefüllten Rängen am vergangenen Wochenende in die neue Spielzeit.

Leo Messi zu Shakhtjor Soligorsk?

Die Entscheidung sorgte wenigstens im Ausland bei vielen Experten für Kopfschütteln. So äußerte sich etwa der Ex-Stuttgarter und Ex-Wolfsburger Aleksandr Hleb zur umstrittenen Durchführung des Saisonbeginns in seinem Heimatland. Das fußballerische Aushängeschild des osteuropäischen Staates hat seine Karriere in der Heimat ausklingen lassen. Gegenüber der britischen Zeitung "The Sun" kritisierte er das Vorgehen der weißrussischen Regierung. "Es ist, als wenn sich niemand darum kümmert", wird Hleb von der Boulevardzeitung zitiert. "Jeder weiß, was in Spanien und Italien passiert. Das sieht nicht gut aus. Aber in unseren Land glaubt die Präsidenten-Bürokratie, dass es nicht so schlimm ist." Er bleibe mit seiner Familie zu Hause, aber wenn er "raus gehe, sind die Straßen und Restaurants immer noch voll".

Hleb merkte sarkastisch an, dass die "Vysheyshaya Liha" nun ja über erhöhte mediale Aufmerksamkeit verfüge - und lud die Weltstars Cristiano Ronaldo und Lionel Messi dazu ein, ihre Karriere dort fortzusetzen.

Angaben der Regierung von Belarus zufolge, gibt es dort derzeit gerade einmal 76 bestätigte Fälle (Stand: 23.03.2020). Internationale Beobachter vermuten im autoritär geprägten Land allerdings eine signifikante Dunkelziffer. Staatspräsident Lukaschenko warf den anderen Staaten Europas im Bezug auf das Coronavirus sogar "Panikmache" vor und bekräftigte damit das sorglose Umgehen der Regierung mit dem Erreger.

Ob und wie lange der Fußball in Weißrussland noch regulär durchgeführt wird und ob Klubs wie Dinamo Brest oder BATE Borisov durch ihr Alleinstellungsmerkmal europaweit Anhänger finden, bleibt abzuwarten. Spätestens wenn Cristiano Ronaldo der ironischen Einladung Hlebs folgt und im Trikot von Isloch Minskiy Rayon aufläuft, dürften all diese Fragen beantwortet sein.