13. Teilnehmer

Buhrufe für Söder bei Heizgesetz-Demo in Erding


Bayerns Ministerpräsident Markus Söder nutzt eine Kundgebung im bayerischen Erding für Attacken auf die Regierung.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder nutzt eine Kundgebung im bayerischen Erding für Attacken auf die Regierung.

Von Redaktion idowa und Maximilian Neumair

Viele Tausend Menschen lassen sie sich nicht entgehen: Vier Monate vor der Landtagswahl machen Markus Söder und Hubert Aiwanger auf einer Kundgebung Front gegen die Grünen. In einer teils hitzigen Stimmung gibt es für einen aber selbst Pfiffe und Buh-Rufe.

Rund 13.000 Menschen haben laut Polizei am Samstag in Erding bei München gegen das von der Bundesregierung geplante Heizungsgesetz demonstriert. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und sein Vize Hubert Aiwanger (Freie Wähler) nutzten die Kundgebung jeweils zu teils heftigen Attacken auf die Ampel-Parteien, insbesondere die Grünen. Am 8. Oktober ist in Bayern Landtagswahl. Unter den Teilnehmern der Kundgebung waren offenkundig auch einige AfD-Sympathisanten. Auf Plakaten wurden insbesondere die Grünen teils heftig verunglimpft. SPD und Grüne warfen Söder und Aiwanger "destruktiven Populismus" und Stimmenfischen "am rechten Rand" vor. Man sage Ja zum Klimaschutz, "aber Nein zu diesem Heizungsgesetz", sagte Söder.

Klimaschutz sei wichtig, aber er müsse gemeinsam mit den Bürgern vorangetrieben werden, nicht mit einer "Brachialkur" wie von den Grünen. Beim Heizungstausch brauche es deutlich längere Fristen, forderte er, und alle Rentner sollten von der Pflicht befreit werden. Der CSU-Chef attackierte mehrfach insbesondere die Grünen, er wandte sich strikt gegen eine vermeintlich "zwanghafte Veganisierung" und "zwanghaftes Gendern": "Die Grünen haben die Philosophie, zu verbieten und umzuerziehen. Und wir wollen nicht, dass unser Land den ganzen Tag von einigen wenigen grünen Funktionären umerzogen wird." Söder wurde allerdings zu Beginn seiner Rede selber heftig ausgebuht, offenkundig unter anderem von AfD-Sympathisanten, von denen er sich dann scharf abgrenzte und dafür wiederum ausgepfiffen wurde.

Verbaler Rundumschlag von Aiwanger

"Die bürgerliche Mitte hat nichts mit AfD, hat nichts mit Anti-Demokraten zu tun", rief er. Die Kabarettistin Monika Gruber, die die Kundgebung mitorganisiert und offenbar maßgeblich für den großen Zulauf gesorgt hatte, musste zu Beginn mehrfach um Ruhe bitten. Die AfD war am Rande des Volksfestplatzes auch mit einer eigenen Kundgebung vertreten. Söders Vize, Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler), wurde bei seiner Rede von dem betreffenden Teil des Publikums nicht gestört. Er holte in seiner Rede zum verbalen Rundumschlag aus, gegen die Grünen, gegen die Ampel insgesamt, aber auch gegen die Medien, die seiner Meinung nach nicht "an der Seite der normalen Bevölkerung" stünden. Wenn die Regierung einen Funken Anstand hätte, würde sie zurücktreten, sagte der Freie-Wähler-Chef. Er sprach von "Berliner Chaoten", die das Land spalten wollten. "Jetzt ist der Punkt erreicht, wo endlich die schweigende große Mehrheit dieses Landes sich die Demokratie wieder zurückholen muss und denen in Berlin sagen: Ihr habt's wohl den Arsch offen da oben", rief Aiwanger.

FDP-Landeschef Martin Hagen wagte sich als Vertreter der Ampel-Parteien auf die Bühne. Er sagte zu dem bisherigen Entwurf für das Heizungsgesetz: "Das ist Murks, das ist Mist, das ist nicht praxistauglich." Deshalb werde die FDP für nötige Korrekturen sorgen. Die Bundesregierung will mit dem Gebäudeenergiegesetz schon nächstes Jahr endgültig den Abschied von Öl- und Gasheizungen einläuten. Nach dem Gesetzentwurf der Ampel soll von 2024 an möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Staatliche Förderung soll den Umstieg sozial abfedern, außerdem soll es Übergangsfristen und Härtefallregelungen geben.

Kritik von Klimaaktivisten

"Die Wärmewende ist ein zentraler Baustein für den Klimaschutz. Deutschland hält seine Versprechen aus dem Pariser Klimaabkommen momentan nicht ein. Darum ist es unumgänglich, dass wir so schnell wie möglich klimaschädliches Heizen beenden", heißt es hingegen von Vertretern der Organisation Fridays For Future am Sonntag in einer Pressemitteilung.

Man rufe alle demokratischen Pateien dazu auf, sich an internationale Klimaschutzvereinbarungen zu halten. "Es ist Aufgabe Söders und jeder demokratischen Partei, Mehrheiten für Klimaschutz zu organisieren, statt mit Hass und Hetze gegen Klimapolitik unsere Zukunft zu zerstören."

Umstrittenes Gesetz

Das Heizungsgesetz ist innerhalb der Koalition aber nach wie vor umstritten. Die FDP fordert noch grundsätzliche Nachbesserungen an dem vom Bundeskabinett bereits beschlossenen Gesetzentwurf. Kanzler Olaf Scholz (SPD) rechnet nach Worten von Regierungssprecher Steffen Hebestreit vom Freitag aber mit einer schnellen Lösung und mit der Einbringung des Gesetzes in den Bundestag in der kommenden Woche. Grüne und SPD in Bayern kritisierten insbesondere die Teilnahme Söders an der Kundgebung scharf. "Keine eigenen Vorschläge, stattdessen Ängste schüren und erneut Stimmen am rechten Rand fischen: Das zahlt am Ende beim Original ein", warnte Grünen-Landeschef Thomas von Sarnowski auf Twitter. SPD-Chef Florian von Brunn warf Söder vor, sich mit Klimaschutz-Querdenkern gemein zu machen. Und Co-SPD-Chefin Ronja Endres forderte auf Twitter: "Eigene, echte Vorschläge bringen, statt destruktiven Populismus."