Heimsieg gegen Wehen Wiesbaden

Die Jahn-Reaktion: "Charakter zeigen und aufstehen"


Alles okay? Die Mannschaft von Mersad Selimbegovic zeigte gegen Wiesbaden die richtige Reaktion auf die Pleite in Bielefeld.

Alles okay? Die Mannschaft von Mersad Selimbegovic zeigte gegen Wiesbaden die richtige Reaktion auf die Pleite in Bielefeld.

Nach dem 0:6 in Bielefeld zeigt der SSV Jahn Regensburg die richtige Reaktion und gewinnt sein Heimspiel gegen den SV Wehen Wiesbaden.

Einmal öfter aufstehen als hinfallen. Vielen Sportlern dient dieser Spruch als Motto. Fußball-Zweitligist SSV Jahn Regensburg ist vor einer Woche ganz ordentlich gestürzt, kassierte mit dem 0:6 in Bielefeld eine historische Niederlage. Deshalb war das Spiel am Samstagnachmittag gegen den SV Wehen Wiesbaden ein ganz besonders wichtiges für die Oberpfälzer. Nicht nur, weil es gegen den Tabellen-16. ging und man den Abstand auf den Abstiegsrelegationsplatz auf elf Punkte ausbauen konnte. Sondern auch, weil es galt, eine Reaktion auf die Bielefeld-Pleite zu zeigen.

"Das sind die Spiele, die du gewinnen musst", sagte Offensivspieler Jann George deshalb nach der Partie und sprach nach dem 1:0-Heimerfolg des Jahn von "Big Points". Spielerisch war beim Jahn sicher nicht alles gut und am Ende war es ein hart erkämpfter Sieg. Das war gegen die tiefstehenden und mit Fünferkette agierenden Gäste allerdings auch nicht allzu verwunderlich. Aber die Reaktion der Mannschaft, die größtenteils so aussah wie eine Woche zuvor, stimmte. "Es war wichtig, dass wir ein anderes Gesicht gezeigt haben als zuletzt in Bielefeld", resümierte Erik Wekesser, der den entscheidenden Treffer erzielt hatte.

Selimbegovic: "Größte Aufgabe? Den Glauben nicht verlieren"

Für den Jahn ging es darum, die Niederlage von Bielefeld sauber und kritisch aufzuarbeiten, sich dadurch aber nicht klein machen zu lassen. "Den Glauben an sich nicht zu verlieren, das war heute mit die größte Aufgabe", sagte Trainer Mersad Selimbegovic. Und nachdem in der ersten Halbzeit die Gäste ein Tor erzielt hatten, das nach Videobeweis wegen Abseits wieder zurückgenommen wurde, war auch deutlich zu sehen, dass die Stabilität des Jahn noch nicht vollumfänglich zurück war. "In dieser Phase hatten wir den Faden verloren", so Aushilfs-Kapitän Andi Geipl.

Der Sieg war unter dem Strich aber nicht unverdient. Und so war auch Selimbegovic "zum großen Teil zufrieden, wie wir das heute gemacht haben." Denn für ihn war klar: "Nach so einem Spiel wie in Bielefeld war es wichtig, Charakter zu zeigen und aufzustehen." Dieses Weitermachen, auch nach Rückschlägen zeichnet den Jahn seit ein paar Jahren aus - und wurde gerade in Bielefeld vermisst. Es ist aber unabdingbar für die Regensburger.

Palacios in der Startelf

Diese Einstellung, nach Rückschlägen weiterzumachen, lässt sich auch an zwei Personalien aufzeigen. Da ist zum einen Federico Palacios. Der 24-Jährige war im Sommer aus Nürnberg zum Jahn gewechselt und war einer der Neuzugänge, mit dem die größten Hoffnungen verbunden waren. Zuletzt war Palacios allerdings außen vor. Sechs Spiele in Folge bestritt er keine einzige Minute, zwischendurch war er zweimal sogar nicht einmal im Kader. Am Samstag stand er als Ersatz für den gelbgesperrten Kapitän Marco Grüttner dann überraschend in der Startelf. "Der Grund ist nur seine Trainingsleistung", erklärte Selimbegovic. "Das war der Grund, warum er nicht im Kader war, warum er schon in Bielefeld wieder im Kader war und dieses Mal gespielt hat."

Nach 67 Minuten wurde Palacios am Samstag zwar ausgewechselt, Selimbegovic war aber durchaus zufrieden mit dem Auftritt des Offensivmanns: "Er hat richtig gut begonnen, die Durchschlagskraft hat am Ende aber ein bisschen gefehlt. Aber er hat's probiert und alles reingeworfen. Das ist der richtige Weg." Wenn einer lange nicht gespielt hat, dürfe man nicht erwarten, dass er das Spiel auf Anhieb alleine entscheidet. "Man muss ihm auch Zeit geben", so der Trainer.

Selimbegovic: "Durchgehend positive" Meinung über Jann George

Viel diskutiert wurde gerade in den sozialen Netzwerken zuletzt auch über Jann George. Selimbegovic schenkte ihm gegen Wiesbaden erneut das Vertrauen. "Ich schaue nicht ins Internet", sagte Selimbegovic. "Aber ich war auch mal Fan und verstehe das auch. Jeder guckt das aus seiner Sicht und hat seine eigene Meinung. Wir leben in einer Gesellschaft, in der wir Gott sei Dank Meinungsfreiheit haben. Jeder hat seine Meinung und ich habe auch meine Meinung über Jann", sagte Selimbegovic.

Und diese ist "durchgehend positiv", wie Selimbegovic unterstreicht: "Es ist klar, dass Jann auch viele Sachen besser machen muss. Solange er das aber versucht, ist es gut", sagte der Coach. Im Heimspiel gegen Fürth war George ein folgenschwerer Fehlpass unterlaufen, der zu einem Gegentor geführt hatte. Für Selimbegovic kein Problem. "Weil wir ein Gegentor kassiert haben, bleiben solche Szenen in Erinnerung. Aber wir hatten auch heute ein paar schlimme Ballverluste. Diese Situationen haben wir geregelt, dann vergisst sie jeder."

Ohnehin ist es Selimbegovic wichtig, dass seine Spieler Fehler machen dürfen: "Wenn du in diesem Job nachtragend bist, wenn jeder Fehler bedeutet dass du raus bist, dann probiert kein Spieler, etwas zu machen. So darf ich nicht unterwegs sein, das ist entscheidend. Wir machen alle Fehler und die Spieler dürfen auch Fehler machen. Wichtig ist, dass wir versuchen, allesamt die Fehler wiedergutzumachen." Am Samstag ist es der Mannschaft geschlossen gelungen, den "Fehler Bielefeld" wiedergutzumachen.