Heilige Drei Könige

Das sagen Bayerns Bistümer zur Rassismus-Debatte


Um diese Krippenfigur geht es: Der "Melchior" der evangelischen Münstergemeinde in Ulm. Die Gemeinde möchte ihn und die anderen beiden Königsfiguren in diesem Jahr wegen rassistischer Merkmale aus ihrer Weihnachtskrippe verbannen.

Um diese Krippenfigur geht es: Der "Melchior" der evangelischen Münstergemeinde in Ulm. Die Gemeinde möchte ihn und die anderen beiden Königsfiguren in diesem Jahr wegen rassistischer Merkmale aus ihrer Weihnachtskrippe verbannen.

Von Patrick Beckerle, Redaktion idowa und mit Material der dpa

Kann die Darstellung der Heiligen Drei Könige in Krippen rassistisch sein? Über diese Frage wird auch in Bayern kontrovers diskutiert, seit eine Kirchengemeinde aus Ulm angekündigt hat, die drei Weisen wegen rassistischer Merkmale vorerst aus ihrer Krippe verbannen zu wollen. Auch die Frage, ob Sternsinger heute noch geschminkt werden sollten, ist wieder aufgeflammt.

Auch wenn es bis Weihnachten noch eine ganze Weile hin ist: Die Debatte über die Darstellung der Heiligen Drei Könige hat bereits für Aufregung innerhalb der Kirche gesorgt. Den Stein ins Rollen gebracht hatte vergangene Woche die evangelische Münstergemeinde in Ulm. Die Gemeinde kündigte am 7. Oktober an, die Holzfiguren von Caspar, Melchior und Balthasar in diesem Jahr nicht in ihrer Weihnachtskrippe zeigen zu wollen. "Die Holzfigur des Melchior ist etwa mit seinen dicken Lippen und der unförmigen Statur aus heutiger Sicht eindeutig als rassistisch anzusehen", begründete Dekan Ernst-Wilhelm Gohl die Entscheidung. Die Gemeinde möchte damit einer möglichen Rassismus-Debatte während der Feiertage vorgreifen. Wie endgültig mit der Figur verfahren wird, ob sie etwa ersetzt oder mit einem erklärenden Kommentar versehen werden soll, das will die Gemeinde "in aller Ruhe" im neuen Jahr entscheiden.

Vorbildlich oder übertrieben? Hier gehen die Meinungen auch in Bayern auseinander. Clemens Neck, der Sprecher des Bistums Regensburg, kann die Entscheidung nicht verstehen: "Klar ist, dass die Darstellung des Königs Melchior als Mensch schwarzer Hautfarbe nichts gemein hat mit rassistischem Denken. So beraubt man mit Unterstellungen eine lange Tradition ihrer Unbefangenheit und unterwirft sie einem unangemessenen Anpassungsdruck." Der evangelische Dekan Jörg Breu, ebenfalls aus Regensburg, findet die fragliche Darstellung der Krippe in Ulm dagegen insgesamt überholt. Das Bild der drei Heiligen Könige offenbare viele Vorurteile gegenüber Menschen aus dem Orient, einer der Könige trage auch den Judenhut. "Als Kunstwerk kann die Krippe historisch eingewertet werden, man könnte die Sammlung kommentieren. Als Kuriosum wäre sie vielleicht pädagogisch sinnvoll." Aber nur Melchior herauszunehmen - das sei wenig konsequent, findet Breu.

Auch Debatte um die Sternsinger wieder aufgeflammt

Im Erzbistum München und Freising wurde die Rassismus-Thematik ebenfalls diskutiert. Hier sah man allerdings bisher keinen Handlungsbedarf: "Konkrete Maßnahmen sind uns nicht bekannt", teilt eine Sprecherin des Erzbistums auf Anfrage mit. Auch im Bistum Passau sind bislang keine Änderungen angedacht. "Gerade die Heiligen Drei Könige sind eines der frühesten Beispiele für Gemeinschaft, Universalität und Gleichheit. Die Könige und Sterndeuter sind auf Augenhöhe, ganz unabhängig von Hautfarbe und Herkunft. Es geht um die biblische Botschaft, die sie überbringen, und nicht darum wie sie aussehen", so Domdekan Dr. Hans Bauernfeind. Die Darstellung der drei Weisen müsse auch immer unter den jeweiligen zeitlichen Hintergründen gesehen werden. "Sollten diese Hintergründe jedoch bewusst diskriminierend sein, dann müssen sie aufgeklärt und entsprechend gehandelt werden", findet der Dekan.

Die Debatte beschränkt sich dabei nicht nur auf die Darstellung von Königen in Krippen: Eine vergleichbare Diskussion gibt es auch mit Blick auf die Sternsinger. Der Tenor hier: Ist es 2020 noch angemessen, Kinder dabei schwarz zu schminken? Oder handelt es sich um rassistisches "Blackfacing"? Die Träger der Aktion Dreikönigssingen - das Kindermissionswerk und der Bund der Deutschen Katholischen Jugend - empfehlen mittlerweile, kein Kind mehr schwarz zu schminken. Das Bistum Regensburg hat dazu eine eindeutige Meinung: "Jede Weise, die Freude der Kinder zu bevormunden oder ihren Eifer im Sinne welcher politischer Grabenkämpfe auch immer zu missbrauchen, ist einfach nur unpassend", sagt Clemens Neck. Wie die Kinder die Heiligen Drei Könige darstellen, "soll ihrer Freude, Phantasie und ihrer Kreativität überlassen bleiben."

"Da könnten wir auch eine Figur mit Rastalocken hinstellen"

Ähnlich sieht man es in Passau: Auch hier sind immer wieder Kinder unterwegs, die sich dabei schwarz schminken. "Diese Kinder tun das aus der Freude aus dem Glauben heraus und weil sie auch zeigen wollen, dass dieser Glaube in einer Welt auf allen Erdteilen zu Hause ist", erklärt Dr. Hans Bauernfeind. Daher gebe es vonseiten der Diözese auch keine Vorgaben, das Schminken zu unterlassen. Dass sich trotzdem immer weniger Kinder anmalen, könnte laut dem Dekan auch ganz andere, eher praktische Gründe haben: Denn geschminkt sei die Rolle des Melchior doch mit etwas mehr Aufwand und auch Schmutz verbunden.

Dekan Jörg Breu sagt zu der aufgeflammten Diskussion um die Sternsinger: "Die Sternsinger sind ja eher eine katholische Tradition. Bis ins 8. Jahrhundert gab es den schwarzen König gar nicht. Davor waren die drei Weisen aus dem Morgenland orientalisch." Breu findet den späteren, internationalen Gedanken zwar gut: "Es ist eine gute Idee, dass die heidnische Welt kommt und Christus erkennt, während das eigene Volk das nicht tut. Aber die Mohrenfigur braucht es heute nicht mehr", sagt er. "Da könnten wir genauso gut eine Figur mit Rastalocken hinstellen."