Hefeindustrie in Sorge

Engpässe bei Hefe-Rohstoff Melasse befürchtet


Quadratisch, praktisch, gut: Hefe ist momentan heiß begehrt.

Quadratisch, praktisch, gut: Hefe ist momentan heiß begehrt.

Von Redaktion idowa

Neben Klopapier und Desinfektionsmittel gehörte auch Hefe zu Beginn der Corona-Pandemie zu den begehrtesten Supermarktgütern überhaupt. Allzu oft standen Verkäufer vor leeren Regalen. Mittlerweile hat sich die Lage hier zwar etwas entspannt, doch neue Entwicklungen treiben der Hefeindustrie Sorgenfalten auf die Stirn. Demnach zeichnen sich bei einem der wichtigsten Hefe-Rohstoffe Engpässe ab.

Das teilte der Deutsche Verband der Hefeindustrie am Donnerstag mit. Laut Geschäftsführer Dr. Markus Weck müssen sich deutsche Hefehersteller in diesem Jahr darauf einstellen, dass ihre wichtigste Rohstoffquelle Melasse deutlich knapper werden wird. Bei Melasse handelt es sich um ein ein Nebenprodukt, das bei der Zuckerherstellung anfällt und als zähflüssiger brauner Sirup nach der Kristallisation übrig bleibt. Es wird bei der industriellen Fertigung von Hefe als Hauptrohstoff und natürliches Nährmedium eingesetzt.

Melasse besteht immer noch etwa zur Hälfte aus Zucker und aus pflanzlichen Inhaltsstoffen der Zuckerrübe. "Mit dieser Zusammensetzung deckt Melasse zum einen den Bedarf der Hefezellen an Energie in Form von Kohlenhydraten. Zum anderen stellt sie auch elementare Nährstoffe wie Kalium, Calcium, Magnesium sowie wichtige Spurenelemente und Vitamine zur Verfügung. Kein anderes Nährmedium weist diese Nährstoffkombination auf, um eine optimale Zellaktivität der Hefe zu erreichen", erklärt Maximiliane Overhage, die Pressesprecherin des Verbandes. Das macht Melasse zur wichtigsten Rohstoffquelle bei der Hefeherstellung.

In diesem Jahr muss laut Verbandschef Dr. Markus Weck jedoch damit gerechnet werden, dass die Verfügbarkeit von Zucker und damit auch von Melasse zurückgehen wird. Hintergründe sind laut Weck vor allem Verwerfungen auf dem europäischen Zuckermarkt, verursacht durch den Wegfall der EU-Zuckermarktordnung, und die anhaltende Dürre. Dazu kommt noch, dass Melasse nicht nur in der Hefeindustrie begehrt ist. Sie wird auch bei der Produktion von Agraralkohol eingesetzt und wandert dann als Biosprit in den Tank. Auch Tierfutterhersteller greifen laut Weck mittlerweile verstärkt auf Rübenmelasse zurück.

"Die Hersteller von Backhefe betrachten die eingeschränkte Verfügbarkeit von Melasse mit Sorge", so Weck. "Bereits jetzt ist festzustellen, dass sich die Weltmarktpreise für Rohrmelasse nahezu verdoppelt haben." Ob das in absehbarer Zeit auch Auswirkungen auf die Hefepreise haben wird? Dazu möchte der Verband keine Prognose abgeben. "Die Entwicklung muss weiter abgewartet werden", teilt Maximiliane Overhage mit. Eine Hefeknappheit befürchtet sie aktuell jedoch nicht.