Hautarzt im Interview

Was mit der Haut beim Tragen von Schutzmasken passiert


FFP2-Masken schützen den Träger wohl besser vor Corona, als die sogenannten Alltagsmasken.

FFP2-Masken schützen den Träger wohl besser vor Corona, als die sogenannten Alltagsmasken.

Von Redaktion idowa

Seit dem 18. Januar besteht in Bayern die FFP2-Maskenpflicht. Seither kursieren Meldungen über eine steigende Anzahl von Patienten mit Entzündungen im Gesicht. Was können hierfür Ursachen sein und wie kann man sich davor schützen? Idowa hat bei Prof. Dr. med. Philipp Babilas am Hautzentrum Regensburg nachgefragt.

Herr Professor Babilas, ist es zutreffend, dass sich Viren, Bakterien und Pilze unter den feucht-warmen Bedingungen eines Mund-Nasen-Schutzes "pudelwohl" fühlen?

Prof. Dr. med. Philipp Babilas: Das kann ich bestätigen. Das liegt daran, dass Keime keine Trockenheit mögen und sich ab einer gewissen Luftfeuchte und damit auch Feuchte der Hautoberfläche besser vermehren können.

Was geschieht also mit der Haut beim Tragen einer Schutzmaske?

Prof. Dr. med. Babilas: Dadurch verschiebt sich das Keimspektrum. Wir haben beispielsweise in Achselhöhlen oder Hautfalten ein anderes Keimspektrum als auf der frei zugänglichen Haut. Durch das Tragen der Maske findet eine Veränderung des Mikro-Millieus statt. Unter der Maske ist es wärmer und feuchter. Dann quillt die Hornschicht auf und dadurch verändert sich das Mikromilieu und damit das Keim-Spektrum. Man kann sich das so ein bisschen vorstellen, wie ein Biotop, das langsam kippt.

Was kann das für Folgen haben?

Prof. Dr. med. Babilas: Das kann dazu führen, dass kleine Entzündungen und Juckreiz entstehen. Das wiederum führt dazu, dass der Patient reibt oder kratzt. Dadurch wird dann wieder die Hautbarriere verändert oder punktuell zerstört. Dies hat wieder Folgen für das Hautmilieu und damit für das Keimsprektrum. Keime können in tiefere Hautschichten vordringen und sich dort weiter vermehren.

Ist es demzufolge schlechter für die Haut, je undurchlässiger eine Schutzmaske ist?

Prof. Dr. med. Babilas: Da haben Sie vollkommen Recht. Wenn die Maske weniger durchlässig ist, verstärkt sich der Okklusions-Effekte, im Prinzip wie bei einem Gewächshaus. Das beißt sich natürlich mit dem, was im Moment unsere Aufgabe ist: Uns durch hochwertige Masken zu schützen.

Prof. Dr. med. Philipp Babilas ist Dermatologe am Hautzentrum Regensburg.

Prof. Dr. med. Philipp Babilas ist Dermatologe am Hautzentrum Regensburg.

Welche Rolle spielt denn die Tragedauer dabei?

Prof. Dr. med. Babilas: Im Normalfall ist es so, dass die meisten Menschen sowohl durch eher kurze Tragezeiten der Maske als auch durch eine gewisse Robustheit der Haut keine Probleme mit dem Tragen der Masken haben. Der Großteil meiner Patienten kommt damit gut klar. Aber es gibt natürlich auch empfindlichere Menschen oder Menschen mit einer Vorschädigung der Haut, die dann teils erheblich mit dem Tragen des Masken zu kämpfen haben.

Hatten Sie auch schon mit Patienten zu tun, die mit Entzündungen oder Rötungen wegen der Schutzmaske zu Ihnen in Behandlung gekommen sind?

Prof. Dr. med. Babilas: Ja, natürlich. Solche Fälle begegnen mir immer wieder.

Wie werden solche Symptome denn behandelt?

Prof. Dr. med. Babilas: Man macht in der Regel einen Abstrich, um zu schauen, um welches Keimspektrum es sich jeweils handelt. Dann versucht man, die Hautbarriere wieder aufzubauen. Dafür gibt es entsprechende Cremes oder spezielle Lösungen für die Haut. Auf diesem Weg versucht man, die Haut wieder in die richtige Balance zu bringen und das Keimspektrum wieder einzubremsen.

"Wichtig ist natürlich auch, dass die Schutzmaske regelmäßig gewechselt wird"

Ist es denn ratsam, vor der Anwendung der Maske entsprechende Cremes ins Gesicht zu schmieren, um so womöglich den Schutz vor Entzündungen zu erhöhen?

Prof. Dr. med. Babilas: Grundsätzlich sollte man darauf achten, dass die Hautoberfläche gut gepflegt und nicht schuppig oder rissig ist. Gerade bei den winterlichen Temperaturen darußen und der trockenen Heizungsluft innen kann dies schnell passieren. Man sollte also die Haut durch eine rückfettende Pflege so präparieren, dass die Hautbarriere maximal unterstützt wird. Wichtig ist natürlich in dem Zusammenhang auch, dass die Schutzmaske regelmäßig gewechselt wird und sich die Keime nicht Tag für Tag in der Maske vermehren.

Wozu raten Sie Menschen, die durch das Tragen der Schutzmaske Veränderungen an ihrer Haut feststellen?

Prof. Dr. med. Babilas: Idealerweise sollten Betroffene direkt zum Hautarzt gehen, anstatt in Selbstversuchen, überspitzt formuliert, den "Giftschrank" der heimischen Creme-Apotheke durchzuprobieren. Denn durch die falschen Cremepräparate können sich die Symptome unter Umständen sogar noch verstärken.

Wie weit verbreitet sind denn Allergien gegen Inhaltsstoffe in den Schutzmasken?

Prof. Dr. med. Babilas: Das gibt es natürlich auch, ist aber sehr selten. Allergische Reaktionen können prinzipiell durch jeden Inhaltsstoff der Maske ausgelöst werden, zum Beispiel durch Metall oder Plastik des Nasenbügels, durch Bleichmittel oder die Imprägnierung des Stoffes. Aber Reaktionen dieser Art sind wie gesagt die Ausnahme.

"Akne kann sich durch Schutzmaske verschlechtern"

Wie verhält es sich denn mit bereits bestehenden Hautkrankheiten wie etwa Akne oder Neurodermitis? Können sich diese Krankheitsbilder durch das häufige Tragen einer Schutzmaske verschlechtern?

Prof. Dr. med. Babilas: Ja, auch das kann passieren. Eine Akne kann sich durch die Schutzmaske verschlechtern, wobei das Ausmaß der Verschlechterung relativ gering ist, wenn sich die Patienten bereits in einer qualifizierten Therapie befinden. Gleiches gilt für die Neurodermitis. Auch da können wir die Beschwerden durch eine stringente Therapie in der Regel gut abfangen.

Gibt es Hautkrankheiten, die eine Befreiung von der Maskenpflicht ermöglichen?

Prof. Dr. med. Babilas: Das ist wirklich eine Rarität. Im Normalfall bekommt man die Probleme in den Griff, indem man den Betroffenen berät, welches Produkt er wählen sollte und wie er sich idealerweise verhält. Ich persönlich habe noch keine einzige Befreiung von der Maskenpflicht attestiert.

Welche Bereiche können denn durch die Schutzmaske besonders stark beansprucht werden?

Prof. Dr. med. Babilas: Ich stelle oft fest, dass der Riemen hinter dem Ohr ein Problem darstellt. Hier entstehen häufig Reizungen bis hin zu kleinen Rissen in der Haut. Sei es am oberen Teil oder auch am kompletten hinteren Teil des Ohres. Das entsteht durch die häufig sehr eng anliegenden Riemen. Auch hier gilt es, durch eine entsprechende Therapie eine Eskalation zu verhindern.